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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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die hochgewachsene, elegante Dame mit dem schwarzen Hut Carl zu, der ihr verborgenes Gesicht noch nicht richtig gesehen hatte. Sie streckte ihm die Hand entgegen, und Carl unterdrückte im letzten Moment den Impuls, ihr die Hand zu schütteln. Statt dessen brachte er einen Handkuß zustande, etwas, was er noch nie getan hatte.
    »Du bist Offizier, nicht wahr? Verzeihung, ich habe so schlecht gehört«, sagte sie in einem Tonfall, der weder freundlich noch unfreundlich war.
    »Das stimmt, Euer Gnaden, ich bin Flottillenadmiral der schwedischen Marine«, erwiderte Carl, der jetzt ihrem Blick begegnete und von diesem angezogen wurde.
    Es sah aus, als kramte sie in ihrem Gedächtnis, als überlegte sie, wo sie sich schon einmal gesehen hatten – was natürlich unmöglich war.
    »Du erinnerst mich sehr an jemanden, junger Mann. Aber ich glaube nicht, daß wir uns schon begegnet sind?«
    »Nein, Euer Gnaden, ich habe heute zum ersten Mal die Ehre«, erwiderte Carl, der jetzt begriff, was sie gesehen hatte – das Porträt ihres Mannes im selben Alter wie er.
    »Es war wirklich sehr angenehm, dich kennenzulernen«, sagte sie und warf Carl einen letzten zweideutigen Blick zu. Sie schenkte ihm die Andeutung eines Lächelns und wandte sich dann langsam wieder ihrer Freundin zu, um das unterbrochene Gespräch fortzusetzen. Die Audienz war beendet. Ihr Sohn und die beiden Gäste zogen sich diskret zurück.
    »Was für eine elegante Mutter du hast, Angus«, sagte Carl leichthin und fast spöttisch, als sie über den Rasen zurückschlenderten.
    »Ja, ich nehme an, daß man sie tatsächlich so beschreiben kann«, erwiderte der Herzog in dem Gesprächston, der sich nur wie eine Reihe schöner Laute anhörte und sich im übrigen nicht deuten ließ. »Obwohl es Ihrer Gnaden nicht immer leichtfällt, Veränderungen zu akzeptieren. Lustig übrigens, daß du diese Anrede gebraucht hast.«
    »Australischen Journalistinnen scheint es leichter zu fallen, Veränderungen zu akzeptieren«, sagte Tessie kühn.
    »Nun, Madame, ich nehme an, daß du da den Nagel auf den Kopf getroffen hast. Ihr Amerikaner scheint nicht sehr schüchtern zu sein, wie ich finde.«
    »Iren und Mexikaner«, korrigierte Tessie.
    »Aber ja, natürlich, das hatte ich vergessen. Es ist doch nichts über deinen irischen Hintergrund durchgesickert? Wie du weißt, gibt es hier ein paar anmaßende Leute.«
    »Sind deswegen Sicherheitsleute hier? Hat das etwas mit den Iren zu tun?« fragte Carl.
    »Sicherheitsleute?« sagte der Herzog und blieb abrupt stehen.
    »Davon weiß ich nichts. Wie kommst du darauf?«
    »Nun«, sagte Carl. Es überraschte ihn, daß dies für den Gastgeber eine Neuigkeit war. »Da hinten am Zelt steht einer, einer da neben am Parkplatz, einer zehn Meter von deiner Mutter entfernt. Laß es mich so sagen. Diese drei sind bewaffnet, und wenn sie keine Sicherheitsleute sind, würde ich gern wissen, wozu sie sonst Waffen brauchen.«
    Der Herzog machte zum ersten Mal während ihrer kurzen Bekanntschaft den Eindruck, als hätte er sich nicht in der Gewalt.
    »Nun«, sagte er mit einem Schulterzucken. »Wenn wir hier bewaffnete Gäste haben, werden wir wohl zu ihnen gehen und sie fragen müssen, worum zum Teufel es geht. Was dagegen mitzukommen?«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Carl. »Wollen wir erst den nehmen, der da beim Zelt steht?«
    »Ein außerordentlich guter Vorschlag, Admiral. Aber bist du sicher, daß er wirklich bewaffnet ist? Ich meine, er würde einen eigenartigen Eindruck machen, wenn wir…«
    »Keine Angst«, entgegnete Carl. Dann gingen sie mit schnellen Schritten zu dem Mann hinüber. Tessie zögerte und blieb zurück, weil sie am Tonfall gehört hatte, daß sie nicht länger als anwesend galt.
    »Verzeihen Sie mir, junger Mann!« sagte der Herzog mit klarer neutraler Stimme.
    »Ja, Euer Gnaden?« sagte der Mann und nahm Haltung an, während er gleichzeitig die Sonnenbrille abnahm; Carl schüttelte den Kopf und blickte verlegen zu Boden, weil die Frage schon beantwortet war.
    »Mein geehrter Gast hier sagt, er habe beobachtet, daß Sie bewaffnet sind. Stimmt das?« fragte der Herzog in seinem Nicht-Tonfall.
    »Ja, Euer Gnaden, es stimmt«, erwiderte der Mann, der noch immer steif wie ein Ladestock dastand.
    »Ich darf wohl annehmen, da sie nicht zur IRA gehören«, fuhr der Herzog fort.
    »Nein, Euer Gnaden! Special Branch, Edinburgh, Euer Gnaden«, erwiderte der Mann.
    »Das ist ja interessant. Und wer hat Sie zu meinem kleinen

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