Im Netz Der Schwarzen Witwe
Kollege wirkte belustigt. „Ich nehme an, deshalb bist du hier, oder? Um meine Meinung über dich und Serena Westford zu hören.“
John hatte nicht die leiseste Ahnung, weshalb er hier war. Er wandte sich zum Gehen. „Ich überlasse dich wieder dem, was du gerade gemacht hast.“
„John“, sagte Daniel. „Setz dich, trink etwas.“ Er machte den kleinen Kühlschrank auf und bückte sich, um hineinzusehen. „Wie wär’s mit einem alkoholfreien Getränk?“
John setzte sich auf die Kante des geblümten Sofas, und Daniel stellte zwei Dosen Zitronenlimonade auf den Couchtisch.
Daniel setzte sich ihm gegenüber und öffnete eine der beiden Dosen. „Ich habe die meisten eurer Gespräche verfolgt“, berichtete er. „Ich glaube, es lief ganz gut. Serena hat noch von dir gesprochen, nachdem du schon weg warst. Sie erkundigte sich bei ihren Gästen, ob sie dich kennen. Ich würde sagen, sie ist definitiv an dir interessiert. Allerdings spricht sie von dir weiterhin als Mariahs Freund. Aber nicht, damit jeder weiß, wer du bist. Ich habe den Eindruck, es gibt ihr einen gewissen Kick, dass sie dich ihrer Freundin ausspannt.“
John hörte ein wenig verblüfft zu. Er hatte Daniel noch nie so viel reden hören – schon gar nicht, ohne dass man ihn vorher ausdrücklich um seine Meinung gebeten hatte. „Ja, den Eindruck habe ich auch“, bestätigte er.
„Und was wirst du deswegen unternehmen?“, wollte Daniel wissen.
„Was sollte ich deiner Meinung nach tun?“
Es war offensichtlich, dass Daniel sich darüber schon ausgiebig Gedanken gemacht hatte. „Die beste Lösung wäre, dich mit ihrer Freundin erneut zu treffen. Spiele Serenas Spiel. Sorg dafür, dass sie sich noch mehr für dich interessiert, indem du so tust, als seist du nicht so leicht zu haben.“ Daniel betrachtete die bunte Limonadendose in seiner Hand, als sehe er sie jetzt zum ersten Mal. „Aber es gibt noch weitere Dinge zu bedenken.“
„Und die wären?“
Sein Kollege sah John fest in die Augen. „Zum Beispiel die Tatsache, dass du diese andere Lady wirklich gernhast. Mariah. Marie. Wie auch immer sie sich nennt.“
Das konnte John schlecht abstreiten. Aber er konnte versuchen, die Unterhaltung in eine andere Richtung zu lenken. „Mariah hat mich eingeladen, sie morgen früh zur Baustelle von Triple F zu begleiten.“ Das war jedoch gewesen, bevor sie ihn auf Serenas Party komplett ignoriert hatte.
„Also, was wirst du tun?“, ließ Daniel nicht locker.
„Ich weiß es nicht.“
Noch nie hatte John bei einer solchen Entscheidung gezögert. Wenn er die Wahl hätte, etwas zu unternehmen, was ihn in diesem Fall weiterbrächte, dann würde er es sofort tun. Keine Frage. Doch diesmal kam er mit der Vorstellung nicht zurecht, die Gefühle eines Menschen dabei zu verletzen.
Das war absurd.
Und dennoch, sobald er die Augen schloss, sah er Mariah wieder vor sich, wie sie gekränkt die Party ohne ihn verließ. Immerhin war sie noch so nett gewesen, ihm eine kurze Nachricht zu schreiben. Er hatte beobachtet, wie sie hoch erhobenen Hauptes die Treppe zum Strand hinunterging.
Nicht lange danach verließ er ebenfalls die Party und folgte ihr, um sich zu vergewissern, dass sie sicher bei ihrer Strandhütte angekommen war. Von seinem Wagen aus, der mit ausgeschalteten Scheinwerfern am Straßenrand stand, konnte er sie beobachten. Durch die halb geöffneten Jalousien verfolgte er, wie sie sich im Haus bewegte. Er sah, wie sie den Flur hinunterging, Richtung Schlafzimmer, und dabei im Gehen den Reißverschluss am Rücken dieses aufregenden Kleids herunterzog.
Nur wenige Augenblicke später kehrte sie zurück. Diesmal trug sie dasselbe zu große T-Shirt, das sie in der Nacht zuvor zum Schlafen angezogen hatte. Als sie es sich mit einem Buch auf der Couch bequem gemacht hatte, war er weggefahren – aus Angst, dass er, wenn er noch länger bliebe, aussteigen und an ihre Tür klopfen würde, um sich bei ihr zu entschuldigen.
Und wenn sie ihn erst hineingelassen hätte in ihr Haus, wäre er mit Sicherheit in ihrem Bett gelandet. Er hätte sich entschuldigt, und sie hätte die Entschuldigung angenommen. Er hätte sie berührt, und dann wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie sich geküsst hätten. Und von diesem Moment an hätte es kein Zurück mehr gegeben. Dafür war diese knisternde erotische Anziehung zwischen ihnen einfach zu stark.
Danach wäre sie wirklich verletzt gewesen – erst schlief er mit ihr, und dann heiratete er ihre
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