Im Namen Ihrer Majestät
ist Tochter eines Herzogs und verheiratet mit einem Herzog und Mutter eines Herzogs. Damit habe ich wohl einigermaßen vorsichtig angedeutet, was sie von einer australischen Journalistin hält.«
»Du bist Journalistin?« fragte Tessie erstaunt.
»Ja. Ich war es wenigstens. Ich habe bei der Daily Mail gearbeitet, die heute nicht gerade zu den geachtetsten Publikationen gezählt wird, wenn ich so sagen darf.«
»Bist du immer noch Journalistin? Sag das bloß nicht meinem Mann. Er hat eine Heidenangst vor Journalisten«, sagte Tessie, ohne den Mund zu verziehen; sie redete sich ein, jetzt den britischen Stil zu trainieren.
»Mein Journalismus liegt im Augenblick brach. Ich bin überwiegend damit beschäftigt, Herzogin zu sein, obwohl der Drachen immer fast in Ohnmacht zu fallen scheint, wenn das Thema zur Sprache kommt. Ich habe zum Beispiel in Holyrood ein wenig die Möbel umgestellt, allein das!«
»Holyrood?«
»Ja, nicht Hollywood, obwohl man es leicht verwechseln kann. Das ist die Bleibe der Königin hier in der Stadt, und die Hamilton, na ja, der Obermotz der Hamiltons, ist, wie es heißt Wächter von Holyrood. Das bedeutet, daß wir in der Hütte seit dem siebzehnten Jahrhundert oder so auch eine Bude haben. Angus muß von Zeit zu Zeit die Königin empfangen, wenn sie Schottland einen offiziellen Besuch abstattet.«
»Das ist ja ein Ding«, sagte Tessie. »Und der Drachen und du, ihr habt nicht den gleichen Geschmack, wenn es um Möbel geht?«
»Nein, es hat einen ziemlichen Aufstand deswegen gegeben.«
»Kommt der Drachen heute auch?«
»Ich fürchte, ja, aber wahrscheinlich bleibt sie nicht bis zum Essen. Sie soll hyperempfindlich sein und befürchten, ich könnte schlürfen oder mich sonst irgendwie danebenbenehmen.«
»Schlürfst du tatsächlich? Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Journalisten essen doch oft in Lokalen?«
»Nein, zum Teufel, natürlich schlürfe ich nicht. Aber es ist wie bei der Prinzessin auf der Erbse, du weißt schon. Ein Schlürfen, das nicht einmal von einer verdammten Abhöranlage im Buckingham Palace registriert werden würde, hört sie garantiert. Warum hat dein Mann Angst vor Journalisten? Ich dachte, er hätte vor gar nichts Angst?«
Tessie wurde plötzlich wachsam. Sie hatte das Gefühl, daß da eher die Journalistin Liza als die Herzogin Liza gefragt hatte.
»Nun ja, er hat nicht nur gute Erfahrungen gemacht«, erwiderte sie vorsichtig.
»Ach was, hör doch auf! Mann des Jahres auf der Titelseite der Zeitschrift Time vor ein paar Jahren, Kriegsheld und wer weiß, was sonst noch. Es war übrigens meine Idee, euch einzuladen. Ich habe Angus den Vorschlag gemacht, obwohl ich damals natürlich noch nicht wußte, daß auch du so etwas Vulgäres bist wie ich. Na ja, versteh mich nicht falsch, aber diese Langweiler hier finden alles, was nicht britisch ist, äußerst vulgär.«
»Dann dürfte dein Leben hier nicht ganz leicht sein«, bemerkte Tessie und setzte sich auf eine kleine Parkbank neben einem Beet mit üppig blühenden Teerosen. Sie hatten sich inzwischen außer Sichtweite begeben. »Und was für eine Absicht steckte dahinter, uns einzuladen, wenn ich so offen fragen darf?«
»Das ist sehr einfach. Hast du was dagegen, daß ich rauche?«
sagte die australische Herzogin und setzte sich neben Tessie.
»Ach was! Du solltest vielleicht die Rosen hier fragen. Die würden vielleicht an so etwas Vulgärem sterben. Nun?«
»Na ja, so merkwürdig ist das doch gar nicht. Angus fragte mich einmal, ob ich eine Ahnung hätte, wie man Journalisten dazu bringt, zu seinem Stapellauf zu kommen. Lad doch den bekanntesten Hamilton der Welt ein, sagte ich ihm. Wie bitte, sagte er, ich nehme an, sogar aufrichtig entrüstet, das bin doch ich. O nein, sagte ich. Das bist du nicht.«
»Ich glaube, mir ist alles klar«, entgegnete Tessie. »Nun, werden Journalisten kommen?«
»Eine sehr lustige Frage. Ich will es mal so ausdrücken: Jetzt werden zehnmal mehr Journalisten kommen.«
»Wie schön«, sagte Tessie. »Ich bin sicher, daß mein Mann außerordentlich begeistert sein wird.«
Genau in diesem Augenblick war Carl ziemlich begeistert. Er lag oben neben dem schrecklichen Bett auf dem Teppichboden und spielte mit seinem Kind. Angesichts des niedrigen Alters dieses Kindes spielte er sehr behutsam.
Er hatte in den unteren Räumen des Hauses eine Küche gefunden und höflich, wie er meinte, um Hilfe gebeten, da er Kinderbrei warm machen wollte. Dann hatte er ahnungslos
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