Im Netz Der Schwarzen Witwe
unbedingt angeln.
Schöne Freundin.
Natürlich musste Mariah die Schuld dafür bei sich selbst suchen. Schließlich hatte sie Serena versichert, zwischen ihr und Jonathan sei nichts weiter. Dennoch glaubte sie, dass Serena auch wenig Rücksicht darauf genommen hätte, wenn Mariah in diesen Mann verliebt gewesen wäre.
Weder Jonathan noch Serena sahen auf, als Mariah sich leise entschuldigte und zurück an die Bar ging.
Die harte, kalte Wahrheit war, dass sie nicht die geringste Chance gegen Serena hatte, wenn die beschloss, dass sie Jonathan selbst haben wollte. Und momentan sah es ganz danach aus.
Angewidert von allen – einschließlich sich selbst –, stellte Mariah ihr leeres Glas auf die Bar und winkte ab, als der Barkeeper ihr nachschenken wollte. Nein, es wurde langsam Zeit, die Niederlage anzuerkennen und den Rückzug anzutreten.
Der Barmann hatte einen Stift, aber kein Papier, deshalb schrieb sie rasch eine Nachricht auf eine Serviette. „Hatte keine Lust mehr auf die Party. Muss morgen früh raus. Bin schon nach Hause gefahren – wollte nicht, dass du dich verpflichtet fühlst, mich zu fahren. Viel Spaß noch. Mariah.“
Sie faltete die Serviette zusammen und bat den Barkeeper, sie in ungefähr einer Minute Jonathan zu bringen.
Kopf hoch, ermahnte sie sich im Stillen und zog die Pumps aus, um barfuß die Treppe zum Strand hinunterzugehen. Jonathan Mills war ohnehin nicht der Mann, für den sie ihn gehalten hatte. Er gehörte wie alle anderen bloß zum Jetset und war imstande, stundenlang über absolut Belangloses zu sprechen. Nein, sie hatte wirklich mehr von ihm erwartet. Mehr Tiefgang. Mehr Seele. Als sie ihm in die Augen gesehen hatte, war sie sicher gewesen, da sei mehr.
Sie meinte, einen Liebhaber in diesen Augen gesehen zu haben. Dabei war es nur ein Freund.
Mariah ging zum Strand hinunter und machte sich auf den Heimweg, entschlossen, nicht zurückzublicken.
„John.“ Ein Anflug von Erstaunen schwang in Daniel Tonakas Stimme mit, als er ihm die Tür zu seinem Hotelzimmer öffnete. „Gibt es ein Problem?“
John schüttelte den Kopf. Was, um alles in der Welt, machte er hier? „Nein, ich …“ Er fuhr sich durch die noch immer zu kurzen Haare. „Ich sah, dass dein Licht noch brannte und …“ Und was? „Ich konnte nicht schlafen“, gestand er und zuckte die Schultern. „Aber das ist ja nichts Neues.“
Neu war nur, dass er es zugab.
Daniel sagte nichts dazu. Er nickte nur und öffnete die Tür weiter. „Komm rein.“
Das Hotelzimmer war kleiner als Johns, aber mit ähnlichen Möbeln eingerichtet. Auch das Muster der Vorhänge und des Teppichs war gleich. Dennoch sah es hier aus wie auf einem anderen Planeten. John stand ein wenig unsicher herum. Sollte er sich setzen oder stehen bleiben? Oder doch lieber schnell wieder verschwinden, bevor es zu spät war?
Er erinnerte sich daran, wie er früher immer in Tonys Zimmer gekommen war, ohne anzuklopfen, und wie er sich einfach ein Bier aus Tonys Kühlschrank genommen hatte. Dann analysierten sie gemeinsam jedes einzelne Wort, das bei einer Ermittlung im Lauf des Abends gesprochen worden war. Sie suchten nach versteckten Bedeutungen oder Hinweisen, um herauszufinden, ob ihre Tarnung aufgeflogen war oder nicht.
Im Prinzip hatten sie so etwas schon auf der Highschool gemacht, nur drehten sich die Gespräche damals um Mädchen, Basketball oder Ärger mit zwei rivalisierenden Gangs. Damals waren ihnen die Probleme riesig vorgekommen. Rückblickend schienen sie belanglos. Sie wurden in den Straßen ihrer heruntergekommenen kleinen Stadt oft bedroht und aufgefordert, sich für eine Seite zu entscheiden. Tony hielt sich an John und blieb neutral. Sie waren wie die Schweiz, nicht für jemanden und nicht gegen irgendwen.
Die Schweiz. Wow, daran hatte John schon seit Jahren nicht mehr gedacht.
„Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?“, erkundigte Daniel sich höflich. „Ein Bier?“
„Hast du eins?“
Daniel schüttelte den Kopf. „Ich trinke keinen Alkohol.“ Er machte eine Pause. „Ich dachte, das wüsstest du.“
„Ich wusste, dass du in meiner Gegenwart nicht trinkst. Aber daraus habe ich nicht geschlossen, dass du auch dann nie trinkst, wenn wir nicht zusammen sind.“
„Ich trinke nicht“, wiederholte Daniel.
„Ich hätte dich nicht stören sollen. Es ist spät …“
„Pass auf, dass du dich nicht zu heftig an die Verdächtige heranmachst“, warnte Daniel ihn.
John stutzte. „Wie bitte?“
Sein jüngerer
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