Im Netz der Meister 2
Caipirinha und erzählte von sich. Er sprach fließend deutsch, ließ aber Worte in den Sätzen weg, Simone mochte das. »Ich bin Diplomingenieur und habe eigene Firma«, sagte er. Angesichts seiner teuren Garderobe schloss Simone auf gut gehende Geschäfte. Er hatte sein Sakko ausgezogen und seine Unterarme auf den Tisch gelegt. Seine Handrücken waren sehr behaart. Er spielte wieder mit seinen Manschettenknöpfen. Sie waren silbern, genau wie seine elegante Uhr.
Er plauderte von seinen beiden Exfrauen, Vesna und Beate, zu denen er immer noch ein gutes Verhältnis habe. Mit jeder Frau hatte er zwei Kinder, die an jedem zweiten Wochenende bei ihm waren und ansonsten bei ihren Müttern lebten. Simone schloss daraus, dass er eine große Wohnung oder ein Haus haben musste und eine Menge Unterhalt zahlen konnte.
In den Osterferien fahre er mit allen vier Kindern »jedes Jahr zu Eltern nach Split«. Er schwärmte von der Küste Dalmatiens und bestellte noch zwei Caipirinhas. Simone merkte den Alkohol schnell; sie hatte noch nichts gegessen.
»Sollen wir nach Köln fahren? Hier ist langweilig. Wir könnten ins ›Oceans Eleven‹ gehen«, sagte Luka.
»Nein. Ich kenne dich noch nicht, ich möchte hier bleiben. Hier habe ich Heimvorteil.« Das verstand Luka. Sie flirteten. Er beugte sich zu ihr und sagte, sie würde fantastisch riechen, welcher Duft das sei. Simone wusste es nicht. Es war eine Probe gewesen; für echtes Parfum hatte sie kein Geld. »Hier, riech bei mir, nehm ich Armani«, sagte er und kam ganz nah. Sie schloss die Augen. Parfum und Rasierwasser. Er riecht nach Mann, nach Kerl, dachte sie und machte die Augen schnell wieder auf. Nach den Cocktails war ihr ein bisschen schwindelig. Wie lange hab ich nicht mehr gevögelt? Ein Jahr? Länger? Sie unterhielten sich über das Internet und darüber, wie einfach es war, dort jemanden kennen zu lernen, und welch verrückte Leute sich da tummelten.
Luka erzählte: »Sind Frauen raffiniert manchmal. Stell dir vor, ist Schluss, hast du nicht richtige Frau getroffen. Bekommst du SMS eines Tages: Danke für wunderbare Nacht. Denkst du: Wie? Warum schreibt sie das, haben wir Schluss gemacht. Kommt neue SMS: Luka sorry, SMS eben war nicht für dich, war Versehen. Schreibst du nicht zurück. Kommt wieder SMS: Wie geht’s dir denn so? Will sie wieder mit mir Kontakt, verstehst du? Dumme Frauen.«
Simone verstand, und sie fragte sich, warum eine Frau, mit der Luka Schluss gemacht hatte, so was tat.
Luka bestellte Kölsch und Tomatensuppen. Er fragte nicht, was sie wollte, er bestimmte einfach. Simone gefiel das. Es war halb zwölf, als sie zum ersten Mal auf die Uhr sah. Sie hatten sich festgequatscht. »Simone, schöne Simone. Was bedeutet Name?«
»Es ist die weibliche Form von Simon, kommt aus dem Hebräischen und heißt Erhörung.«
Luka grinste. »Vielleicht wirst du erhört, Simone?« Sie wusste nicht, was sie antworten sollte, weil er gleichzeitig begann, mit ihren Haaren zu spielen. Er nahm eine Strähne, wickelte sie um seinen Finger, zog Simones Kopf daran zu sich, hauchte einen Kuss auf ihren Hals, lehnte sich zurück und ließ das Haar los. Sie tranken noch ein Bier.
»Luka, wie kommst du eigentlich nach Hause?«
»Ich nehme mir Hotel, kann ich nicht mehr fahren. Wollen wir Lokal wechseln?«
Simone sah auf die Uhr. »Wohin um diese Zeit?«
Luka sagte: »Ich mache schon.«
Er stand auf, ging an die Bar und zahlte dort. Er redete ein paar Sätze mit dem Kellner, nickte dann und kam zurück an den Tisch. Dreitagebart und Glatze ist schon geil, dachte Simone. Sie nahm seinen Arm, den er ihr zum Aufstehen reichte, und musste sich zusammenreißen, um nicht zu schwanken. Wie lange war sie nicht mehr betrunken gewesen? Keine Ahnung. Egal.
Die Kneipe in der Fußgängerzone war noch gut besucht. Überwiegend männliche Ausländer saßen an der Bar, sie starrten Luka, der in seinem feinen Anzug nicht hierher passte, feindselig an. Die Mädchen hinter dem Tresen waren sehr hübsch, sehr freundlich und sehr schnell. Luka hatte Kölsch bestellt. Aus den Lautsprechern dröhnte »Viva Colonia«.
»Kenne ich Musik zu Karneval«, sagte Luka, und die blonde Bedienung wies mit dem Kopf auf einen Mann, der am Tisch saß. »Der Chef will ab Mitternacht nur Partymusik.«
Simone und Luka standen dicht voreinander. Er fasste um ihre Taille. Sie zog den Bauch ein und hielt die Luft an. Er raunte heiser: »Du bist wunderschön, fühlst dich gut an. Mein Gott, bist du
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