Im Netz der Meister 2
sie gar nicht mehr »normal« vögeln? War sie so auf Sessions und Rituale fixiert, dass es nicht mehr anders ging? »Das will ich jetzt wissen!«, murmelte sie ihrem Spiegelbild zu.
Helmut lag in Burt-Reynolds-Pose auf dem Bett. Nackt. Und lächelnd. Die Decken hatte er zurückgeschlagen.
Simone setzte sich auf die Bettkante. Sie sah ihm ins Gesicht, dann blickte sie auf seine Körpermitte. Sah ihm wieder in die Augen. Er grinste fröhlich und hatte die Augenbrauen fragend hochgezogen, als wolle er sagen: »Na, geht’s jetzt los?«
Er hatte einen Ständer, ja. Aber so einen hatte Simone noch nie gesehen. Keck und stocksteif ragte das Ding ihr aus schwarzer Haarwolle entgegen, und es war in diesem Zustand nicht länger als ihr Mittelfinger. Automatisch verglich Simone beides. So dick wie eine von Geralds Gewürzgurken , dachte sie und musste lachen. Helmuts Lächeln erstarb. Sein Ständer schrumpfte zu Erbsenschotengröße. Simone lachte und lachte, sie hatte einen Lachkrampf, der sich erst gab, als sie im Taxi saß und zum Bahnhof fuhr.
Als sie Ute am nächsten Tag von ihrem Date erzählte, konnten sie beide gar nicht mehr aufhören, über Gurken und Erbsenschoten zu lästern. Beide Frauen hatten mit männlichen Miniausstattungen schon Erfahrungen gemacht, und sie waren sich einig, dass eine gewisse Größe einfach sein musste, um sich amüsieren zu können. Ute kicherte: »Man hat ja nicht immer die Zahnbürste dabei ...«
»Zahnbürste?« Simone war ahnungslos.
»Ja, sag bloß, du hast es dir noch nie mit der Zahnbürste gemacht?«
»Wie geht denn das?« fragte Simone und stellte sich allerlei Absurdes vor.
»Du hast doch eine elektrische, oder? Dann geh jetzt mal ins Bad, mach sie an und halt sie dahin, wo es am schönsten ist!«
»Ach so! Du meinst, die kann man als Vibrator benutzen?«
»Schnellmerker! Klar, das mach ich schon lange. Wenn ich an einem Spiegel vorbei gehe und sehe, dass meine Mundwinkel nach unten zeigen, dann geh ich ins Bad und zupp zupp - nach einer Minute ist mein Gesicht viel entspannter.«
Simone rief Ute nach ein paar Minuten zurück und bedankte sich für einen effektiven Tipp. Sie waren in Lästerstimmung, während sie zeitgleich im HLF surften. Ute fragte: »Hast du den Thread von dieser Frau gelesen, die sagt, dass sie Penetrationsfetischistin ist und mindestens zwanzig Zentimeter braucht?« Simone klemmte sich den Hörer unters Kinn, nahm das Lineal aus dem Behälter auf dem Schreibtisch und sah sich an, wie lang zwanzig Zentimeter sind. »Wow. Wo steht das?« fragte sie kichernd.
»Die Dame nennt sich Analhure und beschwert sich ausführlich darüber, dass die meisten Männer viel zu kleine Dinger haben und dass sie deswegen sehr unbefriedigt ist. Die Männer sind natürlich daran schuld«, erzählte Ute.
»Klar. Der Typ gestern war auch schuld, dass ich keinen Sex hatte, wer denn sonst?«, sagte Simone. Sie überlegte einen Moment. » Analhure ? Wie kann man sich nur so nennen? Will sie darauf reduziert werden? Penetrationsfetischistin, ts, was es alles gibt. Ich vögele auch gerne, aber so würde ich mich nicht nennen!«
»Jedem das Seine. Wenn sie es mag«, sagte Ute.
Sie klickten sich durch die Themen des Forums. Simone fand einen Thread mit der Überschrift: »Waren die Gebrüder Grimm Sadisten?«, sie lasen über rasierte Schambereiche, amüsierten sich über die Argumente der Befürworter und der Gegner und darüber, wie sehr manche sich echauffierten, wenn sie keine Zustimmung bekamen. Ute verwies Simone auf einen Thread, in dem über den Geschmack von Natursekt diskutiert wurde: »Du musst also darauf achten, dass er vorher keinen Spargel, keine Austern und keine Kiwi isst, super, wieder was gelernt.« Und Simone las vor: »... z.B. Marzipan essen, davon wird der Urin süßlicher, herber, der überschüssige Zucker wird mehr ausgeschieden. Auch Salate mit reinen Blattanteilen oder Brennnessel wirken Wunder. Das Ganze mit Essig und Öl als Dressing ... Da weiß aber einer ganz genau Bescheid!«
Dann fanden sie das Thema »Blasen nach Analverkehr?« und hatten wieder viel zu lesen und zu lachen. Ute und Simone verbrachten fast den ganzen Abend zusammen, und am Ende des Dauertelefonats fragte Ute: »Sag mal, Kalle und ich gehen am Samstag auf die Party im ›Hexenkeller‹«, hast du Lust, mitzukommen? Wir haben bestimmt eine Menge Spaß.«
»Ich weiß nicht.«
»Schatzimausi«, sagte Ute, »vielleicht sind ein paar Einzelherren da und du lernst jemanden
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