Im Netz der Meister (German Edition)
und die Nylons sind, und nimmst mich auf den Arm. Du trägst mich zu einem Denkmal oder einem Brunnen, mitten auf dem Hans-Albers-Platz. Ich bin zu blau, um zu erkennen, ob es ein Denkmal oder ein Brunnen oder beides ist. Du lässt mich vorsichtig herunter, und ich setze mich auf einen Mauerrand. Du kniest dich hin und massierst hingebungsvoll meine Füße. Das tut gut. Jeden Zeh einzeln reibst du zwischen deinen Händen, knetest meine Fußsohlen, ein wenig die Waden, hauchst warmen Atem auf meine Füße und küsst sie. Ob es dir gefällt, vor mir zu knien?
Dann nimmst du meine Guccis aus der Tüte und ziehst sie mir vorsichtig an. Sie sind nach der Tortur in den Lackschuhen bequem wie Turnschuhe.
»Geht es? Schaffst du es bis zum Wagen?«
Wir gehen zu deinem Auto, das noch immer nahe der Davidswache steht, es ist nicht weit. Mit dem Handy rufst du ein Taxi an. Es dauert keine Minute, bis eines da ist. Du lässt die Koffer in das Taxi laden und nennst eine Adresse.
»Wir übernachten privat«, sagst du.
Ich habe keine Lust mehr, ich bin blau und ich bin müde. Es ist mir egal, wo wir übernachten, Hauptsache, ich kann ich mich hinlegen.
Simones Wochenende mit Arno verlief nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte, aber es sollte dennoch bleibende Erinnerungen hinterlassen.
Spät in der Nacht waren sie an einem hohen Mietshaus in St. Georg angekommen. Arno schleppte die beiden Koffer in die zweite Etage, einen Fahrstuhl gab es nicht. Im Treppenhaus roch es nach Urin, Eintopf und verwohnten Wänden. Simone mochte nicht fragen, wo sie waren, ob sie hier übernachten würden, sie war müde und wollte nur schlafen. Als sie die Wohnung betraten, guckte sie als erstes in ein recht geräumiges Zimmer. Direkt neben der Tür stand eine Streckbank. Sie hatte solche Möbel im Internet schon gesehen. Dies war eine schwarze Pritsche, die an den Längsseiten mit dicken, silbernen Nieten verziert war. Zwischen den Nieten waren etwa fünf Zentimeter große Stahlringe befestigt. Simone trat einen Schritt vor und blickte auf ein Drehkreuz, mit dem man die Funktion in Gang setzen konnte. Wie dieses Folterinstrument funktionierte, wollte sie gar nicht wissen, spontan griff sie ihren Koffer, platzierte ihn schnell auf der Streckbank und breitete Mantel, Schal und Handschuhe daneben aus. Arno sollte gar nicht erst auf die Idee kommen, das Teufelsding zu benutzen.
Sie setzte sich auf ein kleines Sofa, das neben der Streckbank stand, und sah sich um. Gütiger Himmel, was war das für eine Wohnung?
Tisch, Sofa, ein Sessel, ein breites Bett auf einem Podest unter dem Fenster, einige gerahmte Bilder mit gefesselten Frauen und Männern. Ihr gegenüber stand ein schwarzer Pranger. Daneben ein etwa vierzig Zentimeter tiefer und einssiebzig hoher Käfig. Die Gittertür war offen, im Schloss steckte ein großer Schlüssel.
»Wer wohnt hier, Arno?«
Er lachte auf. »Die Wohnung gehört einem befreundeten Ehepaar. Er ist Biochemiker an der Uni, sie ist Steuerberaterin. Die beiden leben mit Kindern, Hunden und Oma in einer Villa in Winterhude. Manchmal ziehen sie sich hierher zurück, um zu spielen.«
»Sie haben extra eine Wohnung für ihre Sessions?«
Simone war perplex. Sie stand auf und ging zurück in den winzigen Flur. Ein offenes Regal neben der Eingangstür, auf dem bizarre Schuhe standen: Plateau-Sandalen mit handbreit dicken Plexiglassohlen und Absätzen, die mindestens zwanzig Zentimeter hoch waren. Geschnürte Lackstiefel, die so lang waren, dass sie Simone bis zu den Pobacken reichen würden. Lederstiefel, die an den Seiten mit Metallschnallen geschlossen wurden.
An der Wand darüber waren fünf abgesägte Hockeyschläger befestigt, deren Schlagflächen in den Raum ragten. Daran hingen Ketten, Fesseln, Seile, Geschirre, Halsbänder, säuberlich nach Materialien geordnet.
Simone ging in die Küche. Zwei Wände waren mit grauem Wellblech verkleidet. Unter dem Fenster standen ein Bistrotisch aus Metall und zwei passende Stühle. Cooles Ambiente , dachte sie und fand die gehäkelte Scheibengardine am Fenster dazu lustig. Ein Zweiplattenherd auf einer kleinen Arbeitsplatte, ein Spülbecken, ein Einbaukühlschrank. In einem Regal sah sie Geschirr, eine Kaffeemaschine und diverse Küchenutensilien. In einem Fach, unter den Kaffeepötten, stand eine beachtliche Sammlung Dildos. Einer davon war so dick und so lang wie Simones Unterarm. Direkt neben dem Regal waren zwei mächtige Stahlketten über Kreuz an vier stabil aussehenden
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