Im Namen Ihrer Majestät
schließlich auf eine Weise zu ertränken, die in der Medizingeschichte unbekannt war.
Seine Spezialität bei British Aerospace in Warton, Lancashire, war die Entwicklung besserer Kommunikationsmethoden zwischen verschiedenen EDV-Systemen bei dem Waffensystem, das allgemein Eurofighter genannt wird, einem von Deutschland, Großbritannien und Italien gemeinsam betriebenen Entwicklungsvorhaben für ein Kampfflugzeug.
In jedem westeuropäischen Land hätten die Massenmedien sich jetzt gegenseitig in mehr oder weniger düsteren Spekulationen übertroffen, wie es möglich sei, daß die Nation schon wieder von einer neuen Welle bizarrer Selbstmorde in der Rüstungsindustrie betroffen ist. So natürlich auch in Großbritannien.
Es fällt nicht schwer, sich einige spannende und attraktive spekulative Erklärungen etwa in der schwedischen, der deutschen oder amerikanischen Presse vorzustellen:
Der Feind ist verrückt geworden und will die intellektuellen Ressourcen unserer Verteidigung beseitigen. Der Feind ist wahrscheinlich Rußland, und folglich hat Jelzin seine Militärs nicht mehr unter Kontrolle, die inzwischen in der Technologie weit hinterherhinken. Aus diesem Grund sind sie darauf verfallen, die Konkurrenz auf etwas drastischere Weise in die Schranken zu weisen.
Oder: Bei den Toten handelt es sich um russische Spione, die nicht mehr für Moskau arbeiten wollten. Sie wurden »geselbstmordet«, damit sie keine Zeit mehr haben, die eigenen Sicherheitsorganisationen zu alarmieren.
Etwa so hätten die Zeitungen anderer Länder der westlichen Welt spekuliert. Aber in England ist eben alles ein bißchen anders.
Die beliebteste Erklärung unter den Journalisten, die über die Selbstmordwelle der Jahre 1983 bis 1989 berichtet hatten, wäre außerhalb Englands undenkbar gewesen. In Großbritannien hieß es, daß die Behörden des eigenen Staates potentielle Sicherheitsrisiken ermordet hätten. Es handle sich mit anderen Worten um eine aus Sicherheitsgründen erfolgte Sanierung des Korps der Staatsangestellten oder der Angestellten in der Rüstungsindustrie.
Eine amerikanische, schwedische oder deutsche Zeitung, die mit einer solchen Erklärung an die Öffentlichkeit gegangen wäre, wäre sowohl von ihren Lesern wie von anderen Medien glatt ausgelacht worden.
In Großbritannien lachte man nicht. Hingegen verlagerte sich der Ereignisverlauf jetzt zwangsläufig ins Parlament, wo zunehmend aggressive und impertinente Fragen an den Verteidigungsminister gerichtet wurden. Darunter auch Fragen, die in vollem Ernst Auskunft darüber verlangten, unter welchen Umständen der Geheimdienst Ihrer Majestät oder andere staatliche Organe britische Staatsbürger hinrichteten.
2
Die Publizität in der Los Angeles Times übertraf Carls Erwartungen bei weitem. Irgendwie war es beinahe zu gut.
Erstens hatte das Blatt, von der sogenannten Exklusivität leicht berauscht, das Interview mit Carl, seiner kalifornischen Ehefrau und dem jungen Stan groß auf der ersten Seite aufgemacht, mit Fotos, die den Eindruck erweckten, der Leser betrachte die glückliche Wiedervereinigung einer Familie (worauf in eingestreuten kleinen Schnipseln Carls mehr oder weniger sinnlose Kommentare zu Dingen folgen, die er eigentlich nie kommentiert hatte).
Zweitens brachte das Blatt am folgenden Tag noch eine Fortsetzung, mit Fotos des Hauses in Santa Barbara, des nicht ganz glücklichen Vaters und Stans in einer Art Schuluniform. Wahrscheinlich war es ein Klassenfoto, das bei irgendeiner Abschlußfeier aufgenommen worden war.
Stans Vater wurde mit der sehr offenen amerikanischen Interviewtechnik konfrontiert. Was für ein Gefühl sei es, bei einem Sorgerechtsstreit einen internationalen bekannten Kriegshelden zum Gegner zu haben, dem soeben das Navy Cross zuerkannt worden war?
Das ist ja ganz nett, aber was für ein Handicap hat er beim Golf?
Habe der erwähnte Kriegsheld nicht überdies die Wachhunde des Hauses in Stücke gerissen, die offenbar durch ein unglückliches Versehen frei herumliefen und wohl nicht nur ihren Job, sondern auch die Fähigkeit des Gegners verkannt hätten, mit Hunden umzugehen?
Aber gewiß. Die Hunde hatten einige intellektuelle Schwächen.
Ob neue Hunde angeschafft worden seien? Ja. Aber die sind besser in Form.
Kann man eine Revanche erwarten?
Auf keinen Fall. Ein Tierfreund würde sich so etwas nie erlauben.
Wie sieht der nächste Schritt im Sorgerechtsstreit aus?
Jetzt hören Sie mal zu, ja! Geben Sie mir doch eine
Weitere Kostenlose Bücher