Im Namen Ihrer Majestät
der Häuser eine üppige Mahlzeit aufgetischt. Die Gäste sollten sich sofort mit ihren Jägern dort einfinden, um den Chefjäger der Region und dessen Assistenten kennenzulernen. Beide waren Mongolen. Der Assistent war so betrunken, daß er Jurij Tschiwartschew und Carl in einer mongolischen Sprache ansprach, von der sie kein Wort verstanden.
Draußen auf dem Hof stand ein Hubschrauber, an dem drei Mann Wartungsarbeiten vornahmen. In einem weiten Umkreis um die verrußten und verschwitzten Männer lagen Maschinenteile herum.
Die Speisen, die ihnen serviert wurden, erinnerten Carl an den Nahen Osten. Es waren Grillspieße mit Joghurt und Salat, nichts, was auch ein Europäer nicht bewältigen konnte. Alle stürzten sich stumm, aber eifrig auf das Essen, während Mongolinnen nach und nach mehr auftrugen.
Beim Essen betrachtete Carl interessiert die beiden Russen, die sie offenbar begleiten sollten. In Gedanken nannte er sie der Wolf und der Bär. Der Wolf hieß Alexander, also Sascha. Er war ein kleiner, sehniger, dunkler und sehr ernster Mann. Der zweite, Valerij also Valerja, schien dessen genaues Gegenteil zu sein. Sein gewaltiger Körper strahlte Kraft aus, er hatte wehmütige blaue Augen und ein dröhnendes Lachen.
Nachdem sie eine Weile gegessen hatten, erkundigte sich Carl vorsichtig, worauf die Pläne eigentlich hinausliefen. Sollten sie nicht hier jagen?
Nein, hier natürlich nicht. Sie müßten höher hinauf in das Land des Steinbocks. Es liege etwa drei Tagesritte entfernt.
Carl erbleichte. Sechs Tage zu Pferde allein für Hin und Rückweg waren nicht das, worauf er sich eingestellt hatte. Vor allem störte es ihn, weil es unproduktive Zeit war, aber außerdem fühlte er sich nicht stark genug für diese Strapaze.
Er aß eine Zeitlang nachdenklich weiter, sichtlich so unzufrieden mit dem, was er erfahren hatte, daß das Gespräch am Tisch fast erstarb. Dann hatte er plötzlich eine Idee und fragte, ob man den Hubschrauber da draußen nicht verwenden könne.
Zu seiner Freude schien es nicht unmöglich zu sein, denn die vorsichtigen Einwände, die er zu hören bekam, besagten nur, daß der Hubschrauber von Aeroflot für die Bedürfnisse der frisch etablierten Jagdorganisation geleast sei. Auf jeden Fall müsse man zusätzlich bezahlen, und die Bezahlung müsse in Dollar erfolgen. Dann bleibe noch die Frage, was die Hubschrauberbesatzung dazu meine.
Carl zerrte optimistisch an seinem Grillspieß und fragte, wie lange der Flug dauern werde. Nach einer kurzen Beratung, bei der der betrunkene Mongole plötzlich unter den Tisch fiel, ohne daß jemand davon Notiz nahm, kam man zu dem Ergebnis, daß ein einfacher Flug etwa dreißig oder vierzig Minuten dauern werde. Pferde gebe es oben in den Bergen genug. Aber man dürfe dann nur so viel Gepäck mitnehmen, daß man notfalls wieder ins Tal reiten könne, falls der Hubschrauber aus irgendwelchen Gründen ausfalle.
»Entschuldigen Sie mich, meine Herren«, sagte Carl mit einem dünnen Lächeln und erhob sich. »Ich glaube, ich muß kurz mal raus.«
Er schlenderte zur Hubschrauberbesatzung und stellte sich als schwedischer Jäger vor. Er heimste wie selbstverständlich das erstaunte Lob ein, er spreche wie ein Russe, und erklärte, er sei Militär. Er äußerte die Vermutung, daß auch die Herren Militärs seien, was sie selbstverständlich waren. Er fragte, wie es so laufe, und erhielt zur Antwort, sie wollten bald ein paar Proberunden drehen, um zu sehen, ob sie das Problem gelöst hätten. Dann kam Carl direkt auf sein Anliegen zu sprechen. Falls der Hubschrauber zur Zufriedenheit funktioniere – seien dreihundert Dollar genug für einen Flug zu dem hochgelegenen Jagdlager, bevor die Herren in die Sauna gingen und sich anderen Vergnügungen zuwandten?
Die Verhandlung geriet kurz, aber eifrig.
Eine Stunde später saßen sie alle im Hubschrauber, verstaut unter Brettern und Baumaterial, die ohnehin zu dem Lager hinauf mußten.
Die beiden russischen Jäger Alexander und Valerij sahen nur mäßig amüsiert aus, als sie dahockten und ihre Pferdesättel umarmt hielten, doch Carl und Jurij Tschiwartschew riefen ihnen durch das Dröhnen der schwirrenden Rotorblätter hindurch ironische Bemerkungen zu. Sie versicherten, kein russischer Flieger wolle nur deshalb abstürzen, weil er lausige Leute der Armee geladen habe. Dann werde er für das Vergnügen selbst mit dem Leben bezahlen. Und ein russischer Flieger würde nicht mal für das Vergnügen sterben, einen
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