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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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zerlegen, um somit einen unüberwindlichen Abstand zu dem ökonomischen und militärischen Vorsprung des Westens zu sichern. Der Westen verspreche immer wieder wirtschaftliche Unterstützung, verbinde seine Zusagen aber mit Forderungen nach mehr »Schocktherapie«, um dann die versprochene Unterstützung unter Hinweis darauf zurückzuhalten, daß der Schock noch nicht groß genug sei. Die Verschwörungstheorie schien kurzzeitig tatsächlich so glaubwürdig, daß selbst Sam und Carl sich gelegentlich fragten, ob an diesen Vorstellungen nicht doch etwas dran sei.
    Diese düstere Prognose der Entwicklung in Rußland, ließ daran zweifeln, ob man tatsächlich alles auf Verbindungen mit Boris Jelzin setzen sollte, der immerhin Gefahr lief, jederzeit abgesetzt zu werden oder an seinem Wodkakonsum zu sterben. Und sollte Boris Jelzin durch ultranationalistische Kräfte ersetzt werden, würde die Bedrohung der baltischen Nachbarn schnell zunehmen. Die Ultranationalisten sprachen nämlich von einer Wiederherstellung von Rußlands Größe, und überdies wollten sie die Grenzen erweitern, die westlichen Verschwörer aus dem Land jagen, und so weiter.
    Der schwedische Nachrichtendienst sollte die Entwicklung in Rußland und den baltischen Staaten beurteilen, und zwar unter besonderer Berücksichtigung möglicher Kriegshandlungen, die auf die eine oder andere Weise Schweden betreffen konnten.
    Wenn aber die schwedische Regierung, und vor allem der schwedische Ministerpräsident selbst, sich weigerte, die Analysen zu akzeptieren, die der Nachrichtendienst vorlegte, da man es vorzog, den »eigenen Quellen« im Kreml zu vertrauen, das heißt dem obersten Schocktherapeuten persönlich, näherte sich die Arbeit rasch der Grenze zur Sinnlosigkeit.
    Der Riß zwischen Politikern und Nachrichtendienst war für Carl von großer Bedeutung gewesen. Er hatte begonnen, seine Arbeit als hoffnungslos anzusehen, und spekulierte nicht auf eventuelle Veränderungen, falls die bürgerliche Regierung die nächste Wahl verlieren sollte. Daß ein sozialdemokratischer Ministerpräsident die private Nachrichtenzentrale seines Vorgängers in Rosenbad schnell auflösen würde, sah Carl als gegeben an. Doch das brauchte nicht unbedingt ein Nachteil zu sein. Im Gegenteil, es konnte die nachrichtendienstliche Arbeit vereinfachen und ihm sowohl doppelte Arbeit als auch merkwürdige Verbindungsprobleme zwischen Rosenbad und Generalstab ersparen. Er hatte jedoch nicht die blasseste Ahnung, wie eine neue sozialdemokratische Regierung mit der nahezu totalen Umstellung des Verhältnisses zu Rußland und dem Baltikum umgehen würde, die sich in den drei Jahren, in denen Carl Bildt Ministerpräsident war, entwickelt hatte. Schlimmstenfalls würden die Sozialdemokraten sämtliche Hebel in Bewegung setzen, um alles umzukrempeln und in eine andere und in diesem Fall weniger wichtige Richtung zu lenken, nur weil das, was »die Rechte« getan hatte, immer schon definitionsgemäß falsch sein mußte. Jedenfalls ließ sich nicht mit Klarheit sagen, was geschehen würde, falls es zu einem Regimewechsel kam. Carl rechnete damit, zu diesem Zeitpunkt Schweden schon verlassen zu haben.
    Er reiste allein nach Tunis. Der sichtlich enttäuschten Tessie erklärte er, es könne mühsam sein, ein Kind mitzunehmen. In Tunis herrschten Temperaturen um fünfunddreißig Grad. Außerdem werde es seltsame nächtliche Zusammenkünfte geben. Arafat habe offenbar alle möglichen Gewohnheiten, nur nicht die, nachts zu schlafen. Vor allem aber sei es unter Arabern nicht selbstverständlich, daß Ehefrauen mitreisten.
    Carl schämte sich ein wenig der letzten Erklärung. Er hatte einfach Tessies amerikanisierte Ansicht über Araber ausgenutzt. Der wirkliche Grund für seinen Wunsch, allein zu reisen, war handfester, doch mit solchen Gedanken wollte er sie nicht beunruhigen. Das Attentatsrisiko war in Tunis um ein Vielfaches höher als in Schottland. Und wenn er mit Frau und Kind reiste, boten sie eine Zielscheibe, die dreimal so groß war.
    Er hatte vorgeschlagen, sie sollten ihre Reise nach Schottland verlängern, mit der Autofähre nach England fahren und sich als Touristen Edinburgh und Umgebung ansehen. Am Ende schien es, als hielte Tessie das letztlich doch für einen recht guten Kompromiß, obwohl sie auf Tunis neugierig war.
    In Tunis entwickelte sich das meiste genau so, wie Carl es erwartet hatte. Niemand holte ihn am Flugplatz ab, obwohl er per Fax sehr bestimmte und wiederholte Angaben

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