Im Namen Ihrer Majestät
deiner interessanten Jagdexpedition den Versuch gemacht haben, dir vorzustellen, wie es mir ergangen ist.«
»O ja«, sagte er. »Und übers Wochenende werde ich wieder für ein paar Tage nach London reisen müssen und werde auch dann ein ebenso schlechtes Gewissen haben. Ich erzähle es dir lieber gleich.«
»Hast du den… wie heißt es noch?«
»Den Verstand verloren, meinst du wohl. Nein, noch nicht. Möglicherweise tue ich aber das, wenn ich dir erkläre, weshalb ich nach London reisen muß.«
»Tu es!«
»Weil sonst ein enger Freund von mir und ein guter Freund von dir stirbt.«
Sie verlor den Faden und sah ihn forschend an, um eine Übertreibung oder schlimmstenfalls eine Lüge zu entdecken. Dann schüttelte sie auf ihre so eigentümliche Weise sacht den Kopf, langsam von oben nach unten und mit zunehmender Skepsis in den Augen.
»Hör mal, sailor!« sagte sie schließlich. »Nicht schon wieder, nicht schon wieder !«
»Doch«, sagte er beschämt. »Schon wieder. Sobald ich wieder da bin, nehmen wir uns frei und reisen irgendwohin. Dann nehme ich meinen Vaterschaftsurlaub. Ich habe dir doch versprochen, die halbe Zeit zu übernehmen.«
»Du bist noch beim Job vorbeigefahren, bevor du herkamst«, sagte sie, als wollte sie sich mit einer neuen Ladung Skepsis gegen seine Argumente wappnen.
»Ja«, erwiderte er kurz. »Ich mußte noch einige Faxe nach London schicken.«
»Das hättest du auch von zu Hause tun können.«
»Aber keine verschlüsselten und abhörsicheren Faxe.«
»Nein, das natürlich nicht«, gab sie zögernd zu. »Aber ich weiß nicht, wann ich dir trauen kann und wann nicht. Ich habe das Gefühl, daß du mich öfter anlügst, als ich ahnen kann«, ergänzte sie verzweifelt.
»Ich lüge dich nicht an, ich enthalte dir nur einige Informationen vor. Das ist aber nicht das gleiche«, sagte er resigniert.
»Enthalte dir einige Informationen vor«, äffte sie ihn sarkastisch nach.
»Ja«, bestätigte er. »Und dabei handelt es sich um geheime Dinge, nichts Privates, und das macht wohl doch einen gewissen Unterschied, sowohl was Juristerei als auch Moral angeht. Willst du wirklich wissen, was ich in London tun muß, weshalb ich schon wieder los muß, wie langweilig es ist, es zu tun, und vielleicht noch mehr, es zu sagen. Willst du es wirklich wissen?«
»Ja!« sagte sie schnell und entschlossen.
»Wenn das so ist…«, begann er zögernd, als er sich wieder gefangen hatte und sogar ein kurzes, vorsichtiges Lächeln wagte, »finde ich trotzdem, daß wir erst etwas essen sollten. Und dann, fürchte ich, wirst du eine deiner mexikanischen Platten auflegen und die Lautstärke aufdrehen müssen. Dann kannst du meine Entschuldigung hören.«
Sie lachte auf, wenn auch nur ganz kurz, als schämte sie sich ihres Lachens, nickte dann ernst und ironisch und zeigte nach militärischer Manier mit der ganzen Hand zur Küche.
Sie hatte dort alles schon lange vorbereitet, schließlich hatte sie sehr viel früher mit seiner Heimkehr gerechnet. Er ahnte Schlimmes, als er die Küche betrat und ihre Vorbereitungen sah; die mexikanische Küche ist eine cuisine à la minute, daß heißt die Gerichte müssen sofort aufgetragen werden. Tessie hatte aber, ob aus Intuition oder Geschicklichkeit, Speisen vorbereitet, die warten konnten. Dinge, die eher schwedisch waren, bis auf die Kräuter und Gewürze sogar erstaunlich schwedisch. Als Vorspeise war Lachs vorgesehen und als Hauptgericht Fleisch, das nur kurz gebraten werden sollte. Die Saucen waren im Kühlschrank, die abgebrannten Stearinkerzen brauchten nur ersetzt zu werden, der Wein zum Fleisch hatte Zimmertemperatur, und der Weißwein lag im Kühlschrank. Sie hatte amerikanische Weine gewählt, möglicherweise als ironische Geste ihm gegenüber, da er wie selbstverständlich immer selbst in den Weinkeller ging, und ebenso selbstverständlich immer mit französischen Weinen zurückkehrte. Zum Lachs hatte sie eine ihrer wenigen Flaschen Far Niente ausgewählt, einen kalifornischen Wein, der in Schweden nicht erhältlich war.
Während sie aßen und den Far Niente tranken, sprachen sie behutsam über Erinnerungen, die der Wein hervorlockte. Vor allem darüber, wie man einander mißverstehen kann, wie ausgebliebene Erklärungen eine Beziehung durcheinanderbringen können. Wenn er ihr damals die Wahrheit gesagt hätte, vor langer Zeit in San Diego, hätte sie Burt nie geheiratet, und dann wäre es nie…
Er versuchte die Assoziation mit einem mißlungenen
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