Im Namen Ihrer Majestät
Scherz abzutun, ging wieder in den Keller und kramte einen kleinen Gegenstand hervor, der wie ein älteres Transistorradio aussah. Er stellte das Gerät ein, briet das Fleisch und wärmte ihre Sauce auf. Dann goß er etwas von dem Rotwein Robert Mondavis ein.
»Es ist so«, sagte er, als sie ein wenig gegessen und einen Schluck von dem Wein getrunken hatten. »Es geht um Luigi. Er befindet sich in London, und zwar under cover. Seine Aufgabe besteht darin, eine Bande von Mördern aufzuspüren. Das hat er getan. Er hat ein Verhältnis mit einer Frau – der Chefin der Bande. Es ist eine glänzende Operation. Es gibt nur ein kleines Problem. Luigi weiß nicht, daß die Frau, der er einen so großen Teil seiner Zeit widmet, eine Schwarze Witwe ist.«
»Das Spinnenweibchen, das nach dem Geschlechtsakt das Männchen auffrißt«, flüsterte Tessie. Sie machte ein Gesicht, als hätte sie sofort den Appetit verloren.
»Richtig!« sagte Carl und hielt ironisch seine mit Fleisch und Sauce beladene Gabel hoch. »Er weiß nicht, wie gut er seinen Auftrag erledigt hat. Sie sollen sich am Freitagabend zu einem kleinen Schäferstündchen treffen – wenn sie ihren Willen durchsetzt, wird es seine letzte Stunde auf Erden.«
»Was ist denn das für ein unangenehmes kleines Ding?« fragte sie nach einem plötzlichen Wechsel ins Englische. Sie zeigte mit einem Kopfnicken auf den Apparat auf dem Kaminsims.
»Es stört die meisten Frequenzen aktiver Mikrophone. An passive Mikros hier im Haus glaube ich nicht«, erwiderte er kurz und nahm mit gutem Appetit einen neuen Bissen Fleisch.
»Das Technische überspringen wir«, fuhr er schnell fort, als er sah, daß sie ihn um eine Erklärung bitten wollte. »Dieses Gespräch wird für den jungen Luigi folgenschwer, falls es von den falschen Ohren mitgehört wird.«
»Hatten die da !« , sie flüsterte unbewußt und zeigte auf die Eingangshalle, in der die Hirschgeweihe lagen und schlecht rochen, »hatten die etwas mit der Sache zu tun?«
»In allerhöchstem Maße«, erwiderte er mit einer etwas zu affektierten Miene, die offenbar kontraproduktiv war, da sie eine Lüge zu ahnen schien.
»Bist du dir da sicher?« fragte sie mit Nachdruck.
»Absolut«, sagte er. »Anfang nächster Woche werde ich dir die ganze Geschichte erzählen. Sobald ich wieder da bin.«
»Hat er sich in diese Frau verliebt?« fragte sie.
»Keine Ahnung, aber ich glaube nicht. Ich nehme an, es ist für ihn nur ein Job«, erwiderte Carl schnell und ahnungslos. Er erkannte zu spät, daß er einen Fehler gemacht hatte.
»Könnt ihr… kann man…?« fragte sie, blieb dann aber stecken und aß eine Zeitlang und trank von dem Wein, bevor sie fortfuhr. »Schließt euer Job auch sexuellen Umgang mit dem Feind ein?« fragte sie dann entschlossen in ihrem Anwaltston.
»In manchen Fällen ja«, erwiderte Carl. Er hatte die Pause genutzt, um seine Angst vor der Frage zu überwinden.
»Ist es dir auch schon passiert?« fragte sie blitzschnell.
»Ja, aber das war noch zu der Zeit, als ich mit Eva-Britt zusammenlebte, am Anfang unserer Beziehung«, erwiderte er gequält.
»Könntest du es wieder tun?« fragte sie in dem ruhigen, analytischen Verhörston, der ihn jetzt nicht mehr überraschte.
»Nein«, sagte er mit kontrollierter Miene. »Und der Grund dafür ist einfach. Ich kann nicht mehr under cover arbeiten, weil das Risiko viel zu groß ist, daß man mich erkennt… ach nein, übrigens. Es ist sogar noch einfacher. Diesen Job gibt es nicht mehr für mich. Wenn ich aus London wiederkomme, habe ich Vaterschaftsurlaub, dann ist es zu Ende. Es wird nie mehr etwas… nun ja, irgend etwas in dieser Branche geben.«
»Ich hatte gehofft, du würdest nein sagen, weil du mich liebst, nur mich, daß du dir gar nicht vorstellen kannst, mit einer anderen Frau zu schlafen, weil, du weißt schon, wegen, ich meine, du hättest mir etwas sagen können, was ich gern höre, etwas Romantisches«, sagte sie hastig.
»Genau«, erwiderte er und wagte gleichzeitig ein Lächeln.
»Denn der Grund dafür, daß ich mit diesem Job aufhöre, bist du. Von jetzt an bist du diejenige, die für den Unterhalt der Familie sorgen muß. Sofern ich nichts anderes finde, natürlich.«
»Du meinst wirklich, was du sagst? Es ist nicht so, daß etwas ungeheuer Wichtiges, etwas, was nicht warten kann, etwas, wovon der Weltfrieden abhängt, nächste Woche eintrifft?«
»Etwas für den Weltfrieden Entscheidendes dürfte ganz sicher in der nächsten Woche
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