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Im Netz Der Schwarzen Witwe

Im Netz Der Schwarzen Witwe

Titel: Im Netz Der Schwarzen Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Trotzdem träume ich noch heute davon. Ich sehe ihre Gesichter und …“ Er verstummte und wandte sich ab. „Ich sollte dir das nicht erzählen. Ich muss verrückt sein.“
    „Kanntest du die Männer, die es getan haben?“
    Einen Moment lang glaubte sie, er werde nicht antworten.
    „Einer der Typen, die für den Drogenboss arbeiteten, ging mit mir und Tony zur Highschool. Ich frage mich dauernd, ob es wohl seine Kugel war, die Tony getroffen hat. Ich denke ständig, ich hätte auf der Highschool die Chance nutzen und Verstand und Gottesfurcht in ihn hineinprügeln sollen.“
    „Dadurch bist du zu Princess gekommen“, vermutete sie. „Tony war der Freund, der sie dir hinterlassen hat.“
    „Stimmt. Sie vermisst ihn immer noch. Und ich auch“, fügte er traurig hinzu.
    „Du träumst also von seinem Tod. Warst du denn dabei, als es geschah? Du hast es doch nicht etwa mit angesehen, oder?“
    Mit Bitterkeit in der Stimme antwortete er: „Nein, ich kam zu spät.“ Er wechselte das Thema. „Mariah, es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe.“
    Er sprach von den blauen Flecken an ihren Armen, doch für einen kurzen Moment hätte sie schwören können, dass er sich für sein Verhalten auf Serenas Party entschuldigen wollte.
    „Mir tut es leid wegen deines Freundes. Du kanntest ihn seit der Highschool?“
    John zog einen Stuhl an ihr Bett und setzte sich. Warum hatte er Mariah von Tony erzählt? Tony war auf der Highschool nicht mit dem Jonathan Mills aus besseren Kreisen befreundet gewesen. Im Alter von sechzehn hatte Tony sich mit John Miller angefreundet, dem Neuen in der Klasse. Dem armen Jungen, dem Pflegekind, dem Problemkind. Tony hatte aus Versehen ein Fenster kaputt gemacht, und John nahm die Strafe auf sich. Es war nicht schwer, die Lehrer hinters Licht zu führen. Jeder rechnete ohnehin damit, dass das Problemkind aus der Pflegefamilie die Scheibe zerbrochen hatte.
    John hatte lange genug bei seiner Pflegefamilie gelebt, um zu wissen, dass man ihm dort einen langen Vortrag halten, ihn aber nicht schlagen würde. Tony dagegen hatte einen brutalen Stiefvater, den es nicht einmal kümmerte, ob man die Folgen der Schläge im Gesicht des Jungen sehen konnte.
    John war vorgetreten und hatte ein Vergehen auf sich genommen, für das er nicht verantwortlich war. Dafür gewann er Tonys bedingungslose Loyalität. Dabei hatte John die gar nicht gewollt. Zumindest anfangs nicht. Aber nach einer Weile war Tony durch den harten äußeren Kern durchgedrungen, und die beiden Jungen waren Freunde geworden.
    Nur konnte John nichts von alldem Mariah erzählen. Pflegefamilien und Stiefväter passten nicht in Jonathan Mills’ Welt aus Jachtklubs, Tennisstunden und Aktiendividenden.
    „Was glaubst du, mit wie vielen Stichen muss ich genäht werden?“, fragte Mariah und wechselte nach einer ganzen Weile des Schweigens das Thema.
    John winkte ab. „Das weiß ich nicht.“
    Erneut schwiegen sie. John spürte, dass sie ihn beobachtete.
    „Wie geht es dir eigentlich?“, erkundigte sie sich schließlich. „Bei der ganzen Aufregung habe ich völlig vergessen, dass du dich ja vor einigen Tagen noch so krank gefühlt hast, dass du am Strand ohnmächtig geworden bist. Und nun hilfst du schon mit, ein Haus zu bauen, und kletterst auf einen Baum.“ Sichtlich verblüfft fuhr sie fort: „Du trägst nicht nur Janey herunter, sondern auch mich. Wenn du nach deiner Krankheit so stark bist, wie viel Kraft hattest du früher?“
    „Ich fühle mich ziemlich müde“, erklärte er, in der Hoffnung, dass sie darüber hinweggehen würde, dass er ihre Frage nicht beantwortet hatte. Er konnte nur beten, dass sie nicht weiter darüber nachdenken würde, mit welcher Kraft und Leichtigkeit er den Baum hinauf- und wieder heruntergeklettert war. Ein Mann, der gerade eine Chemotherapie hinter sich hatte, wäre dazu kaum imstande. Ihm fiel nur ein Weg ein, sie rasch und zuverlässig von diesem Thema abzulenken. „Mariah … wegen vorhin im Van …“
    Sie errötete, hielt seinem Blick aber stand. „Jonathan, es tut mir wirklich leid. Ich weiß, du willst nur, dass wir Freunde sind. Offenbar brauche ich eine Weile, bis ich es begriffen habe. Aber irgendwann wird das passiert sein und …“
    „Nein, ich wollte mich bei dir entschuldigen.“
    „Bei mir? Warum?“
    „Weil ich dich geküsst habe. Du hast den Kuss erst erwidert. Ich hätte es nicht tun sollen, und deshalb entschuldige ich mich.“
    Sie sah ihn perplex an. Es kostete ihn

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