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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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offenbar war er außer Lebensgefahr. Er entdeckte einen Tropf, der mit seinem Unterarm verbunden war, aber immerhin atmete er spontan, und sein Herz arbeitete ohne fremde Hilfe. Er schloß die Augen und versuchte, sich an die Treffer zu erinnern, er hatte sie nur als einen Schlag ohne Schmerz erlebt. Als er sein Gedächtnis bemühte, schloß er, daß der hintere der beiden Männer mit einer kompakten, kleineren Maschinenpistole alle drei Treffer mit einer einzigen Geschoßgarbe erzielt haben mußte. Eine Sekunde danach hatte Carl gefeuert. Er hatte mitten auf den Mann gezielt und sich darauf eingestellt, sicher und nicht tödlich zu treffen, wie bei dem ersten Mann. Carl ließ die Bilder noch einmal vor sich ablaufen. Er sah den Mann mit dem grünen Rucksack und den Mann mit der lila Tasche, sah, wie sie sich gleichzeitig erhoben, allzu auffällig gleichzeitig, und ihre Waffen hervorzogen. Etwa in diesem Moment hatte Carl den ersten getroffen, den mit dem grünen Rucksack. Das Schußfeld war nicht frei gewesen. Die Rhododendronbüsche hatten den Körper des Mannes verdeckt, und deshalb hatte Carl ihm nur in den Kopf schießen können. Das hatte diese zusätzliche Sekunde der Konzentration gekostet, die ihm diese drei Treffer eingebracht hatte.
    Er streckte sich nach einer Klingel, die über dem Bett hing, stöhnte vor Schmerz auf, der sich im ganzen Körper ausbreitete, und sank wieder zurück.
    Nach nur wenigen Sekunden kam eine Krankenschwester herein. Sie sah ihn an und wünschte ihm fröhlich einen guten Morgen. Carl fragte, was für ein Tag sei, und erfuhr, daß er am Vortag operiert worden war. Er bat, ein Arzt möge kommen und ihm einen damage report geben; er mußte diesen militärischen Ausdruck erklären. Er bedeutet, daß man über alle Verwundungen informiert wird und erfährt, welche Möglichkeiten man in Zukunft noch hat.
    Dieser Schadensbericht des Arztes war jedoch zufriedenstellend. Carl erkannte, daß er Glück gehabt hatte. Wenn der Schütze seine Garbe zehn Zentimeter näher an der Mittellinie seines Ziels plaziert hätte, hätte es den Tod bedeuten können. Jetzt konnte es alles bedeuten, von einer Woche bis zu mehreren Monaten im Krankenbett, je nachdem, wie er mit dem Infektionsrisiko umging. Die Operationswunden könnten, erklärte der Arzt, schnell verheilen, wenn keine Komplikationen, also Infektionen, hinzukämen.
    Der Arzt, ein Dozent Soundso, war einer der Chirurgen gewesen. Er erzählte recht amüsant von der Arbeit. Unter anderem hätten er und seine Kollegen festgestellt, daß Carl nicht zum ersten Mal angeschossen worden sei, sondern dies schon zweimal passiert sei.
    Carl erzählte, es sei ein kleineres Kaliber gewesen und außerdem vollummantelte Munition. Im großen und ganzen sei er schon nach rund einer Woche wiederhergestellt gewesen. Den Durchschuß in der einen Schulter habe er eine Zeitlang nur gespürt wie etwa Trainingsschmerzen, dann sei es vorbei gewesen.
    Nach einer Weile erfuhr Carl zu seinem Erstaunen, daß man ihn in der Nacht verlegt hatte. Der operierende Chirurg sei als medizinischer Pressebeamter mitgekommen, wie er es ausdrückte – inzwischen sei er in allen großen Fernsehkanälen der Welt aufgetreten. Es seien in erster Linie Sicherheitsüberlegungen gewesen, eine Forderung der Polizei, die dazu geführt hätten, daß man ihn ins Sophiaheim verlegt habe. Der Park draußen werde von der Anti-Terroreinheit der Polizei bewacht. Es sähe aus wie ein Heerlager.
    »Nein!« stöhnte Carl. »Nicht auch das noch.« Er verzog das Gesicht vor Schmerz, denn als er zusammenzuckte, hatten sich sämtliche Operationswunden bemerkbar gemacht.
    »Wieso?« sagte der Arzt und hob erstaunt die Augenbrauen.
    »Die sind lebensgefährlich«, flüsterte Carl geheimnisvoll.
    »Nicht für Terroristen, aber für sich selbst und vor allem für uns, die Leute, die sie schützen sollen. Versprich mir, ganz vorsichtig an ihnen vorbeizugehen, sonst landest du noch selbst hier mit Hohlspitzmunition im Körper.«
    »Es scheint ihnen jedenfalls zu gelingen, die Journalisten auf Abstand zu halten«, wandte der Arzt ein.
    »Naja«, gab Carl zu. »Dazu taugen sie vielleicht noch. Sollten sie zufällig ein paar von denen weidwund schießen, dürfte es nicht so schlimm sein. Was für Besucher habe ich?«
    »Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen«, sagte der Arzt. »Wie fühlst du dich, und was traust du dir zu? Da draußen warten ziemlich viele Leute.«
    »Kopfschmerzen habe ich natürlich, und

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