Im Netz Der Schwarzen Witwe
Töchtern kam in den Raum gestürmt. „Jane Ann ist auf den großen alten Baum hinten im Garten geklettert, und jetzt kommt sie nicht wieder herunter“, jammerte das Mädchen. „Papa meint, er ist zu schwer, um hinaufzuklettern – die Äste dort oben würden ihn nicht tragen. Und Mama hat Höhenangst. Und Janey weint, weil sie sich nicht mehr länger halten kann!“
Mariah sprang auf und rannte los.
John folgte ihr dicht auf den Fersen.
Im Schatten des riesigen Baumes, der den Garten beherrschte, hatte sich bereits eine kleine Menschenmenge versammelt. Es war der perfekte Kletterbaum, mit ausladenden dicken Ästen, die bis in die Reichweite eines Kinderarms nach unten wuchsen. Doch je weiter es den Stamm hinaufging, desto dünner wurden sie. Wo Janey saß und wie eine Polizeisirene heulte, ziemlich nah an der Baumkrone, sahen die Äste sehr zerbrechlich aus.
Mariah bewegte sich schnell und geschickt, als sie den Baum hinaufkletterte. Allerdings war sie auch nicht schwerelos. Obwohl sie John gesagt hatte, sie sei absolut schwindelfrei und könne gut klettern, sah es nach einer heiklen Angelegenheit aus.
„Mariah!“, rief John. „Wir können ebenso gut die Feuerwehr rufen.“
Sie schaute nur kurz zu ihm herunter. „Ich glaube aber, Jane Ann möchte lieber sofort von dem Baum herunterkommen“, erklärte sie. „Ich bezweifle, dass sie bis zur Ankunft des Feuerwehrwagens warten will.“
Er wusste nicht, was er tun sollte – ob er ihr hinterherklettern oder am Boden warten sollte, um einen möglichen Sturz Mariahs oder des Kindes irgendwie aufzufangen. Er wandte sich an den Vater des Mädchens.
„Thomas, habe ich vorn nicht eine Plane gesehen? Eine aus dickem blauen Plastik, die man zum Abdecken eines Daches benötigt, damit es nicht hineinregnet, bis das Dach vollständig gedeckt ist?“
Thomas verstand nicht.
„Wenn wir sie straff halten, könnte sie den Fall des Mädchens abfedern“, erklärte John. „Wir könnten versuchen, Janey aufzufangen, wenn sie fällt.“
Thomas gab einen kurzen Befehl, und zwei Jungen im Teenageralter rannten los, um die Plane zu holen.
John sah wieder hinauf zum Baum. Mariah kletterte inzwischen langsamer und vorsichtiger. Er hörte ihre beruhigende Stimme, mit der sie zu dem kleinen Mädchen sprach, doch die Worte konnte er nicht verstehen. Immerhin war das Kind jetzt still. Was immer Mariah zu Jane sagte, es nahm ihr offenbar ein wenig die Angst.
Die Jungen kehrten mit der Plane zurück, und alle bis auf John fassten mit an, um sie straff zu halten, bereit für den Notfall. John jedoch begann, den Baum hochzuklettern.
Mariah war so weit hinaufgestiegen, wie sie sich traute, und streckte die Hand nach dem Mädchen aus. Den anderen Arm hatte sie fest um den Baumstamm geschlungen, um Halt zu haben. Offenbar versuchte sie, das Kind dazu zu bringen, wenigstens ein kleines Stück näher zu kommen, damit sie es erwischen konnte.
Langsam, Zentimeter für Zentimeter, bewegte Jane Ann sich.
Die Zuschauer unten am Boden seufzten erleichtert, als Mariah das Kind an sich zog und die Arme um die Kleine schlang.
Doch das Schlimmste war noch nicht überstanden, denn vor Mariah lag der Abstieg. Diesmal mit dem zusätzlichen Gewicht einer Achtjährigen.
Mariah testete vor jedem weiteren Schritt, ob der jeweilige Ast auch halten würde, bevor sie ihn mit ihrem vollen Gewicht belastete.
Und dann passierte es.
John sah den Ast, ehe er das laute Knacken hörte. In albtraumhafter Zeitlupe sah er Mariah nach dem Ast über ihr greifen. Ihr ganzes Gewicht und das des Kindes hingen plötzlich nur noch an einem Arm, einer Hand. Ihre Muskeln waren straff gespannt, während sie mit den Füßen verzweifelt nach Halt suchte.
Unaufhaltsam rutschten ihre Finger immer weiter ab.
„Mariah!“, schrie er, als sie fiel.
Doch wunderbarerweise fiel sie nicht tief. Der Sturz endete abrupt, und sie hielt nach wie vor das Mädchen im Arm.
Verantwortlich dafür war ihr Werkzeuggürtel, der sich an einem vorstehenden Ast verhakt hatte. Anscheinend war das Stück stark genug, um sie beide zu halten. Nun hingen sie im Baum wie Weihnachtsschmuck im Tannenbaum.
John kletterte rasch hinauf und spürte die raue Rinde scharf an den Handflächen und Knien, trotz der Jeans, die er trug.
Beim Näherkommen erkannte er, dass Mariah am Ellbogen blutete. Ihre Knie waren auch aufgeschrammt. Der Werkzeuggürtel hielt sie nicht an der Hüfte, sondern eher in Höhe der Rippen. Trotz ihrer misslichen Lage brachte
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