Im Netz Der Schwarzen Witwe
hier“, gestand sie.
„Ich hab dich“, beruhigte er sie. „Und ich werde dich nicht loslassen.“
Zumindest nicht eher, bis sie wieder Boden unter den Füßen hatte.
Er half ihr, sicheren Tritt auf einem der dickeren Äste zu finden, doch sie ließ seine Hand nach wie vor nicht los.
Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt, und in ihren Augen schimmerten Tränen.
„Ich fürchte, ich kann mich nicht mehr lange zusammenreißen“, sagte sie.
„Schaffst du es noch ein paar Minuten?“, bat er. „Wenigstens, bis wir unten am Boden sind?“
Sie lächelte mit zusammengebissenen Zähnen. „Klar.“
Langsam, einen Ast nach dem anderen nehmend, stiegen sie den Baum hinunter. Unten angekommen, musste John sie loslassen.
Renée und Thomas nahmen sie zusammen mit den anderen Helfern in Empfang.
Doch Mariah weinte immer noch nicht, sondern lächelte ihre Helfer an. Sie machte sogar Scherze über ihre Kratzer und den übel aussehenden Riss an ihrem Rücken. Und als Jane Ann und das andere kleine Mädchen, Emma, an ihr hochsprangen und sie beinah aus dem Gleichgewicht brachten, drückte sie beide an sich. John sah deutlich, dass sie dabei vor Schmerz das Gesicht verzog.
Er ging zu Laronda, der Baustellenkoordinatorin. „Ich möchte Mariah ins Krankenhaus bringen“, erklärte er. „Möglicherweise hat sie eine gebrochene Rippe, und der Riss am Rücken muss vielleicht genäht werden. Kann uns jemand fahren, oder wollen Sie mir die Schlüssel für den Van geben?“
„Ich wollte sie eigentlich von Bobby fahren lassen, aber wenn Sie fahren wollen …“
„Auf jeden Fall. Unbedingt.“
Laronda nickte. „Zeigen Sie mir Ihren Führerschein, Mr Mills, dann können Sie den Van nehmen.“
John zog seine Brieftasche hervor. Nichts erinnerte in seinen Papieren an John Miller. Kreditkarten, Pass, Führerschein – alles lautete auf den Namen Jonathan Mills. Er ging noch einmal in den Rohbau, um sein T-Shirt zu holen, und zog es sich auf dem Weg zu Mariah über. Behutsam fasste er sie am Arm und führte sie zum Van.
Sie protestierte. „Ich will mich vorher wenigstens waschen.“
„Du kannst dich im Krankenhaus waschen.“
„Na gut, einverstanden.“
Dass sie nicht weiter protestierte, war kein gutes Zeichen. Offenbar war sie schlimmer verletzt, als sie sich anmerken ließ.
John half ihr auf den heißen Kunstledersitz des Vans. Dann ging er um den Wagen und setzte sich hinters Steuer. Er startete den Motor und fuhr auf die Straße, wobei er darauf achtete, nicht durch Schlaglöcher zu fahren, damit Mariah nicht durchgeschüttelt wurde.
Als er am Ende der Straße an einem Stoppschild anhalten musste, sah er sie an. Sie saß still da, die Augen geschlossen, die Arme um ihren Oberkörper geschlungen.
„Du kannst jetzt weinen“, sagte er leise. „Außer mir ist niemand hier.“
Sie schlug die Augen auf und sah ihn an. John nahm den Gang heraus. Es war verrückt, und er wusste, dass er das lieber nicht tun sollte. Trotzdem streckte er die Arme aus, und sie schmiegte sich hinein, als sie in Tränen ausbrach.
„Ich dachte, das kleine Mädchen würde abstürzen.“ Schluchzend hielt sie sich an ihm fest. „Ich war mir sicher, dass ich sie und mich umbringen würde.“
„Scht“, flüsterte John, das Gesicht an ihre Haare geschmiegt, während er sie sacht an sich drückte. „Ist schon gut. Jetzt ist alles wieder gut.“
Was machte er denn da? Das war der reinste Irrsinn, sie auf diese Weise zu halten und zu trösten … Sein Körper reagierte prompt auf die sinnliche Nähe. Innerhalb weniger Sekunden war Johns Verlangen deutlich größer als sein Beurteilungsvermögen für das, was richtig und was falsch war.
Er durfte sie nicht küssen. Und das würde er auch nicht tun.
„Verzeih mir“, sagte sie, halb lachend, halb weinend. „Ich mache dein T-Shirt ganz nass.“
Er wollte sie küssen. Ihr Mund war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt, aufregend, verlockend …
Er nahm sich zusammen. „Mach dir wegen meines T-Shirts keine Sorgen.“
Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen. „Ich glaube, ich hatte noch nie so viel Angst. Aber ich habe sie nicht fallen lassen. Selbst als mir beim Aufprall die Luft wegblieb und sich dieser Ast in meinem Rücken wie ein Messer anfühlte, habe ich sie nicht losgelassen.“
John strich ihr die Haare aus dem Gesicht, obwohl es besser gewesen wäre, sie nicht mehr als unbedingt nötig zu berühren. Nur empfand er diese Berührung als unbedingt
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