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Im Netz der Meister 2

Im Netz der Meister 2

Titel: Im Netz der Meister 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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saß. Sie fuhren sofort in die Tierklinik. Der Arzt schüttelte den Kopf und sagte: »Noch ein paar Wochen. Wenn er nicht im Schlaf von allein stirbt, werden Sie wissen, wann es so weit ist.«
    Simone und Gerald verbrachten so viel Zeit wie möglich mit Carlos. Sie fuhren mit ihm zum Kottenforst und ließen ihn ohne Leine laufen, schmusten mit ihm und ließen ihn nicht mehr allein. Simone nahm ihn mit ins Geschäft, es kamen sowieso keine Kunden, die er stören oder erschrecken konnte.
    Jenny und Julia weinten, sie hatten fast ihr ganzes Leben mit Carlos verbracht, und in der Angst vor der Trauer rückte die Familie wieder enger zusammen. Sie hatten wieder etwas Gemeinsames.
    Manchmal schien es Simone, als spiegelte sich in Carlos sanften braunen Samtaugen ihr ganzes eigenes Elend, als ginge in ihrem Leben jetzt überall alles zu Ende.
    Ihre Ehe war eine Katastrophe, ihr Laden stand kurz vor der Pleite, die Kinder nabelten sich immer mehr ab und brauchten sie kaum noch, alte Freundschaften waren zerbrochen und für neue hatte sie keine Kraft, und nun lag Carlos, ihr alter treuer Freund, der sie so lange begleitet hatte, auch im Sterben.
    Er starb nicht von allein. Simone musste einen Termin vereinbaren.
    An seinem letzten Morgen fütterte sie ihn mit Filetsteak und Pudding. Henkersmahlzeit. Heute Abend bist du tot, mein altes Fellgesicht, dachte sie, als sie ihm beim Fressen zusah und dabei zärtlich über seinen Kopf streichelte.
    Jenny und Julia verabschiedeten sich schluchzend, als Simone sagte: »So. Jetzt ist es gleich Zeit.«
    Gerald hatte sich ab mittags freigenommen.
    Als sie die Praxis verließen, sah Simone verzweifelt auf die Leine und das Halsband in ihrer Hand. Gerald nahm sie wortlos in den Arm, und sie klammerten sich aneinander, weinten und weinten und weinten. Sie weinten nicht nur um den Hund, um dieses Kapitel ihres gemeinsamen Lebens, sondern um alles, was in den letzten Jahren gestorben war.
    Sie holten die Mädchen ab. Sie fuhren mit dem Auto durch die Gegend, zu viert, einfach so, wie sie es früher so oft getan hatten. Aber es war nicht mehr so wie früher, nein. Es fühlte sich ganz anders an.

    An diesem Abend redeten sie miteinander. Ruhig, gefasst und vernünftig. Es war Zeit, reinen Tisch zu machen.
    Gerald erzählte Simone, wie er die Dienstage und Donnerstage verbrachte.
    Sie war schockiert, aber das ließ er nicht zu. »Du kannst nicht mit zweierlei Maß messen. Das ist Heuchelei, Simone!«
    » Aber wenn ich mich mit jemand anderem treffen würde, wüsstest du davon, und ihr Mann weiß es nicht!«
    » Heute würdest du es mir sagen. Als du damals Karel, Arno, Mark und Cornelius getroffen hast, wusste ich es nicht, jedenfalls nicht von dir.«
    »Aber wir waren achtzehn Jahre verheiratet, als das alles passierte. Sie hat ihren Mann auf ihrem Junggesellenabschied betrogen, also noch vor der Hochzeit, das ist was ganz anderes.«
    »Die beiden sind seit acht Jahren zusammen, das ist sexuell auch nicht mehr taufrisch. Erzähl mir nicht, du hättest nach acht Jahren mit mir nicht mal nach rechts oder links gesehen!«
    »Nein. Habe ich nicht. Ich hatte zwei kleine Kinder; außerdem vergleichst du jetzt Äpfel mit Birnen. Deine Nicole ist eine Sau, Gerald, so leid es mir tut, dass ich das sagen muss.«
    Er lachte. »Lass uns nicht auf dieses Niveau abgleiten. Aber du hast Recht: Eine Sau ist sie schon.«
    Jetzt schmunzelte er, und Simone kannte ihn gut genug, um zu wissen, woran er dachte. Er hatte ihr gesagt, dass er mit Nicole nach etlichen Kölsch und Kurzen auf dem Klo einer Kneipe gevögelt hatte, und dass sie das total genossen habe.
    Ihr Mann Rudi, beziehungsweise war er an diesem Abend noch ihr Verlobter, war ein stiller Mensch. »Ein Ruhiger«, sagten seine Freunde im »Aquarianer Verein Duisdorfer Fischfreunde 1985«, einen »Lahmarsch« nannten ihn die, die ihn nicht mochten. Rudi sah gern fern, liebte Serien wie »Der Bulle von Tölz« und »Der Landarzt« und bevorzugte beim Sex ausgewogene Rituale. So griff Rudi sein »Annemönchen«, wie er Nicole nannte, gern pünktlich nach dem Pro-Sieben-Film an die üppige Brust, knetete ein bisschen daran und sagte dann: »Is‘ Wetter zum Helden zeugen, oder? Machen wir uns das gleich gemütlich, Annemönchen?« Nicole ließ es über sich ergehen. Es dauerte ja nicht lange. Rudi war ihr erster und einziger Mann, sie dachte, die Sache mit dem Sex sei nun mal so und nicht so wie in ihren Büchern.
    Der Quickie mit Gerald im Damenklo war für

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