Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Netz der Angst

Im Netz der Angst

Titel: Im Netz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
Vom Netzwerk:
Kaffeetasse ab. Er zwang sich zu einer ruhigen Stimme und fragte: »Warum sollte jemand so etwas tun?«
    Sie schüttelte mit weit aufgerissenen hellbraunen Augen den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Sie haben nicht einmal den Baum mitgenommen. Sondern ihn einfach neben dem Loch liegen gelassen.«
    »War irgendetwas in dem Loch?«, hakte Sean nach. Ganz ruhig. Kling nicht zu besorgt. Atme! Einmal. Zweimal. Noch einmal.
    Sarah runzelte die Stirn. »Nur Erde. So genau habe ich mir das nicht angesehen. Meinst du, wir sollten die Polizei rufen? Ich meine, das geht doch nicht an, einfach auf das Grundstück eines anderen zu gehen und seine Bäume auszugraben!«
    Sean schluckte schwer. »Ach, das waren wahrscheinlich nur ein paar Kinder aus der Nachbarschaft, die sich einen Streich erlaubt haben.«
    »Was für ein Streich soll das denn sein, wenn man einen Baum ausgräbt?« Sarah wirkte immer noch verwirrt.
    Ehrlich gesagt war das ihr Naturzustand. Sie war liebenswert, aber nicht die Hellste. Das musste sie auch nicht sein. Jedenfalls nicht für Dad.
    »Ein dämlicher Streich.« Sean biss sich auf die Innenseite der Wange. Hatte irgendjemand gesehen, wie er den Baum gepflanzt hatte? Mitbekommen, was er vergraben hatte? Du lieber Himmel! Hatte sein Vater ihn am Ende etwa beobachtet? »Was hat Dad gesagt, als du ihm davon erzählt hast?«
    »Ich habe es ihm noch nicht gesagt. Als ich es bemerkte, war er schon ins Fitnessstudio gefahren. Ich dachte, ich erzähle es ihm, sobald er nach Hause kommt.«
    Seans Gedanken überschlugen sich. Es gab noch immer einen Ausweg. »Lass uns ihn nicht deswegen beunruhigen. Du weißt doch, wie sehr ihn solche Dinge aufregen, und er hat sowieso schon den Kopf voll, weil er das Geschäft neu ordnen muss, nachdem Orrin nicht mehr da ist. Ich werde den Baum wieder einpflanzen. Er muss gar nichts davon erfahren.«
    Sarah runzelte die Stirn und dachte kurz nach, dann nickte sie. »Mir gefällt es zwar nicht, deinen Dad anzulügen, aber nichts zu sagen ist ja nicht direkt dasselbe. Vielleicht wäre es in der Tat das Beste, ihn nicht aufzuregen. Danke, Sean. Ich weiß nie, wie ich mit so was umgehen soll. Du und Carl, ihr wisst immer genau, was zu tun ist, und kümmert euch dann darum.« Sie langte über den Tisch und legte eine Hand auf Seans. »Ich kann mich wirklich glücklich schätzen.«
    Sean zwang sich dazu, ihr Lächeln zu erwidern. »Ich mich auch.«
    Er floh aus der Küche, sobald sich ihm die erste Gelegenheit dazu bot. Sarah würde ihn nicht verdächtigen. Sie war unglaublich vertrauensvoll und leichtgläubig.
    Der Einzige, der überhaupt hätte wissen können, was sich unter dem Baum verbarg, war sein Vater. Aber warum hätte er es wieder ausgraben sollen? Weshalb wäre er ein solches Risiko eingegangen? Und wenn er es war, was wollte er damit erreichen?
    Sean setzte sich auf sein Bett und stieß immer wieder sanft mit dem Schädel gegen die Wand, als wenn ihm das helfen könnte, sein Denken anzutreiben. Wer könnte ihn sonst noch gesehen haben? Thomas sicher nicht. Außerdem wäre der Kleine körperlich gar nicht in der Lage, den verfluchten Baum wieder auszugraben. Sarah kam ebenfalls nicht infrage.
    Damit wäre er wieder bei seinem Vater. Wenn es überhaupt jemanden gab, der kein Interesse an der Enthüllung dessen haben konnte, was Sean dort begraben hatte, dann war das aber doch Carl. Zwar hatten sie nicht wirklich darüber gesprochen. Aber jahrelanges Schweigen über ähnlich dunkle Geheimnisse hatte sie zusammengeschweißt. Das hier war nur ein weiteres – aber eines, das ihr Leben zerstören konnte, falls es ans Licht kam.
    Für Sean war das in Ordnung. Er hatte schon zuvor Rückendeckung von seinem Vater bekommen und die hatte er auch jetzt. Wenn er seinen Dad auch nicht immer verstand, so liebte er ihn doch.
    Also musste es ein Fremder gewesen sein. Bei der Vorstellung, dass ihn jemand beobachtet und sein Geheimnis ausgegraben hatte, wurde ihm ganz schlecht. Wer könnte das nur getan haben?
    Eines war klar: Wer auch immer dahintersteckte, musste genauso verdorben und gestört sein wie Sean.
    Der arme Scheißkerl.
    Josh rief Elise auf dem Weg zum Revier an und brachte sie auf den neuesten Stand, was den toten Welpen und Aimees Verdacht auf sexuellen Missbrauch bei Taylor anbelangte. Er erzählte ihr jedoch nicht, wo er die Nacht verbracht hatte.
    Aber Elise konnte keiner so leicht etwas vormachen. Vor dem Revier musterte sie ihn nur einmal von oben bis unten, schnüffelte kurz

Weitere Kostenlose Bücher