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Im Netz Der Schwarzen Witwe

Im Netz Der Schwarzen Witwe

Titel: Im Netz Der Schwarzen Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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die gleiche Offenheit und Zuversicht aus. Wenn er mit Mariah zusammen war, fühlte er sich bedingungslos akzeptiert. So etwas hatte er seit vielen Jahren nicht mehr empfunden.
    „Sie arbeitete als Sekretärin“, erzählte er weiter. „Obwohl sie ihrer eigenen Überzeugung nach viermal so klug war wie ihr Boss. Ich weiß noch, dass unser Haus im Winter gut geheizt war, obwohl wir es uns kaum leisten konnten. Ihr war nämlich immer so kalt. Ich dagegen lief in T-Shirt und Shorts herum, während sie Pullover und Schal trug.“ Bei der Erinnerung daran musste er lächeln. „Und in einem Jahr ließ sie mich die Farbe aussuchen, in der wir das Wohnzimmer streichen wollten. Da muss ich sechs gewesen sein, und ich entschied mich für gelb. Hellgelb. Sie versuchte nicht, es mir auszureden. Den Leuten fielen fast die Augen aus dem Kopf, wenn sie in unser Haus kamen.“
    „Wann ist sie gestorben?“, fragte Mariah mit sanfter Stimme.
    „Kurz nach meinem elften Geburtstag.“
    „Das tut mir schrecklich leid.“
    „Ja, es war schlimm.“
    „Du sprichst von deiner Mutter, aber du erwähnst nie deinen Vater“, sagte sie.
    Johns Vater war in Vietnam ums Leben gekommen. Er war Sanitäter, der bei der Evakuierung einer bombardierten Marinekaserne getötet wurde, zwei Wochen vor Ende seiner Dienstzeit. Doch hier ging es nicht um John, sondern um Jonathan.
    „Da gibt es nicht viel zu erzählen“, log er. „Er und meine Mutter waren geschieden. Nach ihrem Tod lebte ich bei ihm.“ Er wechselte das Thema. „Wir reden immer nur über mich. Von dir hast du eigentlich noch gar nichts erzählt.“
    „Mein Leben verlief langweilig und völlig ereignislos.“ „Du erwähntest einmal, dein Vater sei an einem Herzinfarkt gestorben“, erinnerte er sie. „Und neulich beim Abendessen hast du mir erzählt, dass du mal verheiratet warst, ohne auf Details einzugehen.“
    „Sein Name war Trevor“, begann sie. „Wir heirateten gleich nach dem College und trennten uns später wegen der Unvereinbarkeit unserer Arbeitszeiten. Falls du dir so etwas vorstellen kannst. Er wollte Kinder, und die passten damals noch nicht in meinen Zeitplan. Also ging er.“
    John schwieg, in der Hoffnung, dass sie noch ein bisschen mehr erzählen würde.
    „Sechs Monate nach unserer Trennung heiratete er erneut“, fuhr sie fort. „Vor einem Jahr bin ich ihm in der Stadt begegnet. Er hatte zwei kleine Kinder dabei. Seine Frau lag im Krankenhaus, wo sie gerade Kind Nummer drei zur Welt brachte.“
    Sie machte eine Pause, bevor sie weitererzählte.
    „Ich sah Trevor und diese Kinder an und dachte, ich müsste mich elend fühlen. Du weißt schon, so nach dem Motto: Das hätte mein Leben sein können, meine süßen kleinen Kinder, mein Ehemann …“
    „Aber?“
    „Aber ich war bloß erleichtert. Mir wurde plötzlich klar, dass ich Trevor nur deshalb geheiratet hatte, weil mir kein guter Grund einfiel, weshalb ich ihn nicht hätte heiraten sollen. Ich liebte ihn, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich auch wirklich jemals in ihn verliebt war. Ich hatte jedenfalls nie das Gefühl, sterben zu müssen, wenn er mich nicht küsst …“
    Sie verstummte, und John merkte, dass er sie anstarrte, sich ihr Gesicht einprägte, während sie auf das Glas in ihren Händen schaute.
    „Wenn ich mich jemals wieder mit jemandem einlasse, dann, weil ich einen Mann gefunden habe, ohne den ich nicht mehr leben kann. Ich will überwältigende Leidenschaft und vollkommen die Kontrolle verlieren“, erklärte sie.
    Die Kontrolle verlieren. Überwältigende Leidenschaft.
    Die Art von Leidenschaft, die Kriege auslöst und Weltreiche zum Einsturz bringt. Die Art von Leidenschaft, die es selbst einem abgebrühten Profi wie John schwer machte, seinen Job zu erledigen. Die Art von Leidenschaft, die in ihm den Wunsch weckte, sämtliche Regeln und Beschränkungen zu brechen, die er sich selbst auferlegt hatte, indem er diese Frau an sich zog und küsste.
    Sie sprach von der glühenden Begierde, die zwischen ihnen aufgeflackert war, obwohl sie nichts weiter taten, als dazusitzen und sich miteinander zu unterhalten. Das zwischen ihnen war etwas Einmaliges, und John machte es schwer zu schaffen, dass er diesem Gefühl nicht nachgeben durfte. Er durfte nicht herausfinden, wohin das mit ihnen führen könnte.
    Mariah war still und schien ihren eigenen Gedanken nachzuhängen.
    John versuchte, sie nicht anzusehen. Doch er scheiterte.
    „Mariah!“ Eine von Thomas’ und Renées kleinen

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