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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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der Fluglinien dieser Welt erreicht. Der Karte in Carls Kopf zufolge befanden sie sich ungefähr dort, wo die Mongolei, China, Kasachstan und das sibirische Rußland zusammenstoßen. Wenn man sich vor eine Karte Asiens stellt und es schafft, mit einem Pfeil genau die Mitte zu treffen, würde man hier landen. Südlich dieser Stelle gibt es auf Tausenden von Kilometern keinerlei Flugverbindung.
    Es hatte ein paar Stunden gedauert, um von Barnaul aus Gorno Altaj zu erreichen. Sie hatten zwanzig Minuten Aufenthalt in der kleinen Hauptstadt der Republik namens Gorno-Altajsk. Dort sah es aus wie auf dem Flugplatz des schwedischen Skellefteå, wenn auch grauer; überall waren mit Löwenzahn bewachsene Spalten im Beton.
    Während der Fahrt hatte Jurij Tschiwartschew voller Feingefühl die neuen Regeln erklärt, die für die Jagd in der autonomen Republik galten. Es war nicht mehr möglich, einfach zu erscheinen, sich als Generalleutnant vorzustellen und dieses oder jenes zu fordern. Inzwischen sei die Jagd nämlich biznizz geworden und auf eine eigenartige Weise ebenfalls privatisiert. Sie hätten also wie x-beliebige Fremde eine Jagdreise gekauft. Die Bezahlung solle am liebsten in Dollar erfolgen.
    Als Jurij Tschiwartschew mit seiner umständlichen Erklärung so weit gekommen war, ging Carl endlich ein Licht auf. Er versicherte eilig, was die Ausgaben angehe, wolle er mehr als gern für sie geradestehen. Die Hauptsache sei, daß sie endlich verwirklichen könnten, was sich früher immer wie ein Scherz angehört habe. »Wenn alles vorbei ist, Genosse, mußt du nach Sibirien kommen und mit mir auf die Jagd gehen.« Jetzt seien sie endlich hier. Die Jagd stehe tatsächlich bevor, und ein paar elende Dollar hin und her spielten nicht die geringste Rolle.
    In der Maschine waren ungefähr zwanzig Passagiere gewesen. Die Hälfte waren Mongolen, die Hälfte Russen, was hier oben an der Grenze zur Mongolei ungefähr der Zusammensetzung der Bevölkerung entsprach. Jurij Tschiwartschew und Carl hatten ganz vorn in der Maschine gesessen. Carl hatte seine Taschen vor sich abgestellt und die Füße darauf gelegt. Erst nach einiger Zeit war ihm aufgefallen, daß er beim Einchecken unten in Barnaul einen Metalldetektor passiert hatte. Er hatte Schlüsselbunde und anderes wie gewohnt vorzeigen müssen, anschließend aber Munition und Waffen in die Flugkabine mitnehmen dürfen.
    Nachdem sie nach der Landung ihr Gepäck umständlich aus der Maschine geholt hatten, wurden sie von zwei russischen Jägern abgeholt. Jurij Tschiwartschew begrüßte sie herzlich und vertraut, ohne ganz die Distanz zu verlieren. Es wirkte wie ein sozialer Drahtseilakt.
    Als die beiden Russen mit dem Gepäck zu einem grünen Jeep gingen, der neben dem Eingang der ungestrichenen Bretterbude stand, flüsterte Jurij Tschiwartschew zur Erklärung, die beiden seien neuerdings ganztägig als Jäger tätig, aber vor fünfundzwanzig Jahren hätten sie seinem Befehl unterstanden, nämlich 1968 in Prag. Sie seien aus der Gegend. Beide seien früher hervorragende Soldaten gewesen.
    Carl fragte leicht mißgelaunt, ob sie jetzt ständig mit Kindermädchen jagen sollten (was es ihm erschweren würde, seinen Auftrag in Angriff zu nehmen). Jurij Tschiwartschew meinte leichthin, man werde sehen. Wenn sie erst einmal da seien, könne alles mögliche passieren. Sie hätten nämlich noch einen weiten Weg vor sich.
    Carl mißverstand die Bemerkung über den weiten Weg und glaubte, sie müßten noch lange in dem engen, dahinrumpelnden Jeep sitzen. Er versuchte sich so hinzusetzen, daß die Bewegungen des Wagens an den Operationsnarben möglichst wenig Schmerzen verursachten, und versuchte, sich mit Hilfe der Aussicht abzulenken.
    Sie fuhren durch eine Ortschaft, die wie ein gewöhnlicher Wintersportort aussah. Überall standen helle kleine Holzhäuser, die nicht gestrichen waren, aber bemalte Fensterrahmen hatten.
    Zu Carls Erstaunen war die Fahrt mit dem Jeep bald zu Ende. Sie erreichten eine Art Lager, in dem man ein paar Häuser nach dem Vorbild von Zelten errichtet hatte. Sie bestanden aus hellem Holz und hatten spitze Dächer.
    Die beiden Russen zerrten an Carls Gepäck und trugen es nach und nach in eins der zeltähnlichen Häuschen. Es mußte sich um eine Art Jagdzentrum der Region handeln. Die Häuser wurden für den Tourismus erbaut. Die zu erwartenden Ausländer, die das Geld bringen sollten, würden zwar unglaublich unbequem, aber romantisch wohnen.
    Natürlich war in einem

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