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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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der ehemaligen Sowjetunion.
    Den Ermittlungen der Washington Post zufolge sei es dem schwedischen Admiral Carl Hamilton, dem operativen Chef des Unternehmens, gelungen, die Kernwaffenträume des libyschen Diktators Moammar Gaddhafi zu vereiteln. Die Bombe sei irgendwo in den Grenzregionen zum Tschad in einem Feuerball vernichtet worden.
    Die einzige offene Quelle, die das Blatt zitierte, war der schwedische Ministerpräsident. Sein Name war falsch geschrieben worden. Seine Worte waren, daß es angesichts solcher alles überschattenden internationalen Probleme auf schwedischer Seite keinerlei Zögern gebe, mit allen verfügbaren Mitteln an dem Kampf für eine Weltordnung ohne Terror und so weiter teilzunehmen.
    Tessie knallte die Zeitung auf den Küchentisch, als sie von ihrer Einkaufsrunde in Stockholm zurückkehrte; einer der Gründe, weshalb sie an jedem zweiten Tag in die Stadt fuhr, um dort einzukaufen, war ihr Wunsch, amerikanische Zeitungen zu lesen.
    Carl war gerade dabei, Zwiebeln zu schneiden, und nebenbei eine Babyflasche zu erwärmen. Er fühlte sich vollkommen unschuldig und konnte Tessies Empörung zunächst nicht verstehen. Er überflog den Artikel, nickte und sagte, nichts davon sei falsch, doch andererseits sei es eine etwas vereinfachte Darstellung. Was sei schon dabei? Er hatte die Frage absichtlich auf schwedisch gestellt und nicht auf englisch, obwohl es sich um einen englischen Text handelte.
    Doch auf diesen Trick fiel Tessie nicht herein.
    »Was soll das heißen, was ist schon dabei?« begann sie auf englisch und zeigte mit der ganzen Hand und der Handfläche nach oben auf den Zeitungstext. »Du bist letzten Sommer also in Libyen gewesen und hast so eine verdammte Atombombe gesprengt? Ich weiß nicht mal mehr, was du damals behauptet hast, aber es ist darum gegangen, so eine gottverdammte Atombombe in die Luft zu jagen! Sollen wir uns für das Haus Geigerzähler anschaffen?«
    »Mach dir wegen eines Geigerzählers keine Sorgen«, sagte er mit einem vorsichtig unterdrückten Lächeln. »Das ist schon erledigt. Ich bin von Kopf bis Fuß untersucht worden. Ich bin wahrscheinlich bedeutend reiner als der geräucherte Rehschinken in der Speisekammer, der schlimmstenfalls sogar aus Gävle kommt.«
    »Gävle!« fauchte sie mit blitzenden Augen. »Was meinst du mit Gävle?«
    »Tschernobyl«, erwiderte er lakonisch. »Der radioaktive Niederschlag aus Tschernobyl wurde von Pilzen aufgenommen. In der Gegend von Gävle ist besonders viel davon niedergegangen. Rehe fressen Pilze, und aus diesem Grund mißt man noch heute jedes Stück Wild aus Gävle, und der Argumentation halber können wir sagen, mit Geigerzählern.«
    Er sah ihr an, daß er sie jetzt durch ein Lachen aus dem Gleichgewicht bringen konnte, und wechselte deshalb ins Schwedische.
    »Ich bin reiner als ein Rentier«, sagte er und breitete die Arme aus. In der einen Hand hielt er das Messer mit den Zwiebelresten, in der anderen eine halbe Zwiebel.
    Sie lachte laut los. Es war unwiderstehlich.
    Sie lachte und winkte abwehrend mit der Hand, damit er gar nicht erst sagte, was unweigerlich kommen würde, nämlich daß ohnehin alles vorbei sei. In San Diego würde es nicht mehr so sein wie bisher, daß sie nur unvollständige Informationen in kleinen Portionen erhielt.
    Die inzwischen zwei Tage alte Darstellung der Washington Post über amerikanischen Heldenmut im Kampf für Frieden et cetera, wenn auch mit ein wenig schwedischem Beistand, war vermutlich auch in anderen Medien breitgetreten worden, zum Beispiel unzählige Male bei CNN.
    Damit ließ sich vielleicht eine der beiden unerwarteten Einladungen, die sie am nächsten Tag in ihrer privaten Post fanden, erklären. Die Einladungsschreiben waren auffallend ähnlich, obwohl die Absender höchst unterschiedlich waren.
    Der eine Brief kam von dem Botschafter der Palästinensischen Befreiungsbewegung PLO in Stockholm. Jassir Arafat äußerte über seinen Botschafter den Wunsch, Carl in Tunis zu sehen, wo er mit etwas behängt werden sollte, was »Palästinensische Ehrenlegion« genannt wurde.
    Der zweite Brief kam von einer Person, die sich als Herzog von Hamilton in Lennoxlove in Schottland vorstellte.
    Bei beiden Einladungen schien es sich um ziemlich harmlose gesellschaftliche Ereignisse zu handeln. Carl sah bei Arafats Einladung jedoch einen großen Pferdefuß, bei der des Herzogs einen etwas kleineren.
    Der Herzog, der einen Namen trug, der an ein besonders leckeres Rinderfilet erinnerte,

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