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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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erklären, doch seine Gefühle sträubten sich dagegen. Er war in seinem ganzen Leben noch nie in die Nähe einer Frau gekommen, die er so bewunderte wie Carmen. Sie besaß wirklich alles, abgesehen von guter bürgerlicher Moral, was er jedoch mühelos übersehen konnte.
    Luigi vermutete, das Fehlen heftiger Verliebtheiten in den letzten Jahren beruhte darauf, daß er seit seinem Wehrdienst in Schweden in geheimen Diensten gearbeitet hatte. Er hatte schriftlich versichert, er werde nie Informationen nach außen dringen lassen oder auch nur etwas andeuten. Fünf Jahre in San Diego waren mit dem Wissen vergangen, daß er sich an keine Frau binden durfte. Aus diesem Grund hatte er die Beziehung zu einer Frau immer dann abgebrochen, wenn es enger und ernster zu werden drohte. Das hatte ihm an der UCSD eine Zeitlang den schlechten Ruf eines Aufreißertyps eingetragen.
    Zu Hause in Schweden hatte er genauso weitergemacht. Nicht einmal seine Mutter begriff, woran er arbeitete. Sie wußte nur, daß er bei den Streitkräften einen Job hatte, der »etwas mit Computern zu tun hat«. Was an und für sich keine Lüge war.
    Und erst jetzt, in seiner Rolle als unschuldiger Amerikaner, hatte Luigi sich hingeben können, weil es seinem Auftrage nicht zuwiderlief. Und damit war er dermaßen bei Carmen hängengeblieben, daß er sich nicht vorstellen konnte, wie alle Logik der Welt ihn dazu bringen sollte, sich von ihr loszureißen.
    »Das Problem ist, daß ich sie liebe«, flüsterte er vorsichtig auf englisch. Dann blieb er eine Zeitlang still sitzen und wiederholte den Satz auf italienisch, um zu prüfen, ob er immer noch stimmte. Er tat es.
    Doch als er es mit schwedisch versuchte, blieb er stecken. Aus irgendeinem Grund konnte er auf schwedisch nicht ausdrücken, daß er sie liebte, jedenfalls nicht mit diesem definitiven, großen und emotionalen Wort. Das war eine sehr eigentümliche Entdeckung. Er verstand sie nicht.
    *
    Tessie reagierte ungewöhnlich aggressiv, als Carl mehrere Stunden später als angekündigt nach Hause kam. Sie fühlte sich hereingelegt und vernachlässigt, als er mit einer riesigen Limousine vorfuhr, die er damit begründete, daß er zwei außerordentlich alberne, aber sperrige Geweihe auf dem Rücksitz habe. Sie deutete an, daß diese Dinger belegten, daß es auf der Reise nicht nur um Leben und Tod gegangen sei, von den Herren Hirschen vielleicht abgesehen. Wenn sie wütend war, neigte sie dazu, in ihrer Sprache die vermeintlich klare Ausdrucksweise der Juristerei mit eigener Ironie zu würzen.
    Carl erwiderte scheu, er bedauere an und für sich den Tod der Herren Hirsche, doch die Reise sei trotzdem sehr wichtig gewesen. Daraufhin schraubte Tessie ein paar giftige Formulierungen zusammen, die besagten, daß nichts wichtiger gewesen sei als Blue Bird, aus dem, soviel sie wisse, nicht einmal was geworden sei, weil angeblich schon ein kleiner Brief des schwedischen Königs genügt habe, die Angelegenheit zu klären.
    Carl versuchte, sie in den Arm zu nehmen, doch sie trat schnell einen Schritt zurück, stemmte die Hände in die Seiten und warf den Kopf heftig in den Nacken. Es war zu früh, sie zu einem Lachen oder einem Scherz bewegen zu wollen, was früher einmal, vor der Katastrophe, so leicht gewesen war.
    »Wie geht es Ian Carlos?« fragte er hilflos und breitete die Arme aus. Das hatte einen unbeabsichtigt komischen Effekt, da er immer noch eins der Hirschgeweihe in der Hand hielt.
    »Er schläft. Aber er soll in zwei Stunden gefüttert werden und wird wohl vorher stinkwütend aufwachen«, erwiderte sie.
    »Gut«, sagte Carl und stellte das Geweih zerstreut neben die breite Treppe. »Dann können wir vielleicht etwas essen, bevor ich mich um ihn kümmere. Ich habe seit neun Tagen nichts Vernünftiges mehr gegessen. Getrunken übrigens auch nicht.«
    »So kann es nicht mit uns weitergehen. Ich verstehe nicht einmal, wie du denkst«, erwiderte sie kurz und schnell.
    »Nein«, sagte er. »Du hast recht. So kann es nicht mit uns weitergehen. Wir müssen öfter zusammen sein, und ich kann nicht so weitermachen und ständig zu angeblich wichtigen Aufträgen reisen. Ich nehme an, daß du das meinst«, sagte er und wechselte dabei ins Englische, um sie mit dem »ich nehme an«, vielleicht zu einem kleinen Lächeln zu verleiten.
    »Ich begreife noch immer nicht, wie du denkst«, entgegnete sie auf schwedisch, ohne auch nur den Anflug eines Lächelns zu zeigen. »Du mußt doch zumindest irgendwann einmal während

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