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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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passieren. Ich könnte mir vorstellen, daß es in Moskau zum Beispiel einen Bürgerkrieg gibt«, erwiderte er ruhig. »Aber Åke ist jetzt Oberstleutnant geworden. Er soll eine zivile Tätigkeit übernehmen, hätte ich fast gesagt. Die verehrten Küstenjäger wären schwer beleidigt, wenn sie mich jetzt hörten. Kurz, Åke ist raus aus allem. Er hat überlebt. Bald werde auch ich raus sein. Ich will nur noch dafür sorgen, daß Luigi nach Hause kommt. Ja! Ich meine, was ich sage.«
    Sie antwortete eine Zeitlang nicht. Zunächst sah sie ihn an, als wollte sie erforschen, ob sich irgendwo auch nur der kleinste Vorbehalt verbarg. Als sie keine Anzeichen dafür fand, begann sie zu lächeln und legte sacht den Kopf in den Nacken.
    »Na schön, sailor«, sagte sie. »Trotz der Minuspunkte, die du durch deine späte Rückkehr eingefangen hast, muß ich zugeben, daß du gegen Ende stark aufgeholt hast.«
    »Es ist noch nicht alles«, sagte er und hob fröhlich die Augenbrauen, um anzudeuten, daß der Abend noch lange nicht zu Ende sei. In diesem Augenblick hörten sie, wie ein kleines, aber sehr wütendes Kind sie an ganz andere eheliche Pflichten erinnerte als die, die Carl angedeutet hatte.
    »Ich kümmere mich um ihn«, sagte Carl und stand schnell auf. Zu schnell, denn er unterbrach die Bewegung mit einer schmerzverzerrten Grimasse und griff sich an den Schenkel.
    »Ist es immer noch so schlimm…?« fragte sie besorgt.
    »Nein, nein«, sagte er und winkte abwehrend mit einer Hand, während er sich mit der anderen massierte. »Es ist alles verheilt, die Narben sehen wunderbar aus, alles bestens. Es sind nur Reitschmerzen.«
    »Reitschmerzen?« fragte sie amüsiert.
    »Ja. Alle wichtigen Dinge scheinen immer mit Reitschmerzen verbunden zu sein, ob zu Kamel oder zu Pferde. Mir hätte schon in Saudi-Arabien klar sein müssen, daß aus Blue Bird nichts wird, weil wir Hubschrauber hatten und keine Kamele. In London werden sie mir, darauf kannst du Gift nehmen, einen Schimmel bereitstellen.«
    Er ging nach oben und holte sein Kind, während sie abdeckte und Kaffee machte. »In dem neuen Zimmer sieht es aus wie im Raumfahrtkontrollzentrum in Houston. Ich habe noch nicht mal gewagt, die Dinger anzufassen«, sagte sie, als er mit einem frischgewickelten Kind zurückkam und in der Mikrowelle einen Brei aufwärmte.
    »Schön, daß die Sachen jetzt da sind«, sagte er zufrieden.
    »Bald wirst du an Konferenzen teilnehmen, mit Bogotá, Lidingö und Kista gleichzeitig korrespondieren, Paragraphen lateinamerikanischer Gesetze nachschlagen und dich so über ideelle Rechte informieren, während du mit der anderen Hand Briefe beantwortest. Es ist wie ein Spaziergang im Park, so einfach.«
    »Und du bist absolut sicher, daß du diese Klamotten beherrscht?« fragte sie skeptisch. »Hast du dir mal angesehen, wie das alles aussieht?«
    »Ja«, sagte er mit gespielter Entrüstung und stellte die erwärmte Flasche mit einem Knall auf den Küchentisch. Dann nahm er seinen Sohn auf den Arm. »Ich weiß, wie so was aussieht. So sieht mein Job nämlich fast immer aus.«
    »Dann jedenfalls ohne Reitschmerzen. Kannst du es mir gleich zeigen?«
    »Für heute abend hatte ich mir eigentlich eine romantischere Fortsetzung gedacht«, entgegnete er ausweichend.
    »Das eine schließt das andere nicht aus. Ich platze vor Neugier. Für mich sieht es aus, als wäre ein Zauberer nötig, um alle diese Maschinen in Gang zu setzen.«
    Er hatte schon begonnen, seinen Sohn zu füttern, und änderte dann den Griff, um Kind und Flasche mit einer Hand gleichzeitig halten zu können. Dann hielt er die andere Hand hoch wie ein Zauberer, erst die Vorderseite mit gespreizten Fingern, dann den Handrücken.
    »Hier ist nichts! Da auch nichts!« sagte er. »Aber schon bald wirst du sehen, daß es doch wie Zauberei aussieht.«
    Sie blickte auf seine Hand und seine scherzhafte Geste. Sie betrachtete die Hand genau. Ihr kam in den Sinn, daß diese Hände, die ihr Kind so liebevoll und weich hielten, mit der gleichen Einfachheit und Selbstverständlichkeit Menschen töteten.

10
    Das Personal des Hotels The Connaught empfing Carl wie erwartet mit einer Höflichkeit, als wäre er schon seit hundert Jahren Stammgast. Man wollte ihm die gleiche Suite wie beim letzten Mal geben, doch er bat um eine andere. Versicherungen, es werde kaum möglich sein, ihm eine andere Suite zu geben, tat er mit einer Handbewegung ab. Er wollte nicht erklären, daß er nicht zweimal in dem selben

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