Im Netz der Meister 2
rumzutreiben. Merk es dir besser gleich.«
Der »Fall König« war für Simone mit dieser Mail erledigt.
Sie chattete und mailte mit Dominus Maximus. Der kam aus Bad Godesberg und war allein erziehender Vater von zwei Töchtern. Die räumliche Nähe sprach für ihn als potenziellen »Herrn«, die halbwüchsigen Töchter dagegen. Simone stellte sich einen zerzausten, kochenden und bügelnden Hausmann in Birkenstocks und »Hier-kocht-der-Chef-selbst«-Schürze vor und hatte Schwierigkeiten, dabei auch seine erotische Dominanz zu sehen.
»Wo finden deine Sessions statt?«, fragte Simone. Ein Männerhaushalt in Bad Godesberg erschien ihr für ein Spiel unpassend. Dominus Maximus antwortete, dass er nur in Hotels im Großraum Köln-Bonn spielen würde, die Kosten würden zwischen ihm und der Sklavin fair geteilt.
By the way, schrieb Dominus Maximus, fordere er die Anrede im Pluralis Majestatis. Das sei Ausdruck einer Wertschätzung, darauf müsse er bestehen, auch jetzt schon, beim Schreiben, eigentlich, wenn er es sich so überlege.
Simone saß in der Buchhandlung an ihrem Computer und amüsierte sich prächtig, als sie antwortete: »Wie Ihr meint, Herr Maxi-muss.« Tippfehler und Bindestrich waren gewollt. Dominus Maximus, der ihr in einem sensiblen Moment gestanden hatte, dass er im realen Leben Werner heiße, warnte sie: »Nimm den Mund nicht zu voll, meine Liebe. Wenn du mir gegenüberstehst, wirst du aber ganz schnell kapieren, wo der Hammer hängt, und dann ist ruckzuck Schluss mit lustig!«
»Ich werde sehr achtsam sein und genau aufpassen, wo Euer Hammer hängt«, antwortete Simone. Sie sah sich Dominus Werners Profilseite genauer an. Er begann seine virtuelle Visitenkarte mit einem Gedicht, das er selbst verfasst hatte:
... Wenn deine dunklen Träume sich erfüllten
wirst du nicht mehr länger bangen.
Meine Hände werden dich auffangen
und dann kommst du in die Realität zurück ...
Simone schüttelte sich, kopierte das Stück und sandte es an Ute. Gemeinsam surften sie auf das Dominus-Profil und telefonierten dabei. Simone las laut vor: »Ein Dominus definiert sich meiner bescheidenen Meinung nach nicht explizit dadurch, dass er eine ansehnliche Sammlung von Spielzeugen hat und damit auch besonders gut umgehen kann, sondern durch seine Persönlichkeit.«
»Und dadurch, wo sein Hammer hängt!«, rief Ute und sorgte damit bei Simone für einen weiteren Lachanfall.
Sie las weiter: »Sie weiß, was sie will und wen sie braucht. Im täglichen Leben steht sie selbstbewusst ihren Mann respektive ihre Frau auf einer Augenhöhe ...«
Ute übersetzte: »Sie muss ihn ansprechen, weil er sich nicht traut. Im täglichen Leben muss sie genug verdienen, um ihre Pizza vor und die Hotelrechnung nach einer Session zu bezahlen. Und die Augenhöhe ...«
Simone fiel ihr ins Wort: »Schwierig! Maximus hat angegeben, er wäre einsachtzig, in Wirklichkeit also allerhöchstens einsfünfundsiebzig, das heißt, dass ich schon mal keine High Heels anziehen könnte, weil dann die Augenhöhe nicht mehr passt, wenn ich größer bin als er.« Simone nickte dem Kunden zu, der den Laden betreten hatte, sagte zu Ute: »Warte mal«, und bedeckte die Muschel des Hörers mit der Hand. »Sie melden sich, wenn Sie was brauchen?«
»Ich suche das neue Buch von Hape Kerkeling«, sagte der Mann.
»Tut mir leid, führen wir nicht. So, ich bin wieder da«, sagte Simone, wandte sich ab und telefonierte weiter. Der Kunde ging grußlos hinaus.
Simone surfte weiter über die unzähligen Seiten, studierte das Männerangebot und blieb schließlich an einem Profil hängen, dessen Inhalt sie sprachlos machte. »Substrecker« stellte sich mit aktuellem Foto vor und schrieb: Mich hat eben wieder ein Gesuch um Freigabe erreicht, ich bin ziemlich scheiße drauf und damit genau in der richtigen Stimmung, um diesen Text zu verfassen. Ja, es stimmt, objektiv betrachtet herrscht bei mir ein ziemliches Kommen und Gehen. Das wird zwar gewaltig aufgebauscht, aber ich muss jetzt doch Stellung dazu beziehen. Mein Ruf. Tja, mein Ruf. Ich bin inzwischen einige Zeit dabei und habe dabei so etwas wie ein gewisses Maß an zweifelhafter Prominenz erlangt. Und Prominenz bedeutet auch immer, dass über einen geredet wird. Im Zweifel schlecht, denn seit wann redet man gut über Promis? Ich will daher auch gar nicht über das reden, was so alles über mich als Person charakterlich oder so erzählt wird, denn dazu braucht man einfach nur mal hier und da zu fragen. Eine
Weitere Kostenlose Bücher