Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Netz der Meister (German Edition)

Im Netz der Meister (German Edition)

Titel: Im Netz der Meister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
Vom Netzwerk:
Sessel zurücklehnte. Ihre Finger zitterten kaum merklich, als sie sich eine Zigarette anzündete und den Rauch tief inhalierte. Sie bekämpfte die aufsteigenden Tränen der Demütigung, kämpfte gegen das Bedürfnis, laut zu schreien, diesen Schmerz hinauszuschreien, damit er endlich leiser würde und ihr nicht weiter die Eingeweide zerriss.
    Sie ignorierte den bohrenden Druck in den Schläfen und ihr Verlangen, sich auf die bonbonfarben gekleidete Frau zu stürzen und ihr jedes ihrer fisseligen Haare einzeln auszureißen, ihr das Gesicht zu zerkratzen, damit dieses höhnische Grinsen aufhörte. Karin hatte ihren schäbigen Triumph gehabt. Nun gut, aber jetzt wollte sie es genau wissen und dafür brauchte sie Nerven. Ich bin stark. Ich lasse mich nicht unterkriegen. Nicht hier, nicht jetzt. Du wirst mir nichts anmerken. Du nicht.
    »Warum verachtet Mark mich?«
    »Weil du eine verheiratete Frau bist. Die Dame seines Herzens, er liebte sie sehrsehr, und er tut es noch, auf seine Weise. Sie betrog ihn mit einem anderen. Er vergaß es seiner Herzdame nie.«
    Simone registrierte die Antwort und reagierte nicht. Sie würde genug Zeit haben, über den Sinn dieser Worte nachzudenken. Kühl und überlegt stellte sie die nächste Frage und beantwortete sie sofort selbst. »Und ihr beide, Mark und du, seit wann seid ihr zusammen? Seit du wusstest, dass ich mich mit Karel traf?«
    Karin ließ sich nicht anmerken, ob sie verärgert über die Fragen oder die Wendung der Situation war. Es war offensichtlich, dass Simone die Führung des Gespräches übernommen hatte.
    Karin sagte: »Manchmal, meine Liebste, fügen sich Dinge, die man nicht beeinflussen kann. Und es nicht will, auch das, jaja. Ich wusste von Karel, sprach dich ja darauf an. Ich hatte ihn noch nicht verloren, als du und er, als ihr euren Flirt begonnen habt. Ich las es bei Love.Letters. Und ich litt, Simone, sosehrsosehr. Aber Karel war, wie er immer ist: Er will etwas und bekommt es. Er wollte dich und bekam dich. Ich sah es dir an, als du zurückkamst. In deinem Gesicht war es zu lesen, dass er dich bekommen hatte. Er hat sich nie wieder bei mir gemeldet.«
    Simones Stimme klang sanft, als sie sagte: »Aber Karin, ich konnte doch nichts dafür! Deine Kommentare, Karel sei das Beste, was mir im Moment passieren könnte, und ich solle ihn genießen, er sei ein Grandseigneur, mit dem du mal ein besonderes Wochenende verlebt hattest – deine Worte habe ich noch im Ohr, das alles klang für mich, als sei das eine vergessene Geschichte.«
    Karin machte eine abwinkende Handbewegung. »Simone. Ich sagte schon, ich wanderte weiter und traf Mark. Kaum hatten wir Kontakt, als ich dich auf seiner Seite sah. Und plötzlich diese neue Dame, Inkognito. Love.Letters lehrt Leben, meine Liebe, und ich habe dich sofort erkannt.«
    »Kunststück, Karin. Wie viele Identitäten hast du denn bei Love.Letters? Zwanzig, dreißig?«
    »Zuviel der Ehre, es sind nur vierzehn. Ich bin eben mal so, mal so, wie ein Prisma so bunt, mit vielenvielen Facetten, die jede für sich mal sehr ausgeprägt oder ganz diskret zum Tragen kommen.« 
    Was lässt diese Schlampe für ein eitles Gesülze los? , dachte Simone, aber sie spielte ihre Rolle weiter.
    »Als du mich bei Mark auf der Seite gesehen hast, hattest du ihn da schon real erlebt?«
    War Karins Lächeln nun selbstherrlich oder dumm oder beides? Simone nahm sich nicht die Zeit, um es zu analysieren. Sie spürte, dass Eitelkeit Karins Schwäche war, eine Schwäche, die sie ausnutzen musste, um zu erfahren, wie und warum Mark ihr diesen weiteren gemeinen Verrat angetan hatte.
    »Ich hatte, meine Liebe. Und ich wollte mir nicht zum zweiten Mal von dir in die Parade fahren lassen. Weißt du, Mark, er mag mich sehr. Auf seine Weise. Er achtet mich. Ich bin nicht verheiratet, ich nicht.«
    »Im Moment gerade nicht«, warf Simone trocken ein.
    Karin ignorierte es. »Er war neugierig auf dich, er gab es zu, als ich ihn auf euren Kontakt ansprach. Und ich ermunterte ihn, zu dir gehen. Ich kenne keine Eifersucht, keinen Besitzanspruch, weißt du.«
    Sie betonte das Wort »ich« besonders.
    »Daher traf es sich sehr gut, dass du einen Abend in Köln vorschlugst. Er war hier bei mir an diesem Wochenende. Er fuhr von hier aus zur Livin’ Lounge. Ich habe ihm den Weg erklärt. Wir hatten es sehr nett, bevor er fuhr.«
    Das breite Grinsen machte Simone wahnsinnig. Sie musste fast kotzen. Sie dachte an die Autofahrt, bei der sie Mark einen blasen musste.

Weitere Kostenlose Bücher