Im Netz der Angst
vor ihm winden, deswegen dreht er uns jedes Mal durch die Mangel«, beschwerte sich Josh.
»Und wie er läuft«, fügte Elise hinzu und rückte sich ihr Schulterhalfter zurecht. »Als ob er eine Münze zwischen den Hinterbacken festhalten muss.«
Josh schnaufte verächtlich. »Großartig. Jetzt werde ich das immer vor mir sehen, wenn ich mit ihm spreche. Ich werde nie wieder ernst bleiben können.«
Elise lächelte. »Dann ist meine Arbeit ja getan.«
Und auch Chris McBride hatte seine Arbeit erledigt. Er rannte gerade mit einer Videokassette in der Hand auf sie zu. »Ich hab’s! Ich konnte mich noch daran erinnern, dass es der Tag war, an dem mir ein Zahn gezogen wurde, als ich den Kerl aus dem Treppenhaus geworfen habe. Deswegen habe ich ihn überhaupt bemerkt. Mir war speiübel und der Zigarettengeruch unerträglich. Na, jedenfalls ist er hier drauf.«
»Danke, Kumpel.« Josh klopfte dem Jungen auf den Rücken und ihm schwoll die Brust, als hätte er die goldene Ehrenmedaille verliehen bekommen. »Fantastische Arbeit.«
»Gern geschehen. Schön, dass ich helfen konnte.« Chris zögerte. »Darf ich fragen, was er getan hat?«
»Er hat einer Frau einen toten Hund vor die Tür gelegt«, sagte Elise.
Josh warf ihr einen kurzen Blick zu und wandte sich dann an Chris. »Der Kerl ist ein Stalker. Und wir haben genau das hier gebraucht, um ihn festnehmen zu können.«
»Wie gesagt, freut mich, dass ich helfen konnte«, sagte der Junge.
»Könnten Sie sich eine Laufbahn als Polizist vorstellen?«, fragte Josh.
Der Junge wurde ganz rot. »Ja. Das ziehe ich in Erwägung.«
Josh holte eine Visitenkarte aus seiner Jacke. »Rufen Sie mich an. Ich werde Ihnen einige Tipps geben.«
Sie machten sich auf den Weg. Sobald sie außer Hörweite waren, sagte Elise: »Du bist also eindeutig gestern Nacht zum Zug gekommen.«
Josh schaute sie wütend an.
Sie pfiff durch die Zähne. »Die muss ja verdammt gut sein, wenn du wegen ihr so gelaunt bist.«
»Halt die Klappe!«, maulte er, entriegelte den Wagen und warf ihr die Schlüssel zu. »Du bist dran.«
Sie fing das Schlüsselbund auf, ohne hinzuschauen. »Hast du mir gerade den Mund verboten?«
»Habe ich.«
Sie schüttelte den Kopf. »Dann ist es wirklich was Ernstes. Du hast mir seit Holly nicht mehr gesagt, ich soll die Klappe halten.«
Josh stieg ein und wartete, bis Elise neben ihm Platz genommen hatte. »Aimee ist nicht Holly.«
»Und dafür wollen wir dem Himmel danken.« Sie ließ den Wagen an. »Und jetzt lass uns Richter Leal einen hübschen Sonntagmorgenbesuch abstatten.«
22
Als Aimee von ihrer Joggingrunde mit Simone zurück war, hatte bereits eine Nachricht von Dr. Brenner auf sie gewartet. Er sei bereit, sie wieder zu Taylor zu lassen. Die CD, die Sean für Taylor mitgebracht hatte, wolle er sich jedoch erst selbst anhören, bevor er sie erlauben würde, deswegen bat er Aimee, sie ihm vorbeizubringen.
»Dr. Gannon für Dr. Brenner«, meldete sie sich bei der Frau am Empfang.
»Einen Moment, bitte.« Die Pflegerin ließ sie nach einem kurzen Blick auf die Liste der genehmigten Besucher durch.
»Ich kenne den Weg«, sagte Aimee und ging durch die Vorhalle zur Treppe, die zu Dr. Brenners Büro führte.
»Dr. Gannon.« Er stand auf und streckte ihr die Hand entgegen.
Sie ergriff sie und setzte sich nach einer kurzen Begrüßung. »Verraten Sie mir, wie es Taylor geht.«
Er zuckte mit den Achseln. »Gesprochen hat sie immer noch nicht, aber immerhin wirkt sie ein wenig zugänglicher. Sie wiegt sich nicht mehr ständig vor und zurück und nimmt immer öfter Menschen um sich herum wahr. Ich denke, dass sie langsam Fortschritte macht. Deswegen werden zunächst nur Sie und Taylors Tante als Besucher zugelassen. Zumindest, bis uns Taylor ein wenig mehr darüber verraten kann, was sie derartig bedrückt.«
Das klang vernünftig. Eine lange Reihe von Besuchern war zu viel für ein Mädchen, das sich durch seine persönliche Hölle kämpfte. Sie holte die CD von Sean aus der Tasche. »Das ist die CD, von der ich Ihnen erzählt habe. Dieser junge Mann, der Sohn des Geschäftspartners von Taylors Vater, wollte, dass ich sie ihr gebe.« Sie reichte Brenner das Album.
Er betrachtete die Rückseite. » Aerosmith . Das weckt Erinnerungen, habe ich recht?«
Aimee lächelte und nickte. Sie bezweifelte, dass Brenner überhaupt schon die Grundschule verlassen hatte, als Pump veröffentlicht wurde; sie selbst war damals auf die Highschool gegangen. »Ich habe die
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