Im Netz der Meister (German Edition)
Leuten aus deiner Gruppe Lustfesseln, die du alle persönlich kennst, und von deinem riesigen Freundeskreis. Du plauderst witzig und unterhaltsam. Ich kriege trotzdem schlechte Laune, weil wir nicht über meine Fragen reden. Stattdessen flirtest du mit mir, erinnerst mich an das »Go« und das »No«.
Ich versuche, mir dich als Dom vorzustellen, es gelingt mir beim besten Willen nicht. Auch wenn du für alle Fälle schon eine Peitsche und Nylons gekauft hast. Die Tüte hängt an der Lehne des Barhockers. Ich greife danach und ziehe die Peitsche heraus. Ganz langsam lasse ich die Lederstriemen durch meine linke Hand gleiten. Sie fühlen sich sanft und weich an.
Du hast meine Augen fixiert. Ich halte deinem Blick stand. Dabei stelle ich mir deinen dicken Bauch in einem weißen Tutu vor. Und krumme, behaarte Beine in hohen Pumps.
Deine Mundwinkel zucken ganz leicht, als ich unerwartet mit der Peitsche fest in meine linke Handfläche schlage.
Ich erschrecke mich selbst. Das war nicht geplant. Was tue ich hier?
Deine Reaktion ist spannend. Du wirkst nervös, ziehst heftig an deiner Zigarette, bläst den Rauch schnell aus. Hast du dir vorgestellt, ich sei eine Domina? Ich lache.
»Warum lachst du?«, fragst du.
»Ich lache dich an, Arno. Es gefällt mir, dass du fahrig bist. Woran denkst du? An diese Peitsche? Auf meinem Arsch?«
Ich mache eine winzige Pause.
»Oder an diese Peitsche auf deinem Arsch?«
Du atmest tief ein. Ich sehe, dass sich unter deiner Anzughose eine Beule abzeichnet. Das darf nicht wahr sein. So einfach ist das? Ich beuge mich vor. Mein Gesicht ist ganz dicht vor deinem. Deine Lider flattern. Mich reitet der Teufel. Ich fasse dir in den Schritt. Du bist kräftig gebaut. Du stöhnst leise auf, so fest greife ich zu. Deine Erektion ist für einen alten Sack beachtlich. Ich höre mich sagen: »Du bist leicht zu beeindrucken, Arno. Ich bin es nicht.«
Du nickst und räusperst dich. Ich lehne mich zurück. Schlage die Beine übereinander, ganz langsam. Du starrst dabei auf meine Schenkel. Meine Güte, du wirst ja wohl nicht sabbern?
Ich bin betrunken. Ich weiß nicht, was ich hier tue. Aber ich weiß, dass es mir Spaß macht. Ich sage jetzt laut und deutlich: »Go.«
Deine Mimik wird schwammig. Damit hast du nicht gerechnet. Du hast geglaubt, ich gebe dir jetzt die Domina. Warum sollte ich? Du bist der Dom. Das hast du den ganzen Abend betont. Jetzt zeig mir, dass du einer bist.
Dein Körper strafft sich. Du sitzt jetzt sehr gerade. Nimmst einen tiefen Zug Bier, steckst dir eine neue Zigarette an.
»Trägst du Strapse, Lady?«
Deine Stimme vibriert, ein klein wenig nur, aber ich bemerke es sofort.
»Ja.«
»Dann geh zur Toilette und zieh die Nylons an.«
Aha. Du willst Zeit gewinnen. Okay.
Ich nehme die Nylons aus der Tüte. Das Klo ist im Keller. Ich ziehe meine Strümpfe aus und die Nylons an. Sie passen nicht richtig, sind mir an den Zehen zu groß. Außerdem werfen sie Falten. Aber sie fühlen sich gut an.
Als ich wieder an der Bar stehe, hast du schon bezahlt und hältst meinen Mantel in der Hand.
»Gehen wir?«, frage ich.
»Ja. Wir gehen zu Messmer und kaufen dir anständige Schuhe. Mit deinen biederen Hausfrauenpumps kannst du dich nirgends sehen lassen.«
Wenn du meinst. Meine Hausfrauenpumps sind von Gucci. Ich habe sie bei Ebay ersteigert und selbst dort noch ein Vermögen bezahlt.
Der Schuhladen ist direkt an der Reeperbahn, nahe des Pavillons, in dem es nachts um zwei die beste Bratwurst gibt. Hier gibt es fast nur Fetisch-Schuhe. Overknees, Plateaustiefel mit zwanzig Zentimeter hohen Absätzen, kitschige und elegante, ordinäre und traumhafte Schuhe. Es gibt Schuhe bis Größe achtundvierzig. Kaufst du dir hier deine Pumps? Ich denke das nur, ich frage es nicht. Du sollst jetzt Dom sein.
Du gehst mit kritischem Blick an den Regalen entlang. Mit schief geneigtem Kopf, wie ein feister Vogel, musterst du die Schuhe.
»Größe?«
»Neununddreißig«.
Du nimmst ein paar schlichte, knallrote Lackpumps aus dem Regal. Sie sind wunderschön und haben mindestens dreizehn Zentimeter hohe Absätze. Sie passen wie angegossen. Als ich damit ein paar Schritte gehen, reichst du mir deinen Arm und stützt mich. Wandern kann man in diesen Dingern nicht. Nur sub-gerecht stöckeln. Ich sage nicht, dass du schon der Zweite bist, der mir rote Schuhe schenkt. Ich muss innerlich lachen. Als Kind habe ich mir so sehr rote Schuhe gewünscht.
Gerald hat mir noch nie Schuhe gekauft. Er ist
Weitere Kostenlose Bücher