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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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versucht, damit zu beginnen, allerdings nur totale Verwirrung, ja fast Schrecken beim Küchenpersonal ausgelöst. Eine Schrecksekunde lang wurde gezögert, weil einige ihn für den Butler hielten, doch als die Köchin und ihre jungen Helferinnen verstanden, wen sie vor sich hatten, und daß er sein Kind füttern wollte, gerieten sie in Aufregung.
    Die Situation wurde mit einem Kompromiß gelöst. Das Küchenpersonal hatte die Flasche fertig gemacht, und er hatte sie in das Schlafzimmer hinaufgetragen.
    Als er auf dem Fußboden lag und seinen Sohn mit ausgestreckten Armen hochhielt, klopfte es an der Tür, auf eine eigentümliche Weise vernehmlich und diskret zugleich. Carl fragte sich, wie man so etwas schafft.
    Er nahm sein Kind auf den linken Arm und machte auf. Vor ihm stand eine Frau, die ungefähr doppelt so alt war wie er selbst. Sie trug Schwarz und Weiß und erklärte, sie sei das Kindermädchen. His Lordship werde draußen im Garten erwartet.
    Carl ließ die Frau verlegen ein, legte seinen Sohn in den Kinderwageneinsatz, worauf der Kleine sofort zu schreien begann. Dann ging Carl ins Badezimmer, um vor einem Spiegel seine Kleidung zu kontrollieren. Er trug einen grauen Anzug aus mattfarbener Wolle und eine hellblaue Krawatte. Als er Ian Carlos schreien hörte, bekam er sofort ein schlechtes Gewissen, doch als er wieder ins Zimmer trat, hörte das Geschrei auf, weil der Schnuller an der richtigen Stelle steckte.
    »Wo bewahrt die Gräfin ihre Kleiderhülle auf?« fragte die runzlige alte Dame streng.
    »Wir befinden uns auf Reisen, und ich fürchte, die Gräfin hat vergessen, ihre Kleiderhülle mitzunehmen«, erwiderte Carl schnell, ohne eine Ahnung davon zu haben, worauf die Frage zielte.
    Kleiderhülle? dachte er verwirrt, als er die Treppe hinunterging, um in den Garten zu gelangen.
    Plaudernde Menschen, die Champagnergläser in der einen Hand und Canapés in der anderen hielten, hatten sich auf dem perfekten Rasen versammelt. Carl hatte das Gefühl, den Centre Court von Wimbledon zu betreten. Er holte tief Luft und stürzte sich in das gesellschaftliche Gewimmel. Er entdeckte Tessie und die fesche, eifrig rauchende und gestikulierende Gastgeberin. Er steuerte auf sie zu, meldete, daß das Kind gefüttert und bei einem Kindermädchen gut untergebracht sei. Er versuchte, so zu wirken, als lauschte er dem, was die Herzogin zu erzählen hatte.
    Dann sah er sich sorgfältig um, während er sich den Anschein zu geben versuchte, als täte er es nicht. Das war ein Verhalten, das ihm inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen war und das er vermutlich nie mehr loswerden würde. Als erstes entdeckte er kleine Scharen von Pressefotografen. Dann bemerkte er einige Männer mit Sonnenbrillen, die sich auf der Rasenfläche verteilt hatten. Sie waren bewaffnet und trugen Kopfhörer mit Empfängern. Beide Entdeckungen mißfielen ihm.
    »Oder was meinst du, Charlie«, fragte ihn plötzlich die Herzogin leise.
    »Bin genau der gleichen Meinung«, erwiderte er schnell, obwohl er keine Ahnung hatte, worum es ging. »Aber sag mir, was zum Teufel ist eine Kleiderhülle?«
    Die Herzogin zog intensiv an ihrer Zigarette, während sie nachdachte. Dann strahlte sie.
    »Ach so«, bemerkte sie. »Du bist der sittsamen Mary in die Hände gefallen. Ja, eine Kleiderhülle ist etwas, was wie eine bestickte Aktentasche aussieht, die man auf einen Stuhl legt. Dann kann Mary oder sonst jemand einem diskret die Unterhosen hinlegen, und zwar eingeschlagen, damit man sie nicht zu sehen bekommt. Was hast du geantwortet?«
    »Ich habe geantwortet, daß meine Frau wegen unserer überstürzten Abreise leider vergessen hat, ihre Kleiderhülle mitzunehmen«, erwiderte Carl zufrieden.
    Die beiden Frauen machten ein Gesicht, als wollten sie gerade entzückte Kommentare über Kleiderhüllen abgeben, verloren aber den Faden, als eine kleine Schar von Pressefotografen mit ratternden Kameras auf sie zustürzte. Herzogin Liza trat sofort die Zigarette aus und gab Carl einen leichten Schubs, damit er sich zwischen die beiden Frauen stellte. Dann blieben sie so stehen, lächelten steif und drehten sich höflich mal zu dem einen, mal zu dem anderen Fotografen.
    In der folgenden Stunde wurden beständig Kameralinsen auf Carl und Tessie gerichtet, mal von einem halben Meter, mal von zehn Metern Entfernung.
    Die Präsentation des Buches wurde vom Verleger eingeleitet, der eine kleine Ansprache hielt.
    Dann folgte eine kurze Rede des Herzogs, die an eine

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