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Im Netz Der Schwarzen Witwe

Im Netz Der Schwarzen Witwe

Titel: Im Netz Der Schwarzen Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nachrichten überbringen würde. Aber er war stattdessen zu Serena gegangen. Wie dem auch sei, das schmälerte das Positive dieser Neuigkeit nicht. Tja, und nun würde er mit Serena zu Mittag essen, und Serena hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass der Tisch nur für zwei war.
    „Ich mache mich lieber wieder auf den Weg“, erklärte sie daher und sah ihm noch einen kleinen Moment länger in die Augen. „Ich freue mich so für dich.“
    John konnte es nicht fassen. Obwohl er Mariah zu verstehen gegeben hatte, dass nur eine rein freundschaftliche Beziehung zwischen ihnen möglich sein würde, hatte sie sich offenbar doch Hoffnungen gemacht. Und diese Hoffnung war in dem Augenblick gestorben, als sie ihn hier mit Serena antraf. Ihre Worte klangen jedoch echt und ehrlich. Er hatte ihr wehgetan, wahrscheinlich sogar sehr, und doch freute sie sich aufrichtig für ihn.
    Mariah wirkte hier im Hotelrestaurant in Shorts und T-Shirt fehl am Platz. Ihr Haar war vom Wind zerzaust, die weichen Locken fielen auf die Schultern herab. Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt, obwohl sie lächelte.
    „Ich freue mich“, wiederholte sie leise.
    Dann drehte sie sich um und ging davon.
    John wollte ihr hinterherlaufen. Er konnte sich kaum beherrschen. Aber er durfte es nun einmal nicht. Er durfte sich nicht einmal anmerken lassen, dass er sich hundsmiserabel fühlte, weil er ihr wehgetan hatte, denn Serena beobachtete ihn genau. Er musste ein heiteres Gesicht machen und so tun, als ginge ihm Mariahs Gekränktheit nicht nahe.
    Es brach ihm das Herz, was ganz erstaunlich war für jemanden, der immer von sich geglaubt hatte, er besäße gar keines.
    „Wollen wir jetzt zum Essen gehen?“, murmelte Serena.
    John willigte lächelnd ein. Heute Abend wollte er ihr den Heiratsantrag machen, und irgendwann im Lauf der nächsten Wochen würde sie versuchen, ihm ein Messer ins Herz zu stoßen.
    Wenn sie Erfolg hätte, würde er sich vermutlich nicht viel anders fühlen als gerade jetzt.
    „Hallo, ich bin’s. Störe ich gerade?“, fragte Mariah.
    Am anderen Ende der Leitung herrschte für einen Moment Schweigen. Dann meldete sich Serena mit kühler Stimme. „Falls du wissen möchtest, ob ich allein bin: Ja, bin ich. Aber ich bin momentan beschäftigt. Ich rufe dich später zurück.“
    Sie legte auf, und Mariah starrte den Hörer in ihrer Hand an. Statt ebenfalls aufzulegen, drückte sie die Wahlwiederholung. Diesmal ging Serena gar nicht mehr ans Telefon. Nicht einmal ihr Anrufbeantworter schaltete sich ein.
    Das war seltsam. Serena war sonst immer beinah besessen von den Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter. Warum sollte sie das Haus verlassen, ohne das Band anzuschalten?
    Bevor Mariah ihr Mittagsgeschirr abgeräumt hatte, klingelte ihr Telefon. „Hallo?“, meldete sie sich.
    Es war Serena. „Entschuldige, aber ich musste da raus. Ich rufe von einer Telefonzelle vor der Pizzeria in Northbeach an. Bei mir wimmelt es von Ungeziefer. Ich hatte eine Invasion von ekelhaften Kakerlaken. Grässlich. Ich verlasse die Insel bis zum Abend und fahre nach Atlanta, wo ich etwas zu erledigen habe. Soll ich dir etwas aus der realen Welt mitbringen?“
    Sie wartete nicht auf Mariahs Antwort. „Du meine Güte, wenn ich die Augen zumache, sehe ich noch immer diese schauderhaften kleinen Biester. Es waren so viele. Der Kammerjäger kam und meinte, sie müssten Gift versprühen und diese Prozedur alle paar Tage wiederholen. Ich habe der Ferienhausvermittlung gesagt, dass ich dieses Haus ganz sicher nicht mehr betrete.“
    „Kommst du denn überhaupt zurück?“, fragte Mariah und wagte kaum zu hoffen, die Antwort werde Nein sein.
    „Selbstverständlich. Wahrscheinlich werde ich für einige Tage im Hotel wohnen, bis ich etwas gefunden habe, das weniger von einheimischen Insekten bevölkert ist.“
    Das Hotel. Dadurch würde Serena näher bei Jonathan sein. Wie praktisch und angenehm.
    Mariah atmete tief ein. „Serena, ich wollte mit dir über Jonathan sprechen.“
    „Er hat sich dermaßen gefreut über seine positiven Testergebnisse“, erklärte ihre Freundin. „Wie ein kleiner Junge. Natürlich bedeutet ein guter Test nicht gleich, dass er schon auf dem Weg der Genesung ist. Er kann nach wie vor an der Krankheit sterben.“
    „Wenn du das denkst, warum bist du dann mit ihm zusammen?“, wollte Mariah wissen. „Du willst doch einen Ehemann, der lebt, oder?“
    Serena lachte. „Einen Ehemann? Wer hat denn etwas von einem Ehemann gesagt?“

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