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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Regierungschef zu suchen. Für Samuel Ulfsson oder irgendwelche seiner Kollegen im Westen war es vermutlich kein Geheimnis, welche Rolle die Palästinenser bei der Operation Green Dragon gespielt hatten. Die USA hingegen hatten nur einen kleinen und recht zweifelhaften Anteil an der Sache. Trotzdem hatten sie feierlich eine Medaille verliehen, wobei der schwedische Ministerpräsident sich unerhört wichtig gefühlt hatte. Die Palästinenser hatten das gleiche getan. Und Carl hatte mitgemacht. Was auf diesem Weg bekannt geworden war, entsprach den Tatsachen, und hatte weder einem Kollegen noch einem Nachrichtendienst geschadet. Doch der Ministerpräsident des Landes fühlte sich bedrängt, weil… Ja, weshalb? Vermutlich weil einige amerikanische Politiker enttäuscht waren, und für den Ministerpräsidenten des Landes war natürlich schon das ein schrecklicher Gedanke.
    Samuel Ulfsson hörte draußen auf dem Korridor Schritte. Jetzt braute es sich zusammen. Schon bald würde auch der Ministerpräsident persönlich anrufen, um die Operation Schritt für Schritt per Telefon zu verfolgen.
    Schweden hatte eine halb mobilisierte Flotte da draußen in bedrängter Lage; wenn die Schiffe in internationalen Gewässern angegriffen wurden, hatten sie den Auftrag, den Feind zu versenken.
    *
    Auf Schloß Lennoxlove wurde ihnen ein überraschender Empfang bereitet. Tessie und Carl kamen von Süden, da sie am Vormittag eine Rundfahrt in der Gegend gemacht hatten, die sie für die Hamiltonsche hielten. Um Edinburgh herum hatte die Landschaft wenig schottisch ausgesehen, eher wie in Skåne, doch als sie eine Stunde nach Süden gefahren waren, hörten die beiden Straßen auf. Sie bogen ab und kamen in ein großes und der Karte zufolge unbebautes Gebiet namens Lammermuir Hills, einem Hochplateau mit Heideflächen in mehr als tausend Meter Höhe. Dann fuhren sie plötzlich in Nebel, Wildnis und Schafherden hinein. Tessie weigerte sich zu fahren. Der Linksverkehr erschien ihr lebensgefährlich. Statt dessen hatte sie es übernommen, immer sofort Achtung, Linksverkehr zu sagen, sobald sie sich einer Kreuzung oder einem Kreisverkehr näherten, was alle paar Minuten geschah.
    Als sie das Hochplateau verlassen und den kurzen Ausflug in der Landschaft beendet hatten, die aussah, wie Schottland aussehen sollte, und in die Region zurückkehrten, die sie an Skåne erinnerte, mußten sie eine Weile suchen, bis sie das Schloß fanden. Sie waren an der langen Steinmauer mit der kleinen Einfahrt und dem Hinweisschild, auf dem es hieß, Besuchszeiten seien von Montag bis Sonntag um so und so viel Uhr, vorbeigefahren.
    Sie kamen auf einen sehr schmalen asphaltierten Weg, der sich zwischen hohen Buchen hindurchwand, unter denen sich Fasane und Kaninchen auf der Erde tummelten. Das Schloß hatte viereckige Türme, die ältesten Teile stammten vermutlich aus dem Mittelalter. Schließlich landeten sie auf einem inneren Burghof. Niemand schien ihre Ankunft bemerkt zu haben.
    Ein wenig erstaunt nahmen sie Gepäck und Kinderwageneinsatz aus dem Kofferraum und montierten die Schale auf die Räder. Dann sahen sie einander kurz unschlüssig an, bevor sie zu einer Art Hintertür gingen und läuteten.
    Nichts geschah. Sie läuteten erneut und hörten dann schnelle Schritte auf hochhackigen Schuhen. Jemand rief etwas wie, jajaja, ich komme ja schon, verdammt.
    Einen Augenblick später ging die Tür auf, und da stand eine Frau um die Dreißig mit wirr abstehenden schwarzen Haaren und einer Art Stirnband. Sie hatte eine Zigarette im Mund und trug einen sehr kurzen schwarzen Lederrock.
    »Guten Tag, Miss«, sagte Carl amüsiert und doch gemessen.
    »Mein Name ist Hamilton. Dies ist meine Frau Tessie. Wir gehören zu den Gästen des Abends.«
    Die Frau zog hastig an der Zigarette und machte den Eindruck, als dächte sie nach. Dann hellte sich ihr Gesicht plötzlich auf.
    »Wie schön! Sie müssen diese Schweden sein, von denen Angus gesprochen hat. Schön, Sie hier zu haben. Ich heiße Liza und bin die Dame des Hauses, wie man so sagt.«
    Sie sprach mit einem starken australischen Akzent.
    Bevor Carl antworten konnte, trat die angebliche Herzogin ihre Zigarette entschlossen mit ihrem hochhackigen Schuh aus und ging auf das Gepäck der Besucher zu.
    »Ich helfe Ihnen, die Sachen auf Ihr Zimmer zu bringen«, erklärte sie. Die beiden Frauen nahmen das Gepäck, und Carl nahm den Kinderwagen.
    »Angus ist draußen auf der Vorderseite und müht sich mit diesem verdammten

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