Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Netz der Angst

Im Netz der Angst

Titel: Im Netz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
Vom Netzwerk:
abgenommen hatte.
    »Ja?«, begrüßte sie den Kriminaltechniker. »Was haben Sie?«
    »Das Klebeband an den Opfern: Es ist hintereinander abgewickelt worden.«
    Das war auch wieder wenig überraschend. Kaum ein Mörder unterbrach die Fesselung seiner Opfer, um schnell noch die Klimaanlage zusammenzuflicken. »Danke, Clyde.« Sie wollte schon auflegen.
    »Jetzt kommt aber doch erst der interessante Teil«, beeilte sich Clyde zu sagen. »Das erste abgerollte Stück passt zu einem, mit dem der Bürostuhl im Arbeitszimmer des Opfers geklebt war.«
    Elise hielt mitten in der Bewegung inne. »Tatsächlich?«
    »Ja. Also nehme ich an, dass das Klebeband sich bereits im Arbeitszimmer befand und der Mörder einfach das benutzt hat, was gerade griffbereit war. So wie auch bei der Lampe und dem Kabel. Beides war vor Ort, habe ich recht? Er hat die Lampe nicht mit dorthin gebracht.«
    »Sie wollen also sagen, er hat im Affekt gehandelt. Die Tat war nicht geplant.« War es möglich, dass, wer auch immer das getan hatte, spontan zum Mörder geworden war? Dass ihn oder sie irgendetwas – oder irgendjemand – wütend genug gemacht hatte, um ganz plötzlich extrem gewaltbereit zu werden? Wer oder was könnte das gewesen sein? Normalerweise standen Geld und Sex ganz oben auf der Liste der möglichen Antworten. Was war in dieser nach außen hin so friedvollen Vorstadtidylle bloß vorgegangen?
    »Aber das passt nicht zu den Handschuhen«, fuhr Clyde fort.
    »Ich wusste gar nichts von irgendwelchen Handschuhen.« Elise wartete darauf, dass Clyde seinen Gedanken weiter ausführte. Es zahlte sich nie aus, ihn zu drängen. Clyde durfte man keinesfalls bei seiner Gehirnakrobatik unterbrechen.
    »Tja. Auf dem Klebeband befanden sich keinerlei Fingerabdrücke bis auf die des Opfers an dem Stück, mit dem sein Bürostuhl repariert worden war. Wer auch immer diese Menschen derartig eingeschnürt hat, muss Handschuhe getragen haben. Halpern hat mir erzählt, dass es sich bei den Spuren unter den Fingernägeln des weiblichen Opfers um Latexfasern handelt. Es wäre möglich, dass sie sich von jemandem zu befreien versucht hat, der Latexhandschuhe trug. Hilft wahrscheinlich auch nicht weiter – die Dinger kann man ja in jedem Drogeriegeschäft in der Stadt kaufen.«
    »Man weiß nie, was zu einer Spur führt. Danke, Clyde.« Elise legte auf und dachte über dieses weitere Rätsel nach. Wenn der Mörder ins Haus gekommen war, ohne etwas Übles im Schilde geführt zu haben, warum hatte er dann Handschuhe dabeigehabt? War er oder sie vielleicht ein Hygienefreak? Das war definitiv etwas, das sie im Hinterkopf behalten sollten.
    Elise betrachtete die Fotos von Stacey Dawkin, auf denen sie mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppichboden lag. Wer auch immer diese Frau umgebracht hatte, hatte nicht vorgehabt zu morden. Das jedenfalls schien ziemlich sicher zu sein. Aber wegen der vielen Würgemale an Staceys Hals würde Elise jede Wette eingehen, dass der Mörder zu irgendeinem Zeitpunkt Gefallen daran gefunden hatte.
    Hoffentlich fanden sie den Scheißkerl, bevor er eine weitere kleine Party veranstaltete, bei der keiner der Gäste je wieder lebend nach Hause kam.

5
    Josh parkte vor dem Haus der Dawkins. Die Fernsehteams hatten den Rasen im Vorgarten niedergetrampelt, und die Haustür war mit gelbschwarzem Absperrband gesichert. Davon abgesehen sah es jedoch wie all die anderen Einfamilienhäuser in der Nachbarschaft aus: groß, massiv und unerschwinglich. Er stieg aus dem Wagen, neben ihm traten Marian Phillips und Aimee Gannon auf den Bürgersteig.
    Gannon trug ihr dunkles Haar heute offen, in dicken Strähnen fiel es ihr auf die Schultern. Ihre Augen wurden nicht länger von der schwarz eingefassten Brille verdeckt und wirkten genauso müde wie vergangene Nacht. Josh bezweifelte, dass sie viel Schlaf abbekommen hatte. Die Hose betonte ihre endlos langen Beine, dazu trug sie eine weiße Bluse, aber leider auch ein Unterhemd, sodass ihm der Anblick ihres Dekolletés bedauerlicherweise verwehrt blieb. Was Marian Philipps trug, hätte er nicht sagen können. Und selbst beim Fahren hatte er den Blick kaum lange genug von Aimee abwenden können, um die Straße im Auge zu behalten.
    »Ich muss die Damen bitten, so wenig wie möglich anzufassen«, sagte Josh.
    Marian Phillips nickte, die Lippen fest aufeinandergepresst. Dr. Gannon legte ihr sanft eine Hand auf den Rücken und fragte: »Macht es Ihnen wirklich nichts aus? Möchten Sie vielleicht lieber hier

Weitere Kostenlose Bücher