Im Namen Ihrer Majestät
lassen. Er bemerkte säuerlich, sie sei immerhin seine Frau und müsse ihn in seinen schwersten Stunden unterstützen, for better for worse. Und dies sei möglicherweise ein Augenblick for worse. Aber sie lachte nur.
Als sie vor Gelächter fast erstickte und ins Badezimmer taumelte, um ihr Make-up zu erneuern, trat Carl vor einen Spiegel und betrachtete sich. Der Anblick erschien ihm nicht so grotesk und komisch, wie er offenbar auf Tessie wirkte.
Tessie kam mit sehr ernster Miene feierlich ins Zimmer zurück. Dann sah sie ihn an und fragte mit dumpfer Stimme, ob er darunter Unterhosen anhabe.
Er gab säuerlich zu, er habe welche darunter, jedoch mit einem karierten Schottenmuster. Er wisse aber nicht, von welchem Clan. Sie schlug schnell den Rock hoch und kontrollierte seine Aussage. Dann holte sie nachdenklich ihre Clan-Karte, suchte eine Weile, klappte sie zusammen und teilte mit unheilverkündender Stimme mit, er trage Unterhosen des Clans Douglas.
»Das macht nichts«, bemerkte Carl, »die Douglas und wir sind seit vielen Generationen verbunden.«
»Und ich dachte, darunter trüge man keine Unterhosen«, sagte Tessie.
»Das habe ich auch gedacht. Ich kann dir aber versichern, daß es schon jetzt ein komisches Gefühl ist. Ich habe mir aber gedacht, wenn man sich beim Essen wohl fühlen soll, muß man wenigstens Unterhosen tragen. Ich meine, die gestrenge Mary dürfte es ja kaum interessieren, die mit der Kleiderhülle. Also was soll’s!«
Er sprang in die Luft und knallte mit ausgestreckten Beinen die Absätze zusammen und landete anschließend weich auf dem Perserteppich. Danach nahm er sofort wieder seine äußerst männliche und würdige Haltung ein und hob eine Augenbraue. Tessie sah aus, als würde sie vor Lachen gleich wieder losprusten, hielt flehentlich die Hände hoch und machte ihn darauf aufmerksam, daß sie vielleicht gehen sollten. Sie hätten sich ohnehin schon verspätet.
Das hatten sie. Als sie in den gelben Salon hinunterkamen, in dem sich die Gäste zu einem Drink vor dem Essen versammelt hatten, waren alle schon da, ungefähr zehn Personen. Und alle sahen höchst erstaunt aus – auf diese britische Weise, die es mit sich bringt, daß niemand auch nur eine Miene verzieht. Dennoch erweckten alle den Eindruck höchster Verblüffung, ob es nun daran lag, daß der eine oder andere die Augenbrauen hob, oder daran, daß die gesamte Konversation plötzlich erstarb. Carl erschien es, als hätte er ebensogut in einem gestreiften Schlafanzug erscheinen können oder einer Indianertracht mit Hühnerfedern auf dem Kopf.
Sämtliche Männer im Raum mit Ausnahme Carls trugen einen Smoking.
Der Herzog sah aus, als befände er sich mitten in einer Geschichte, doch jetzt verstummte er augenblicklich, drückte seine Zigarette im nächstgelegenen Aschenbecher aus und wandte sich an seine Frau.
»Liza, Liebling«, sagte er in dem Tonfall, der nie etwas Besonderes bedeutete, »sei doch so nett und sorge dafür, daß Carl und Tessie einen Drink bekommen. Ich verschwinde kurz, bin aber gleich wieder da.«
Und damit stand er auf und ging. Das Gemurmel im Salon kam langsam und zögernd wieder in Gang. Niemand sah Carl offen an, aber alle blickten ihn aus den Augenwinkeln an. Er selbst hatte das Gefühl, als pfiffe ihm kalte Zugluft um die Knie. Vielleicht war es auch umgekehrt, daß er sogar an den Knien errötete.
Liza Hamilton kam ihnen fröhlich entgegen. Sie küßte Tessie und machte ihr Komplimente wegen der großartigen Halskette und anderer Dinge und hielt ihr zwei Glas Sherry hin. Dann wandte sie sich heiter und ironisch an Carl.
»Wie ich sehe, hat der Kapitän sich aufgemoppt, wie man so sagt. Woher zum Teufel hast du diese Klamotten?«
»Von einem Kiltmacher unten in der Stadt. Sie haben uns versichert, daß man diese Dinge tragen muß. Und jetzt tun wir es. Ich nehme an, wir waren nicht gut genug informiert. Entweder sind wir leicht übertrieben gekleidet oder leicht untertrieben. Vielleicht bist du so nett, uns zu sagen, was davon zutrifft«, sagte Carl mit einer verzweifelten Anstrengung, nicht im mindesten angestrengt zu klingen.
»Ihr habt wirklich Pech«, stellte Herzogin Liza fest. »Angus ist der einzige verdammte Herzog in ganz Schottland, der nicht auf die Jagd geht, um damit anzufangen. Und zweitens ist er außerdem der einzige verdammte Herzog Schottlands, der keinen Kilt als Abendanzug trägt, höchstens dann, wenn er als erster unter den Peers die Königin in Schottland
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