Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Netz der Meister 2

Im Netz der Meister 2

Titel: Im Netz der Meister 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
Vom Netzwerk:
Lächelnd. Und dieser Akzent war göttlich. Sie fragte nicht, warum er jetzt erst anrief. Sie fragte nicht, wann er kommen und sie zum Jazz-Festival abholen würde. Sie grinste den Hörer an.
    Luka sagte: »Schatz, bin ich sehr eilig, habe ich noch Verabredung.«
    »Verabredung?«
    Er lachte dieses Lachen, an das sich sie jetzt wieder erinnerte, so lachte er auch im Bett, weit hinten in der Kehle, guttural, war das das Wort für sein Lachen? Guttural?
    Sie hörte ihn sagen: »Ja, Schatz, bin ich mit Alice verabredet. Muss ich Schluss machen mit ihr. Konnte ich nicht wissen, dass ich dich treffe und dass so es sein wird.«
    »Alice?«
    »Ja, Schatz. Kenne ich sie aus Forum und waren wir essen. Neulich. Nur essen, nicht wie mit dir.« Das Lachen. Leise. Kehlig.
    »Ach so.«
    »Ja. Werde ich Alice gleich Wahrheit sagen. Werde ich sagen, dass du jetzt da bist und nichts wird mit ihr. Aber will ich nicht am Telefon sagen, verstehst du, Schatz? Ein richtiger Mann sagt das nicht am Telefon, man muss Kavalier sein.«
    »Ja. Ich verstehe.«
    »Also, Schatz: Mach dir schönen Abend. Ich denke an dich ganze Zeit! Tschau, schöne Simone, bis bald!«
    Sie starrte den Hörer an. Dann legte sie ihn langsam auf die Gabel.
    Zuerst dachte sie, dass er nach dem Treffen mit Alice noch einmal anrufen würde. Simone blieb lange auf, bis nach drei chattete sie in allen möglichen Foren, um sich die Zeit zu vertreiben.
    Sie las im »Harte-Liebe-Forum« die neueste Tratschgeschichte in einem ellenlangen Thread: Dort war ein User rausgeflogen. Die Betreiber hatten ihn gelöscht, weil er jemanden beleidigt hatte, und nun posteten seine Fans einen virtuellen Nachruf und schrieben engagierte Beiträge darüber, dass sie ihn wiederhaben wollten. Simone schüttelte den Kopf. Die Leute können die Realität wirklich nicht mehr von der Virtualität unterscheiden, dachte sie.
    Sie hatte immer ein Fenster für das Forum auf, in dem Luka registriert war. Ihre Nachrichten vom Nachmittag hatte er nicht gelesen, sie sah es an dem Symbol, das einen verschlossenen Briefumschlag darstellte. Er war nicht online, die ganze Nacht nicht.
    Simone nahm Handy und Telefon mit ans Bett.
    Der nächste Tag war ein Samstag. Simone saß ab Mittag geduscht, geschminkt und gestylt vor dem Computer. Falls Luka anrufen würde und sie sehen wollte, konnte sie spontan zusagen. Das Telefon klingelte zum ersten Mal abends um sechs.
    »Ja, bitte?«
    »Ich wage es kaum zu fragen, und wahrscheinlich hat eine Frau wie du sowieso etwas vor, oder hast du vielleicht doch Zeit für einen einsamen Single im Betriebsurlaub?«
    Sie lachte. »Maurice! Ich hab was vor, ja. Also, das heißt, nicht direkt. Vielleicht. Ich weiß es sozusagen noch nicht.«
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Aber ja, was soll nicht in Ordnung sein?«
    »Hast du Zeit und Lust, mit mir ein Glas Wein zu trinken?« Simone zögerte. Es wäre nicht schlecht, Gesellschaft zu haben, bis Luka anrief. Die Zeit verging so elend langsam.
    »Wann und wo?«
    »Wir können in der Altstadt ins ›Belle Epoque‘ gehen?«
    »Nein! Nicht in der Altstadt!« rief Simone.
    »Wieso? Die Altstadt ist ein zauberhaftes Viertel und ...«
    Sie fiel ihm ins Wort. »Ich weiß. Dort hatte ich meinen Buchladen.« Sie wollte gar nicht so schnippisch klingen, denn Maurice konnte nicht wissen, dass sie sich dort nie wieder sehen lassen wollte. Sie sah die schrecklichen Fotokopien der Handyfotos vor sich, die an den Bäumen und Laternenpfählen geklebt hatten, und sie sah sich selbst die letzten Bücher aus dem Laden schleppen. Sie schüttelte sich, als wollte sie die Erinnerungen abschütteln.
    Sie schlug Maurice vor, mit den Hunden zu ihr zu kommen. So konnte sie ans Telefon gehen, wenn Luka anrief, und es wäre taktisch sicher nicht schlecht, wenn der merken würde, dass sie eine selbstständige Frau war, die nicht den ganzen Abend auf seinen Anruf wartete, sondern sehr wohl einen Freundeskreis hatte, mit dem sie einen Samstagabend verbringen konnte.
    Sie leerten die beiden Flaschen Wein, die Maurice mitgebracht hatte, und Simone war zum zweiten Mal in dieser Woche sehr betrunken. Allerdings ging sie mit Maurice nicht ins Bett, sondern sie hörten sich CDs an und unterhielten sich.
    Simone fühlte sich in seiner Gegenwart wohl. Es war egal, dass ihre Haare verwuschelt waren, dass ihr Make-up gelitten hatte, dass sie irgendwann Schlafanzug und Socken anzog, weil sie sich darin gemütlicher fühlte, und dass sie ihm kichernd sagte, es gehe ihn gar nix

Weitere Kostenlose Bücher