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Im Netz der Meister 2

Im Netz der Meister 2

Titel: Im Netz der Meister 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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von der Insolvenz ihres Buchladens und von ihrer momentanen Situation als Arbeitslose. Von den Hintergründen, von ihrer Neigung zum BDSM, von den Affären und von ihrer Onlinesucht erzählte sie nichts. Maurice war entsetzt: »Meine Güte, Sie haben viel mitgemacht, das tut mir sehr leid!« Er bedankte sich für ihre Offenheit. Simone genoss dieses Gespräch und hörte Maurice interessiert zu, als er von seiner Ausbildung als Koch in einem Würzburger Hotel erzählte, von vielen Jahren, die er in Dijon in Frankreich gearbeitet hatte, von seiner Zeit auf einem Kreuzfahrtschiff und von den Schwierigkeiten in den ersten Monaten als Gastronom in der konservativen Bonner Südstadt.
    Simone beobachtete Maurice. Seine braunen Augen waren lebhaft und flink, die Lachfältchen ließen seinen Blick immer schelmisch wirken. Er hatte sehr schöne, schmale Hände, die seine Worte mit geschmeidigen Gesten unterstrichen. Die Lippen verschwanden im üppigen Bart, der ein bisschen bebte, wenn Maurice lachte. Er lachte oft. Aus dem offenen Kragen seines schneeweißen Hemdes lugte grau-schwarze Brustbehaarung, der Bauch hing über den Gürtel seiner schwarzen Jeans. Einen Moment fragte sie sich, ob Maurice etwas anderes sein könne als ein Stino, aber dann vergaß sie den Gedanken wieder. Sie kam gar nicht auf die Idee, dass er ein Kandidat sein könnte. Er war nicht ihr Typ. Zu dick, zu dunkeläugig, zu bärtig, zu vanilla, zu jung. Achtunddreißig. Zu real.
    Sie tranken Calvados zum Mocca und lehnten sich in den Sesseln zurück. Es war ein schöner Abend. Simone hatte nicht das Gefühl, sich darstellen zu müssen, wie sonst bei einem Date. Hier ging es nicht um SM oder um die Möglichkeit einer Affäre, hier war alles einfach und natürlich. Maurice brachte Simone nach Hause. »Danke, dass Sie mein Gast waren«, sagte er charmant. Als er sie fragte, ob sie die Hunde vielleicht einmal in der Woche weiterhin ausführen könnte, sagte Simone: »Unter einer Bedingung: Wir duzen uns jetzt!« Er lachte: »Gut. Darauf trinken wir beim nächsten Mal Brüderschaft!« Sie küssten neben ihren Wangen in die Luft und gaben sich die Hand. Als Simone aus dem Auto gestiegen war, drehte sie sich kurz um und winkte, dann lief sie nach oben.
    Wie klein die Wohnung war. Wie eng und dunkel.
    Sie war nicht müde und loggte sich noch einmal ein.
    Luka hatte geschrieben. Er erinnerte sie an das versprochene Date. Sie sagte zu.
    Dann schrieb sie ihre Foren-Freundin Diana an, sie war natürlich noch online, und erzählte von dem schönen Essen mit Maurice. Dabei war es für Simone aus irgendeinem Grund wichtig, zu betonen, dass sie real etwas unternahm und dass Maurice ein imponierender Typ war.
    »Ist er Dom?«, fragte Diana, und Simone musste grinsen.
    »Nein, das nicht. Souverän ist er, und super nett, aber mit SM hat der nix am Hut.«
    »Hast du gefragt?«
    »Natürlich nicht! Aber wenn er Dom wäre, hätte er mir was signalisiert!«
    »Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht,« meinte Diana, aber Simone dachte nicht weiter darüber nach.

14

    Simone traf Luka an einem Donnerstag. Sie war zu früh da und wartete an der Bar des Restaurants am Bottlerplatz, das sie für das Date vorgeschlagen hatte. Sie trug das Wickelkleid, dazu Pumps und silbernen Modeschmuck. Sie flirtete mit dem Kellner, als sie im Spiegel hinter der Bar einen Mann die Treppe herunterkommen sah. Sie drehte sich um. Er nahm die Stufen mit tänzelnden Schritten, wie ein Showmaster am Samstagabend. Dabei spielte er mit der rechten Hand an seinem linken Manschettenknopf. Seine Schuhe waren glänzend poliert, der dunkelblaue Anzug saß perfekt, das rosafarbene Hemd stand ihm ausgezeichnet. Als er sie erkannte und lächelte, hatte er Grübchen in den Wangen. Er verbeugte sich und küsste ihr die Hand.
    »Du siehst fantastisch aus. So Ausstrahlung, so Charisma«, sagte er mit einem Akzent, den Simone nicht zuordnen konnte. Er lispelte ein bisschen; in Verbindung mit dem Akzent klang es jungenhaft und charmant. Er hatte lange Wimpern und buschige Brauen.
    »Woher kommst du?«, fragte Simone, nachdem er für sie noch einen Cappuccino und für sich Espresso bestellt und ihr mit einem Dupont Feuer gegeben hatte. Er grinste breit, und die Falten in seinem Dreitagebart vertieften sich. »Ich bin Balkanese, Kroate, heißblütiger Kanake.« Sie lachten.
    Sie setzten sich an einen Tisch. Nebeneinander, mit dem Rücken zur Wand. Ihre Oberschenkel berührten sich. Luka bestellte

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