Im Netz der Angst
Erdgeschoss?«
»Ja«, sagte Josh. »Gleich neben dem Wohnzimmer und vom Elternschlafzimmer aus auf der anderen Seite des Hauses. Sie hätte wahrscheinlich eine ganze Armee da reinschleusen können, ohne dass ihre Eltern etwas mitbekommen hätten.«
Maribel zuckte mit den Schultern. »Wenn auch keine Armee, so war er doch auf jeden Fall ein Eindringling. Sieht so aus, als ob er sich zwei, drei Nächte die Woche dort eingeschlichen hätte. Und in denen ging es keineswegs harmlos zu.«
Josh zog die Augenbrauen hoch. »Was haben die beiden angestellt?«
»Das Übliche. Ein wenig Gras geraucht. Rumgemacht. Es gibt ein paar Kommentare, aus denen ich schließe, dass sie auch Ecstasy genommen haben.«
»Ach ja? Wie kommst du darauf?«, fragte Josh.
Maribel scrollte nach unten. »Da gibt es eine Stelle, in der er von ihrem Freund Adam spricht, der später vorbeikommen will. Das ist ein Szenebegriff für Ecstasy.«
»Ziemlich starkes Zeug«, sagte Elise.
»Das kann es sein«, sagte Maribel. »Nimmt aber heutzutage so gut wie jeder. Den Jugendlichen gefällt es, weil sie es weder injizieren noch rauchen müssen. Es ist einfach nur eine kleine Tablette. Außerdem, falls sie miteinander geschlafen haben – Ihr wisst Bescheid über Ecstasy und Sex?«
Josh war im Bilde und nickte. Aber warum zum Teufel sollten junge Menschen etwas einwerfen wollen, um ihr Sexleben aufzupeppen? Mit siebzehn war doch mehr oder weniger der gesamte Körper eine einzige erogene Zone. »Also, wer ist dieser HardasRock-Kerl?«, wollte er nun wissen. »Wo können wir ihn finden?«
»Das versuche ich herauszubekommen, aber es wird eine Weile dauern und vielleicht auch nirgendwohin führen. Dieses Nachrichtensystem ist für Anonymität wie geschaffen.«
»Tja, das hat uns wirklich weitergeholfen«, murmelte Josh.
Maribel warf ihm einen bösen Blick zu. »Ich weiß, dass er sie gegen den Willen ihrer Eltern besucht hat. Sie haben ihr wohl sogar verboten, ihn zu sehen, wenn ich das richtig interpretiere.«
»Na, toll. Warum haben sie ihm nicht gleich ein Schild mit der Aufschrift ›süßes verbotenes Früchtchen‹ umgehängt und ihn mit Pheromonen bestäubt?«, sagte Elise.
Wahre Worte. Gab es irgendetwas, das einen Jungen in den Augen eines heranwachsenden Mädchens noch attraktiver machte, als zu wissen, dass seine Eltern den Kerl furchtbar fanden? Josh war ziemlich sicher, dass ihn Trisha Jakowski in der zehnten Klasse nur deswegen rangelassen hatte, weil ihre Mutter ihn abgrundtief verabscheut hatte. Er war damals äußerst dankbar gewesen und war es heute noch. Denn dieses Erlebnis hatte sein Leben verändert.
»Irgendjemand wird doch aber wissen, wer der Kerl ist. Habt ihr mit Taylors Freunden gesprochen?«
Josh schaute zu Elise hinüber. »Nein, diese Schulkameradin, mit der sie gelernt hat, haben wir noch nicht befragt.«
»Stimmt. Aber ich denke, jetzt wird es Zeit, dass wir der kleinen Jenna Norchester einen Besuch abstatten, oder was meinst du?«
Elise setzte sich an ihren Schreibtisch. Josh war in seiner eigenen Bürozelle und rief gerade bei den Norchesters zu Hause an, um mit den Eltern ein Treffen mit ihrer Tochter zu verabreden. Das Mädchen war schließlich eine der Letzten, die Taylor noch im Normalzustand gesehen hatten. Elise hoffte nur, dass Josh es sich nicht schon mit den Eltern verdarb, ehe sie überhaupt dort angekommen waren. Bei der Laune, die er heute hatte.
Dieser Fall nahm ihn sichtlich mit. Verständlicherweise. Es war abscheulich, was dort im Haus der Dawsons geschehen war. Wenn sie so etwas kaltließ, wären sie wohl keine guten Polizisten. Doch es war ein schmaler Grat zwischen Selbstschutz und Gleichgültigkeit. Auf der einen Seite durften sie das alles nicht zu nahe an sich heranlassen, um nicht daran kaputtzugehen. Doch wenn man so weit abstumpfte, dass es einem nichts mehr ausmachte – warum dann überhaupt weiter die Marke tragen?
Neben seinem Verlangen nach Gerechtigkeit für diejenigen, die nicht länger für sich selbst sprechen konnten, trieb Josh jedoch noch etwas anderes um. Etwas, das nichts mit dem Bedürfnis zu tun hatte, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen, nachdem alles furchtbar durcheinander geraten war.
Elise fragte sich, ob es irgendwie mit Aimee Gannon zu tun hatte. Jedenfalls hatte diese Frau Josh aus dem Konzept gebracht. Und das war niemandem gelungen, seit Holly ihm damals das törichte Herz gebrochen hatte. Gestern Nacht im Krankenhaus hatte er die Seelenklempnerin so sehr
Weitere Kostenlose Bücher