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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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versuchte er sich einzureden, wenn ich jetzt das Land und den Beruf verlasse, der der einzige ist, den ich perfekt beherrsche, und das mit einer Familie, für die ich für alle Zukunft die Verantwortung habe, ist damit nicht auch eine persönliche Verantwortung vorstellbar, die darauf hinausläuft, daß ich für mich und die anderen möglichst gut vorsorge? Habe ich denn meiner Nation nicht besser gedient als irgendeiner dieser anderen Reichen, die jetzt möglichst viel an sich raffen und einfach mit dem Geld verschwinden, solange noch Zeit ist? Das Gehalt, das ich in all diesen Jahren für meine Arbeit im Geheimdienst Seiner Majestät bezogen habe, wie sie manchmal oben bei Sam scherzten, beträgt nicht einmal ein Zehntel dessen, was ein erfolgloser Bankdirektor als Fallschirm auf seinen künftigen Lebensweg mitbekommt, wenn er gefeuert wird oder, was noch schlimmer ist, selbst kündigt.
    Aber auch dieser Versuch, sich von Schuld freizusprechen, ist unhaltbar, wie er sich im stillen vorbehaltlos eingestand. Unabhängig von allem anderen muß ich mir morgens mein Spiegelbild ansehen, und was diese Frage der Reisekasse bei einer Auswanderung in die USA angeht, so haben die Millionen Auswanderer, die vor mir gekommen sind, kaum mehr als Träume von einem besseren Leben als Reisegepäck mitgebracht. Während ich mir um rund zehn Millionen Dollar mehr oder weniger Gedanken mache. Ich behaupte von mir, Sozialist zu sein, und dabei bin ich mir nicht einmal sicher, was das überhaupt bedeutet. Wahrscheinlich bin ich Sozialdemokrat.
    Bei seinen weiteren Überlegungen brachte Carl es jedoch nicht über sich, sich selbst mit diesem Wort zu belegen. Sozialdemokrat – diesen Begriff verband er immer mit dem ermordeten Ministerpräsidenten, unter dessen Herrschaft die schwedische Spionage mit Hochdruck daran gearbeitet hatte, aus der Botschaft in Hanoi so viele interessante Informationen wie möglich herauszubekommen, um sie anschließend sofort an die CIA weiterzuleiten, während der Vietnamkrieg tobte und der Ministerpräsident die Jugend verdammte, die auf den Straßen Stockholms gegen den Krieg demonstrierte. Das war gewiß nicht die offizielle Erinnerung an Olof Palme, im Gegenteil, von ihm wurde behauptet, er sei der Anführer der schwedischen Volksmeinung gegen den Krieg der USA in Vietnam gewesen, diesen widerwärtigen Völkermord. Doch es war Carls eigene Erfahrung, und der vertraute er mehr.
    Die Nachrichten bei CNN wurden mit großem Getöse eingeleitet. Carl hatte keine Ahnung, wie die Wirtschaft der westlichen Welt in jüngster Zeit gefeiert worden war, und die Hauptnachricht nahm sofort seine ganze Konzentration in Anspruch. Die USA hatte Marschflugkörper nach Bagdad geschickt, und amerikanischen Angaben zufolge hatte man das Hauptgebäude des iranischen Nachrichtendienstes in der Stadt zerstört. Im Bild wurden die Trümmer eines brennenden Hauses gezeigt, ebenso Bilder von einem teilweise zerstörten Villenviertel, das vielleicht in der Nähe lag.
    Die aufgeregten Reporter hörten sich an, als wäre jeder einzelne der von Cruise Missiles Getöteten Saddam Hussein persönlich. Sie beriefen sich sogar auf die UNO-Regeln über Selbstverteidigung. Die USA hatten sich also selbst verteidigt, indem sie rund hundert Menschen töteten, die, falls das Gebäude korrekt beschrieben worden war und tatsächlich den irakischen Nachrichtendienst beherbergt hatte, mit Saddam ebensowenig zu tun hatten wie irgendein Deutscher in Hamburg oder Dresden am Ende des Zweiten Weltkrieges mit Hitler. Es wurde behauptet, es habe offenkundig irakische Pläne gegeben, den früheren amerikanischen Präsidenten George Bush bei einem Besuch in Kuwait zu ermorden.
    Carl grübelte eine Zeitlang über das, was er da hörte. Es war natürlich nicht auszuschließen, daß irgendeine irakische Organisation, ob staatlich oder nicht, vielleicht nur irgendein Trunkenbold in einer Kneipe, etwas von einem Mordplan geflüstert hatte, ob es stimmte oder nicht, ob gegen Bezahlung oder auch nicht. So etwas passierte ständig; die schwedische Sicherheitspolizei verpestete Carls Dasein ebenfalls mit Memoranden über verschiedene »Bedrohungen«, die aus unerfindlichen Gründen darauf hinausliefen, daß ausgerechnet die Feinde der Säpo oder deren vermutete Feinde, das heißt Araber oder andere Moslems, ständig unterwegs seien, um ihn zu ermorden. Immer wieder wurde behauptet, es gebe klare Hinweise darauf.
    Natürlich war es möglich, daß die CIA solche

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