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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Buchfest geschickt?«
    »Der Regionalchef unserer Abteilung, Euer Gnaden.«
    »Und warum, wenn ich so neugierig sein darf? Es ist ja nicht so, daß ihr euch nicht willkommen fühlen sollt, Jungs, und ich möchte natürlich nicht mal davon träumen, in etwas so Wichtigem und für unsere Nation so Förderlichem wie dem Special Branch herumzuschnüffeln. Wenn Sie es aber nicht für pflichtvergessen halten: Könnten Sie mir einen Grund dafür nennen?«
    »Natürlich, Euer Gnaden«, entgegnete der Mann. »Unter Ihren Gästen befindet sich ein Schutzobjekt, Euer Gnaden. Wir haben uns bemüht, so diskret zu sein, wie es die Lage erlaubt. Ich hoffe, daß Sie uns verstehen, Euer Gnaden. Wir haben unsere Befehle.«
    »Aber natürlich«, erwiderte der Herzog. »Haben Sie etwas dagegen, mir die Sache ein bißchen näher zu erklären? Ich bin ja nun mal der Gastgeber hier im Haus.«
    »Natürlich nicht, Euer Gnaden. Im Moment befinden Sie sich in Gesellschaft des Schutzobjekts, Euer Gnaden.«
    Der Herzog drehte sich langsam um und sah Carl an.
    »Ich darf doch wohl annehmen, daß dies nicht etwas ist, was dir eingefallen ist, alter Junge?« sagte er. Er legte Carl freundlich und demonstrativ den Arm auf die Schulter, um den Rückzug einzuleiten, während er gleichzeitig dem Sicherheitsmann zunickte. Dieser setzte sofort wieder die Sonnenbrille auf.
    »Nein«, erwiderte Carl, als sie sich auf dem perfekten Rasen ein Stück entfernt hatten. »Ich habe wirklich nichts mit der Sache zu tun. Ich meine, ich habe sie nur gesehen und gedacht, daß du oder deine Mutter die Schutzobjekte sind. Ich selbst glaubte, in Schottland zu sein, ohne daß außer uns jemand etwas davon weiß.«
    »Nein, nein. Wir sind nie Schutzobjekte, wie es offenbar heißt. Man kann über die IRA sagen, was man will, aber sie sind immerhin gälisch. Die fangen doch nicht plötzlich an, Schotten zu durchlöchern. Aber offenbar Schweden?«
    »Nein, es ist nichts Ernstes, nehme ich an«, sagte Carl, den seine Formulierung eine Sekunde verlegen machte, bevor er weitersprechen konnte. »Solche Special-Branch-Fritzen arbeiten international mit anderen zusammen, mußt du wissen. Unsere Typen zu Hause in Schweden haben sich in den Kopf gesetzt, daß die Araber mich töten wollen, weil ich ein Araberfreund bin, und das verbreiten sie dann überall. Bei allem Respekt vor dem Special Branch in Edinburgh, aber die können ja nicht automatisch beurteilen, was für Fähigkeiten der schwedische Sicherheitsdienst hat.«
    »Du scheinst keinen größeren Respekt vor diesen Fähigkeiten zu haben, wenn ich dich recht verstehe?«
    »Nein, das könnte man sagen. Beim Nachrichtendienst nennen wir ihr Hauptquartier das Affenhaus, um ihre intellektuellen Fähigkeiten möglichst gerecht zu bezeichnen. Jedenfalls ist der Special Branch abkommandiert worden, um dafür zu sorgen, daß die Araber uns heute abend nicht angreifen.«
    »Sie tun also nur ihre Arbeit, meinst du?«
    »Ja, ich nehme an, daß man es so sagen könnte. Sehr gut ausgedrückt, Angus.«
    Carl errötete, als ihm aufging, wie sehr er seinen Gastgeber nachäffte.
    Als Carl und Tessie sich für das Abendessen umzogen, neckten sie sich unaufhörlich wegen der Handküsserei und des Hofknicks und sagten, »ich nehme an«, zu allem, so daß ihre Unterhaltung sich am Ende anhörte, als würde sie in Astrid Lindgrens Räubersprache geführt. Schließlich konnten sie sich nicht mehr von der gestelzten Sprache lösen.
    Im Wettbewerb darum, wer am lächerlichsten aussah, siegte Carl mit sämtlichen Richterstimmen, weil es Tessie irgendwie gelungen war, vollkommen normal auszusehen. Daß sie eine Schärpe in blaurotweißem Karomuster wie eine Art schräggestellten Schal über der linken Schulter trug, machte sie nicht zu einer lächerlichen Figur. Carl befand sich definitiv in der schlechteren Position. Tessie lachte so sehr, daß sie rücklings auf das schreckliche Bett fiel, als er aus dem Badezimmer kam. Und da lag sie und hämmerte mit den Fäusten auf den Überwurf und lachte, während sie ihn gleichzeitig beschuldigte, sie so durcheinandergebracht zu haben, daß sie jetzt ihr Make-up erneuern müsse.
    Carl sah im Gegensatz zu Tessie tatsächlich wie eine Figur aus einer Maskerade aus. Er trug zum ersten Mal in seinem Leben einen Rock.
    Er war in voller Montur aus dem Bad gekommen, hatte sich mitten auf einen der persischen Teppiche gestellt und versucht, sehr würdig auszusehen. Und genau das hatte Tessie vor Lachen explodieren

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