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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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eine nähere Erklärung meines Vorgehens?«
    »Ja, bitte! Ich bin ganz Ohr. Und nenn mich nicht mehr alter Knabe.«
    »Wir sind heute aber wirklich ein bißchen empfindlich, nicht wahr? Nun, die Sache sieht so aus: Sir Anthony hat jetzt die Scheidungsklage eingereicht wegen der Untreue seiner Frau. Das ist für das weitere Procedere von strategischer Bedeutung. Wenn Lady Carmen jetzt verschwindet, hat es etwas mit dem Skandal um ihre Untreue und der Scheidung zu tun.«
    »Sie soll also verschwinden. Ja, dann verstehe ich, worauf du hinaus willst. Keine aufsehenerregenden Auftritte vor Gericht, keine juristischen Haarspaltereien, sondern sie soll einfach verschwinden?«
    »Vollkommen richtig«, sagte Sir Geoffrey. Sein Gesicht hellte sich auf, weil es ihm gelungen war, sich seinem exotischen Kollegen gegenüber voll verständlich auszudrücken.
    »Du weißt, es wäre für die Regierung Ihrer Majestät eine schrecklich peinliche Geschichte, wenn diese Sache herauskäme. So wie es im Augenblick aussieht, könnte sie sogar zum Sturz der Regierung beitragen.«
    »Eine Profumo-Geschichte also, wenn auch doppelt so skandalös?« fühlte Carl vor.
    »Ich fürchte, die ekelhafte Geschichte mit Profumo würde verglichen mit dieser Sache wie ein kleiner Windhauch erscheinen. Ein Mitglied der Regierung heiratet wegen Überbewertung erotischer Fähigkeiten eine russische Spionin. Der ehemalige Verteidigungsminister Ihrer Majestät ist also mit einer feindlichen Agentin verheiratet gewesen und hat mit der Frau das Bett geteilt, die eine nicht unerhebliche Zahl von Todesfällen organisiert hat, wozu sie vermutlich nur aufgrund ihrer Ehe in der Lage war. Der Premierminister ist sowieso in einer außerordentlich schwierigen Lage. Diese Geschichte würde das Faß zum Überlaufen bringen. Es würde eine Regierungskrise geben. Und wenn wir einen Blick auf internationale Aspekte der Angelegenheit werfen, dann… tja, so wie es in Moskau im Augenblick aussieht, würde diese Spionageaffäre ein Schlag ins Gesicht sein.«
    »Durchaus«, gab Carl düster zu. »Manche Leute in eurer Regierung würden, nicht ganz zu Unrecht, wenn ich jetzt, da niemand uns zuhört, die Kühnheit besitzen darf, es zu sagen, als Vollidioten dastehen. Kurz: Die Regierung äußert den Wunsch oder den Befehl, es so erscheinen zu lassen, als wären sie keine Vollidioten?«
    »Ein sehr starker Ausdruck, lieber Freund. In der Sache jedoch völlig korrekt. Das wünscht die Regierung. Wir haben entsprechende Instruktionen erhalten.«
    »Natürlich«, sagte Carl. »Aber sag mir eins: Müßte man nicht auch dich oder jemanden vom MI 5 hängen, etwa diese Frau, wie du immer sagst?«
    »Jetzt weiß ich wirklich nicht, was du meinst, alter K… ehm, Freund?« sagte Sir Geoffrey und hob erstaunt die Augenbrauen.
    »Es ist doch so«, sagte Carl und holte tief Luft, als versuchte er die Geduld zu bewahren. »Eine russische Spionin moldawischer Nationalität und Ausbildung in Kischinjow und Moskau hat sich mit einer Legende in der britischen Regierung eingenistet, derzufolge sie Spanierin ist. Hätte man vorher nicht irgendeine kleine Sicherheitskontrolle durchführen müssen? Nur eine kleine?«
    »Ich verstehe«, gestand Sir Geoffrey trocken ein. »So hättet ihr es beispielsweise in Schweden gemacht?«
    »Wenn ein ausländisches Flittchen käme und unseren Verteidigungsminister verführte? Ja, lieber Freund, das kann ich dir versprechen. Nicht eine Naht ihrer Unterwäsche wäre dem Mikroskop entkommen. Kein Schamhaar wäre der DNA- Kontrolle entgangen, kein Fingerabdruck, der nicht durch sämtliche Dateien der Welt gegangen wäre, und so weiter. Und was habt ihr getan? Was hat der Dienst Ihrer Majestät getan?«
    »Nichts von dem, was du so sachkundig aufzählst. Wir haben überhaupt nichts in dieser Richtung unternommen.«
    »Dann ist einer von uns verrückt. Entweder bin ich es, weil ich an Halluzinationen leide, oder aber du, falls ich nicht halluziniere.«
    »Ich fürchte, es ist noch schlimmer«, gab Sir Geoffrey zu.
    »Die Erklärung ist sehr einfach. Sämtlichen Sicherheitsorganen wurde verboten, in Lady Carmens Hintergrund zu wühlen.«
    »Wie bitte! Wer hat das denn verboten?«
    »Natürlich Sir Anthony selbst. Er war ja immerhin Verteidigungsminister. Der Premierminister hat diese Entscheidung mitgetragen.«
    »Und ihr habt euch mit dem abgefunden, was ein offenbar durchgedrehter geiler alter Bock sich in den Kopf gesetzt hatte?«
    »Abgesehen von deiner moralischen

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