Im Namen Ihrer Majestät
Angus Hamilton, schrieb sehr freundlich, etwas umständlich und von Hand. In zehn Tagen werde er in seiner Residenz Lennoxlove einen kleinen Empfang geben, und zwar aus Anlaß des Erscheinens seines Buches über Maria Stuart: Mary Queen of Scots, The Crucial Years (ISBN 1-85158-3637); ein Exemplar des Buches folge mit getrennter Post. Als Oberhaupt aller Hamiltons der Welt sei es ihm angenehm, von Zeit zu Zeit Clan-Angehörige von nah und fern einzuladen. Es wäre ihm ein großes Vergnügen, wenn der Herr Flotillenadmiral ihm mit Ehefrau Teresia die Ehre erweisen wolle, zu dem genannten Datum Lennoxlove zu besuchen. Es werde ein großes Essen geben, traditionelle schottische Unterhaltung und so weiter.
»Er wagt offenbar nicht, offen zu sagen, daß wir Dudelsackmusik zu hören bekommen«, kicherte Tessie. »Natürlich fahren wir hin.«
»Aber ja, selbstverständlich«, murmelte Carl zerstreut. »Es ist aber dreihundert Jahre her, seit ich Schotte war, und ich habe nicht die blasseste Ahnung, wie man sich da benimmt.«
»Du bist doch Offizier des Nachrichtendienstes, finde es heraus!« sagte Tessie in ironischem Befehlston und überreichte ihm einen schreienden kleinen Sohn, der neue Windeln brauchte.
Carl machte sich daran, die Windeln zu wechseln. »Der Herzog will wahrscheinlich nur ein bißchen Werbung für sein Buch. Die können wir ihm gern bieten«, brummte er.
»Warum mußt du bei anderen Leuten immer nach versteckten Motiven suchen? Vielleicht ist er nur neugierig auf sein Clan-Mitglied Hamilton. Vielleicht will er nur nett sein«, wandte Tessie ein.
»Das eine schließt das andere nicht aus«, entgegnete Carl, während er schnell das neue Windelpaket verschnürte und mit dem Sohn auf dem Arm nach der Babyflasche griff. Dann sank er in einen knarrenden Sessel. »Aber das heißt doch nicht, daß wir naiv sein müssen. Er will, daß Journalisten zu seiner Buchpräsentation kommen. Das ist ja wohl so üblich. Aber gut, es macht vielleicht Spaß, seinen schottischen Wurzeln nachzugehen, obwohl ich nicht gerade das Gefühl habe, Dudelsackmusik im Blut zu haben. Die Sache mit Arafat ist schon ein bißchen kühner, aber ich glaube, ich werde auch dort zusagen. Carl Bildt wird durchdrehen.«
Bei diesen Worten sah er sehr zufrieden aus, und Tessie überlegte einen Moment, bis sie schließlich nachfragte.
Carl zufolge war es offensichtlich: Arafat hatte natürlich die amerikanische Darstellung gelesen, die in der Washington Post gestanden hatte. Der Artikel erweckte den Eindruck, als wären bestimmte, für den Frieden höchst wertvolle Einsätze von den USA organisiert worden und schwedische Marineoffiziere hätten diese unterstützt. Doch so einfach sei es nicht. Wenn er, Carl, jetzt nach Tunis reise und sich dort der Öffentlichkeit stelle, könne er ebensogut Tessie die Einzelheiten erzählen, erklärte Carl unschuldig.
Sie hätten diese Bombe nie ausfindig machen und zerstören können, wenn der Nachrichtendienst der PLO nicht mit einem entscheidenden Einsatz geholfen hätte. Wenn man die Einsätze irgendwie nach ihrer Wichtigkeit bewerten solle, würde die PLO unter den drei beteiligten Parteien wahrscheinlich an erster Stelle landen, Schweden auf dem zweiten Platz und die USA auf dem letzten.
»Nicht dem letzten, auf einem ehrenvollen dritten Platz, das bedeutet Bronzemedaille«, korrigierte Tessie.
Wie auch immer. Arafat fühlte sich natürlich um eine Menge politisches Ansehen betrogen. Sein Motiv, sich überhaupt an einer Intrige gegen einen arabischen Bruder zu beteiligen, wie es in arabischer Rhetorik heißen würde, war der Wunsch, vor allem in Washington politische Pluspunkte zu sammeln. Er wollte die Verhandlungsposition der PLO stärken. Folglich wollte er jetzt Washingtons Medaillentrick mit einem ebenso einfachen Kunstgriff wiederholen. Indem er Carl die Medaille umhängte und eine Ansprache hielt, würde er die Möglichkeit erhalten, die amerikanische Geschichtsschreibung zu korrigieren, und das war die Absicht der ganzen Veranstaltung.
Carl verstummte und widmete sich eine Zeitlang konzentriert seinem Sohn und der Flasche. Dann lachte er plötzlich auf, als wäre ihm etwas eingefallen. Als Tessie ihn fragend anblickte, antwortete er sofort.
»Also, die Dinge liegen so«, gluckste er leise. »Wenn wir ganz förmlich sein wollen, wie es in meinen Kreisen ja unleugbar üblich ist, darf ich ohne Genehmigung meiner Regierung, also des Ministerpräsidenten, von einem fremden Staat keine
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