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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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verfügbar waren, und verkündete Sir Geoffrey dann das Urteil; dieser nahm die Entscheidung mit gesenktem Kopf entgegen.
    »Wir nehmen einen 1982er Château Le Gay!« erklärte Carl gutgelaunt.
    »Ich bin überzeugt, daß du eine ausgezeichnete Wahl getroffen hast«, ächzte Sir Geoffrey.
    »Ja, und wenn nicht, dann sag es ruhig! Was hast du dir zu den Meeresfrüchten zu Anfang vorgestellt, vielleicht einen weißen Burgunder?«
    »Hört sich vorzüglich an«, seufzte Sir Geoffrey und blickte Carl leidend an. Dieser stürzte sich in ein neues Palaver mit dem Weinkellner, bis er mitteilen konnte, er habe sich für einen 1985er Château de Meursault entschieden, jedoch nicht für die gewöhnliche Sorte, sondern die Spezialität des Schlosses mit dem grünen Etikett, einen sogenannten Grand Crodon.
    »Ich gehe aber natürlich davon aus, mein Guter, daß wir unseren Pomerol zum Rebhuhn genießen?« fuhr Carl munter fort.
    »Natürlich«, murmelte Sir Geoffrey.
    »Ausgezeichnet!« sagte Carl. »Dann bist du sicher auch mit einem Burgunder zu der gebratenen Gänseleber einverstanden? Vielleicht einen Wein, der nicht so schwer ist, einen etwas gealterten Burgunder, der leicht nach Sherry schmeckt und kurz vor dem Ende steht?«
    »Mir hätte dazu nichts Besseres einfallen können«, seufzte Sir Geoffrey.
    »Wunderbar!« fuhr Carl fort. Er stellte sich vollkommen blind für Sir Geoffreys gequälten Gesichtsausdruck. »Ich sehe hier, daß sie etwas Exklusives haben, was deinem Wunsch entsprechen könnte. Einen 1945er Clos de Vougeot.«
    »Fabelhaft«, stöhnte Sir Geoffrey.
    Doch als immer mehr Speisen und Weine aufgetragen wurden und Sir Geoffrey immer mehr davon zu sich nahm, taute er auf. Der Wein trug möglicherweise dazu bei, und als sie bei der Gänseleber und dem Burgunder von 1945 angekommen waren, kam er richtig in Fahrt und sprach lange von der besonders ruhmvollen Bedeutung gerade dieses Jahres für Großbritannien.
    Bissen für Bissen und Schluck für Schluck rang Carl die Vorstellungen seines sehr englischen Kollegen über Froschesser-Diät nieder. Hinterher gab es Käse und ein Dessert, das Carl zum Anlaß nahm, erneut über Wein zu diskutieren. Das Gespräch endete damit, daß sie keinen Château d’Yquem wählten, den einzigen Dessertwein, den Sir Geoffrey kannte, da er im Travellers’ Club zu haben war. Sie entschieden sich vielmehr für ein Glas eines deutschen 1983er Longuicher Maximiner Herrenberg (Riesling Spätlese). Dieser lieferte Carl den Anlaß, ganz allgemein von Deutschland zu sprechen. Ihre Unterhaltung durfte ohnehin nicht den Beruf berühren.
    »Na, wie hat dir das Essen gefallen, Geoff?« stellte Carl munter jene Frage, die er bei ihrem letzten Essen selbst erhalten hatte.
    »Ich muß widerwillig zugeben, daß es hervorragend war. Und ich würde es nicht sagen, wenn ich es nicht fände«, erwiderte Sir Geoffrey.
    »Oh, Achtung!« sagte Carl, während er sein Kreditkarten-Revers unterschrieb. Sir Geoffrey versuchte, den Betrag zu lesen. Es waren genau 1 450 Pfund. »Was hättest du denn gesagt, wenn es dir nicht gefallen hätte?«
    »Daß selbst ein Frosch manchmal ein Korn findet, etwas in der Art«, gab Sir Geoffrey zu. »Ihr scheint bei der schwedischen Firma ein üppiges Spesenkonto zu haben«, fügte er dann mit einem Zwinkern hinzu. Eine Handbewegung zur Rechnung hin signalisierte, daß er gesehen hatte, um welchen Betrag es ging.
    »Ganz und gar nicht«, entgegnete Carl lässig. »In Wahrheit haben wir überhaupt kein Spesenkonto, nicht mal für Leute wie dich. Das hier übernehme ich selbst.«
    Er zerriß demonstrativ die Rechnung, drückte sie zu einem kleinen Ball zusammen und warf diesen in einen Aschenbecher auf dem Tisch. Dann stand er auf und machte eine einladende Handbewegung, um ihre Besprechung in dem wartenden Wagen, der sie gleich wieder in die Stadt bringen sollte, fortzusetzen.
    *
    Luigi war tief in Gedanken versunken gewesen, als er in der Waterloo Station aus dem Zug gestiegen war und der Mann in dem Regenmantel und mit dem Regenschirm an seine Seite trat. Er hatte die Situation als homosexuelle Annäherung mißverstanden. Erst in letzter Sekunde hatte er die Katastrophe verhindert.
    Die Mitteilung erschreckte ihn, er wußte selbst nicht recht, weshalb. Wenn Hamilton in der Stadt war und ihn treffen wollte, dürfte es im Grunde nur bedeuten, daß es Zeit war, den bisherigen Ablauf zu resümieren und das weitere Vorgehen zu planen. Sie würden die Arbeit bewerten, soweit

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