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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Mariner an Bord zu haben, fügte Carl hinzu.
    »Soldaten! Mir nach! Betrachtet es als eine gewöhnliche Luftlandeoperation!« brüllte Jurij Tschiwartschew mit einem dröhnenden Lachen. Dann hob der Hubschrauber ab. Zunächst ein wenig torkelnd, als wollte sich der Pilot einen Scherz mit ihnen erlauben, bevor er gleichmäßig an Geschwindigkeit gewann und steil zur nächstgelegenen Bergspitze aufstieg.
    Carl versuchte, durch das beschlagene und halb verrußte runde Fenster zu sehen, um einen besseren Eindruck von der Landschaft zu gewinnen. Dort unten in den Tälern glänzten Flüsse in Grün-Blau-Grau. Die Farben deuteten an, daß sie von Gletschern gespeist wurden. Die Wälder bestanden überwiegend aus hohen Nadelbäumen, Tannen, soviel Carl sehen konnte, aber es konnten sich auch einige Lärchen darunter befinden. Nirgendwo sah er Bebauung. Schon nach wenigen Minuten Flug befanden sie sich ohne Zweifel über reiner Wildnis.
    Schon bald landeten sie in dem Lager, das ihre Jagdführer das höchste Lager nannten. Es bestand aus einem großen Armeezelt und einigen kleineren Zelten, die mit Öfen geheizt wurden.
    Zehn oder zwölf Mann waren damit beschäftigt, ein kleines Häuschen zu bauen, das bei der Ankunft der hohen ausländischen Gäste in ein paar Tagen hätte fertig sein sollen. Die Hälfte der Männer waren Mongolen. Jurij Tschiwartschew und Carl begrüßten die Männer, während der Hubschrauber lärmend abhob und Kurs auf Ust-Koksa unten im Tal nahm. Für sie erwiesen sich die hohen ausländischen Dollar-Jäger zunächst sichtlich als Enttäuschung. Sie hatten sich offenbar auf dicke Engländer mit Schnurrbart und lustigen kurzen Hosen oder derlei gefreut. Man hatte sogar einen mageren jungen Studienreferendar aus Barnaul eingestellt, der Englisch sprach.
    Carl grüßte höflich auf englisch, als er dem jungen Mann die Hand gab, und wechselte dann sofort wieder ins Russische.
    Man trank der guten Form halber gemeinsam einen Tee, doch dann wandten sich die Mongolen wieder ihren Bauarbeiten zu und die Russen anderen Beschäftigungen, die jedoch unklarer waren.
    Es war später Nachmittag. An diesem Tag kam ein Jagdausflug nicht mehr in Frage, da alle Pläne von dem stinkenden orangefarbenen Hubschrauber zunichte gemacht worden waren, der vielleicht einmal der Aeroflot gehört hatte oder ihr immer noch gehörte. Sie waren in der totalen Wildnis. Mit ihren unendlichen weichen Steigungen ähnelte die Landschaft manchen Alpengegenden. Sie befanden sich hier oberhalb der natürlichen Baumgrenze. Die Vegetation beschränkte sich auf Grashänge, Heidekraut oder Felder mit Zwergbirken. Unterhalb des Lagers befand sich ein Hain hoher Lärchen.
    Sie hatten gerade gegessen und die Zeit bis zum Schlafengehen war noch lang. Es blieb kaum etwas anderes zu tun, als ein paar gute Schlucke zu nehmen und Jagdgeschichten zu erzählen. Als Carl diesen Vorschlag machte, wurde ihm nicht widersprochen, doch gejubelt wurde auch nicht. In einem letzten Anlauf schleppte Carl den jungen Studienreferendar mit in das große Küchenzelt, in dem ein selbstgebastelter Tisch und genügend Stühle standen. In der Hand hielt er eine seiner seit kurzem sehr speziellen Whisky-Sorten, die er eher aus nostalgischen als praktischen Gründen bei der Ausreise auf dem Flughafen Arlanda erstanden hatte.
    Die Russen tranken den Whisky natürlich, als wäre er Wodka. Sie starrten mißtrauisch, fast feindselig auf das hellbraune Getränk, das dennoch kein Wodka war. Carls einundzwanzig Jahre alter Feinschmecker-Whisky verschwand so nach nur wenigen Grimassen-Übungen. Denn mochte der schottische Malt-Whisky dem Geschmack dieser Gesellschaft keineswegs entsprechen oder auch nur ihren Hoffnungen, so bleibt Schnaps doch Schnaps. Bald kam jemand auf die brillante Idee, man sollte diesen Cognac, oder was es war, mit etwas Wodka herunterspülen.
    Mit dem Schnaps verschwand natürlich auch die Schüchternheit der Jäger und des inzwischen gar nicht mehr so notwendigen Studienreferendars aus Barnaul. Jurij Tschiwartschew erzählte fröhlich und ungeniert, wer Carl sei, nämlich ein ehemaliger Feind Rußlands, ein Spion und ein äußerst schwer zu fangender Spion dazu. Dann erzählte er eine Geschichte, die nicht einmal Carl zuvor gehört hatte. Er habe einmal versucht, Carl zu töten, doch das Ganze sei geplatzt, weil man ein Foto von Carl viel zu spät bekommen habe. Um ein Haar hätte man in der Eile den falschen Mann getötet.
    Der laute, fröhliche Bär

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