Im Namen Ihrer Majestät
gehetzt auf die Armbanduhr.
»Natürlich, ich habe nichts dagegen«, erwiderte Carl. »Aber, wenn du erlaubst, würde ich meinen Mann heute abend gern sehen, um ihm die Lage zu erklären.«
»Hieße das nicht, ihn um seinen Nachtschlaf bringen?«
»Doch, durchaus. Die Alternative ist, daß er morgen nach der Arbeit nur eine Stunde Zeit hat, die Sache zu erfassen und sich vorzubereiten. Ich halte es für besser, seinen Nachtschlaf zu stören.«
»Dann machen wir es so! Um 23.00 Uhr?«
Carl nickte. Sir Geoffrey beugte sich leicht keuchend vor und griff nach seinem Autotelefon. Er wählte eine Nummer und einige Sekunden später wurde am anderen Ende abgenommen.
»Hier Kontrolle!« sagte er. »Sorgen Sie dafür, daß Apollo Zeus um 23.00 Uhr auf dem Olymp trifft!« Er erhielt eine kurze Antwort, nickte und legte auf.
Das Waterside Inn lag, wie der Name schon andeutete, am Wasser, so nahe an der Themse, daß eine kleine Terrasse des Lokals wie eine Anlegebrücke über dem Fluß lag.
Das Personal trug zu Carls Entzücken keine Jacketts, nicht einmal Krawatten. Die Männer sprachen mit einem unverkennbaren französischen Akzent.
Sie bekamen einen Tisch am Wasser, die großen Glastüren waren noch geöffnet. Carls Wissen, daß dies Englands bestes Restaurant war, ging nicht auf persönliche Erfahrungen zurück, sondern auf einen Hinweis. Er hatte nämlich aus Rachsucht wegen des widerwärtigen Essens im Travellers’ Club den Guide Michelin eingesehen und schnell festgestellt, daß Englands einziges Drei-Sterne-Restaurant mit dem Wagen von der Londoner City gut zu erreichen war. Er freute sich auf das Essen und darüber, daß Sir Geoffrey die französische Küche nicht mochte.
Carl rieb sich die Hände und schob Sir Geoffrey schnell die Speisekarte hin, auf der die Preise fehlten, die Damenkarte. Er breitete in einer ausgelassenen erwartungsvollen Geste die Arme aus und erklärte, jetzt sei es der Dienst Seiner Majestät, der den Gastgeber spiele. Was kaum den Tatsachen entsprach.
»Die Speisekarte ist ja nur in der Froschessersprache abgefaßt«, stellte Sir Geoffrey übellaunig fest, und da Carl tat, als hörte er nicht, versuchte Sir Geoffrey, sie zu lesen.
»Ich hoffe, du hast großen Hunger«, sagte Carl, der sich in die Speisekarte vertiefte.
»O ja, durchaus. Das Tagesmenü könnte ich mir vielleicht vorstellen«, flüsterte Sir Geoffrey vorsichtig. »Hast du etwas dagegen, es mir zu erklären? Mir kommt es vor, als gebe es von oben bis unten nur gegrillte Schnecken und Froschschenkel.«
»Das Tagesmenü! Eine glänzende Idee. Du scheinst ja richtig in Festlaune zu sein«, bemerkte Carl.
»Weder Frösche noch Schnecken?« fragte Sir Geoffrey mißtrauisch.
»Weder noch! Ich will es dir gern übersetzen. Einen Augenblick!«
Zum Auftakt bestellte Carl zwei Glas Champagner. Gin-Tonic gibt es hier nicht, dachte er boshaft und erklärte, sie würden das Festmenü des Tages wählen. Dann bat er darum, den Weinkellner zu sprechen.
»Jetzt, mein lieber Freund!« fuhr er fort und rieb sich vor Begeisterung die Hände. »Jetzt bekommst du was zu hören. Nein, wir essen keine Frösche, Schnecken auch nicht. Wir beginnen mit gegrillten Meerkrebsen in Cognacsauce, fahren fort mit einer leichten roten Paprikacreme mit gegrillten Jakobsmuscheln und in Butter gebratenen Kalbsbries-Noisettes. Dann reinigen wir den Gaumen mit etwas Gemüse. Es gibt grünen Spargel in einer Mandelvinaigrette, und dann läutet es zur Halbzeit. Dazu nehmen wir Granité auf Rosé-Champagner. Das paßt ausgezeichnet zu unserem Aperitif.«
Sir Geoffrey sah etwas leidend aus, was Carl geflissentlich übersah. Der Champagner wurde serviert, und sie tranken einander zu. Carl fuhr fröhlich mit seiner Aufzählung fort.
»Jetzt nähern wir uns den schweren Sachen. Zeit für Rotwein. Wir beginnen mit gebratener Gänseleber mit Apfel, bevor wir zu den gebratenen Rebhuhnbrüsten in Cognac-Sahnesauce übergehen. Dazu gibt es braunen Milchling, und wenn wir wollen, können wir mit dem Käse des Tages fortfahren und einem kleinen Souffle. Wir wär’s mit Zitronen-Sabayon auf Grand Marnier? Hast du irgendwelche Vorschläge, was den Wein angeht?«
»Ein Pomerol würde vielleicht ganz gut zu diesem Vogel passen«, schlug Sir Geoffrey hilflos vor.
»Pomerol! Ein glänzender Vorschlag, mein lieber Freund!« sagte Carl und wandte sich dem Weinkellner zu, der lautlos an seiner Seite aufgetaucht war. Er diskutierte mit ihm darüber, welche Jahrgänge
Weitere Kostenlose Bücher