Im Netz der Meister (German Edition)
Domina-Seite entwickelte.
Simone surfte blind auf sein Profil bei Love.Letters und stöberte in seinem Gästebuch. Er musste oft online gewesen sein, denn zwischen den Feiertagen hatte es viele neue Einträge gegeben. Eine Dame namens Belladonna hatte allein zwanzig Beiträge gepostet. Simone sah sich ihre Homepage an und musste kopfschüttelnd lachen. Es war eindeutig Karin, die hier mit einem weiteren Profil unterwegs war und jetzt offensichtlich Gefallen an Arno gefunden hatte.
Die Welt der BDSMler war eine kleine, dachte Simone. Bei Love.Letters schien sich eine feste Clique etabliert zu haben, und irgendwann war es wohl logisch, dass jeder jedem einmal begegnete.
Simone sah sich Belladonnas Gästebuch an: Es hatte vierzig Einträge – die fast alle von einem Herrn namens »Rosenduftfreund« stammten. Simone las sich durch die Huldigungen, die Belladonna ausnahmslos beeindruckende Schönheit, Bildung, Intelligenz, Witz und Erotik bescheinigten. Sie wunderte sich, weil sowohl die Einträge als auch die Kommentare irgendwie denselben Ausdruck, den gleichen Stil hatten. Ja, sogar einige Redewendungen kamen Simone so bekannt vor, dass sie sich die Zeit nahm, noch einmal Karins andere Profil-Seiten zu besuchen und zu überfliegen.
Da gab es Einträge von Herren, die so exakt in Karins schriftlicher Sprachmelodie verfasst waren, dass Simone nur zu einem Schluss kommen konnte: Karin hatte sich mehrere Männerprofile zugelegt, mit denen sie mit sich selbst in ihren eigenen Gästebüchern flirtete.
Sie schrieb Arno eine Mail und warnte ihn vor Karin-Belladonna, die offensichtlich inzwischen völlig verrückt geworden war.
Dann wandte sich Simone intensiv ihrem Kontakt mit Cornelius zu. Der hatte nämlich Simones Befehl ausgeführt, sich täglich bei ihr zu melden – unabhängig davon, ob sie ihm antworten würde oder nicht.
Cornelius hatte ihr während ihres Urlaubs jeden Abend eine Mail geschrieben, in der er seinen Tagesablauf exakt schilderte. Er erstattete Bericht darüber, wann er onaniert hatte und mit welchen Fantasien das geschehen war. Er berichtete artig von einem Geschlechtsverkehr, der sich nach einem Diskothekenbesuch am ersten Weihnachtstag ergeben hatte. Er bedankte sich in jeder Mail für Simones Aufmerksamkeit und unterschrieb jedes Mal mit den Worten: »... in Demut, Ihr Sklavenanwärter Cornelius.«
Simone hatte diese Tagesberichte von ihm verlangt, um herauszufinden, wie er tickte, welche Fantasien ein devoter Mann hatte – und was ein männlicher Sub bereit war, für eine Herrin zu tun.
Die Bedingungslosigkeit, mit der er sich in die Hände einer Herrin begeben wollte, konnte Simone nicht nachvollziehen. So hatte sie nie gedacht und empfunden, für sie war während ihrer langen Suche nach ihrer neuen erotischen Identität schnell klar gewesen, dass sie weder unterwürfig noch demütig war. Ein bisschen masochistisch vielleicht, vielleicht auch nur neugierig auf etwas, das sie zuvor nicht erlebt hatte.
Ihre neue Rolle als virtuelle Herrin gefiel ihr gut. Es war spannend, zu testen, wie weit sie gehen konnte.
Inzwischen hatten sich mehr als dreihundert Männer bei ihr beworben. Manche schickten ihr unaufgefordert Nacktfotos, andere Detailfotos von ihren Genitalien, einige beschrieben sich auf zehn Seiten, andere auf einer einzigen und viele schickten gleich ihre Adresse und Telefonnummern mit.
Simone war erschüttert angesichts der unglaublichen Anzahl potenzieller Sklaven. Offensichtlich gab es nicht genug dominante Frauen, es schien zahlenmäßig ein immenses Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zu geben.
Arno bestätigte ihr diese Vermutung: »Natürlich ist das so, Lady. Ich hab’s dir schon oft gesagt: Du bist attraktiv, intelligent und dominant – und damit bist du ein absoluter Männertraum für jeden Devoten, der Wert auf Niveau legt und einen hohen Anspruch hat.«
Rule
Simone wusste im ersten Moment nicht, wo sie war. Ihre Lider waren vom Weinen so verquollen, dass sie sie nur schlitzweit öffnen konnte, und durch den Schleier ihrer Wimpern blickte sie auf ein Fenster, dessen schwarze Vorhänge jetzt ein Stück zur Seite geschoben waren. Draußen war es fast dunkel, der Himmel schimmerte grau durch eine mächtige Baumkrone, die sich gemächlich vor den Scheiben wiegte.
Sie bewegte sich ein wenig, unbedacht, und stöhnte gequält auf, als sie ihr wundes Fleisch spürte.
Rule.
Setzte ihr Herz einen Moment lang aus? Vor Schreck, vor Angst, vor Entsetzen?
Sie lag
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