Im Namen Ihrer Majestät
Ende des Salons näherte.
Dann betrachtete er seinen Kilt und seinen sporran aus echtem Seehundfell, der sich auf Kilt und Männlichkeit schlaff zur Ruhe begeben hatte.
Jetzt ist es mit der Komödie vorbei, dachte er.
4
Der Tag, an dem Carl vom Ministerpräsidenten des Landes entlassen wurde, begann mit einer Reihe von Irritationsmomenten. Carl und Tessie waren spät in der Sommernacht nach Hause gekommen und hatten zahlreiche Faxe vorgefunden. Es war ein Durcheinander aus Mitteilungen des Generalstabs und aus Rosenbad, er solle sich melden; der Ministerpräsident suchte ihn, Samuel Ulfsson suchte ihn, der Oberbefehlshaber suchte ihn. Und alle bedienten sich einer gereizten Tonlage.
Carl hatte versucht, die Rouladen im Fax mit einem Scherz als Bagatellen abzutun und zu Tessie gesagt, im Grunde gehe es nur um eines, nämlich daß der Ministerpräsident wegen dieser Sache mit Arafat stinksauer sei. Der Regierungschef wolle ihn bei lebendigem Leibe häuten, und Sam und der Oberbefehlshaber seien nur losgeschickt worden, um beim Aufspüren des Verräters zu helfen. Jedenfalls sei es nichts, worum er sich mitten in der Nacht kümmern müsse. Das habe bis morgen Zeit. Doch als sie sich schlafen legten, dachten sie nicht daran, den Telefonstecker herauszuziehen. Sie waren nach der langen Autoreise und einer unruhigen Überfahrt in einer stickigen kleinen Schiffskabine zu erschöpft.
Der erste Anruf kam um kurz vor sieben am Morgen. Es war der Oberbefehlshaber, der ohne nähere Erklärungen Carl beorderte, sich zu einer Stabskonferenz einzufinden, »sobald du oben beim Ministerpräsidenten gewesen bist«. Carl brummte, er werde natürlich kommen, vorausgesetzt, der Regierungschef lasse ihn nicht vorher köpfen, denn Hamiltons pflegten so zu enden. Der Scherz amüsierte den Oberbefehlshaber jedoch nicht im mindesten.
Möglicherweise wäre Carl wieder eingeschlafen, wenn Samuel Ulfsson nicht angerufen hätte, der Carl nach dem Treffen beim Oberbefehlshaber zu sehen wünschte. Es gehe unter anderen um bestimmte Konsequenzen der Operation Baltic Rescue. Ja, es sei gut gelaufen, doch es gebe noch einige schwierige Fragen zu klären. Carl erwiderte, er werde sich gern einfinden, vorausgesetzt natürlich, er komme bei lebendigem Leibe sowohl beim Ministerpräsidenten als auch beim Oberbefehlshaber davon. Sam lachte sogar. Er hörte sich an, als wäre er guter Laune, und sagte, es werde den Streitkräften sicher gelingen, Carl nach dem Besuch in Rosenbad wiederherzustellen. Alle Beteiligten würden wohl mit dem zufrieden sein, was dort oben beim Regierungschef vermutlich geschehen werde.
Carl machte einen letzten Versuch, wieder einzuschlafen. Dann kam ein Anruf von der Sicherheitspolizei. Ein merklich nervöser Kommissar teilte mit, sie hätten Anweisung, Carl um acht Uhr dreißig abzuholen und nach Rosenbad zu bringen. Sie hätten einen schußsicheren Wagen und zwei Schutzwachen. Carl werde gebeten, seine Dienstwaffe mitzunehmen. Es gebe nämlich Hinweise auf eine Bedrohung – nicht schon wieder, dachte Carl –, und zwar auf ein bevorstehendes arabisches Attentat gegen Carl oder aber das Außenministerium.
Inzwischen war Carl hellwach und wütend. Er stand auf, zog sich einen Trainingsanzug an und ging hinaus, um eine Runde zu laufen. Er wollte seine Aggressionen loswerden. Es war wichtig, daß er beim Ministerpräsidenten nicht wütend wurde.
Er lief fast eine Dreiviertelstunde in vorsichtigem Tempo. Das war bedeutend mehr Zeit, als er sonst für seine Zehn-Kilometer-Runde brauchte. Als er zurückkam, war Tessie schon in der Küche. Sie preßte gerade ein paar Apfelsinen aus. Das Telefon hatte unaufhörlich geläutet, und er fand drei Telefonzettel mit angeblich besonders wichtigen Anrufen vor. Bei allen ging es um ein und dieselbe Sache. Die Nummern gehörten verschiedenen kleinen Beratern des Regierungschefs, die nur darin wetteiferten, wer ihn als erster zu fassen bekam. Carl trank den Apfelsinensaft mit einem Zug aus und entschied sich für den Telefonzettel, der alphabetisch der erste war, und rief an.
»Kanzlei des Ministerpräsidenten, von Vieandt«, hieß es am anderen Ende.
Es dauerte eine Sekunde, bis Carl den Namen buchstabiert vor sich sah und erkannte, daß die Ähnlichkeit mit fjant (Schnösel) vielleicht stimmte, aber kein Eingeständnis war.
»Hier Carl Hamilton«, sagte er düster.
Anschließend wurde er von dem jungen Schnösel heruntergeputzt, der im Namen des Ministerpräsidenten, höchst
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