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Im Netz Der Schwarzen Witwe

Im Netz Der Schwarzen Witwe

Titel: Im Netz Der Schwarzen Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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er das vorerst noch für sich behalten. Aber er durfte sie endlich in die Arme schließen und küssen, ohne die Furcht, dass er ihr am Ende schrecklich wehtun musste.
    John glaubte nicht an Happy Ends und gab sich daher nicht der Illusion hin, er könnte Mariah auf lange Sicht glücklich machen. Eine solche Zukunft war für ihn nicht drin, dessen war er sich sehr wohl bewusst. Doch für eine Weile würde er sie ganz bestimmt zum Lächeln bringen können. Davon war er absolut überzeugt.
    Er ging ins Badezimmer, erleichterte sich und wusch sich. Während das kalte Wasser von seiner Haut perlte, betrachtete er sein Gesicht im Spiegel. Obwohl er endlich Schlaf gefunden hatte, sah er müde aus. Zum ersten Mal seit Jahren verspürte er den Wunsch, wieder zurück ins Bett zu kriechen. Zum ersten Mal seit Jahren war die Aussicht auf Schlaf verlockend, nicht quälend und bedrohlich wie eine knurrende Bestie.
    Da Serena von der Bildfläche verschwunden war, hatte er nichts zu tun, jedenfalls bis Daniel mit Pat Blake gesprochen hatte. So wie er Blake kannte, würde der erst einmal ein Meeting einberufen. Vielleicht kam er persönlich her, um sich den Ort des Desasters anzusehen. Aber das konnte noch Stunden dauern, möglicherweise Tage.
    Mariah erwartete, dass er ging. John wollte bleiben, denn zum ersten Mal seit Tagen durfte er das.
    Er holte tief Luft, ehe er die Badezimmertür öffnete. Mariah hielt sich in der Küche auf, das hörte er am Geräusch des laufenden Wasserhahns.
    „Ich habe Princess etwas Wasser zu trinken gegeben“, erklärte sie, ohne ihn anzusehen.
    John war im Türrahmen stehen geblieben. „Danke“, sagte er und zögerte, plötzlich seltsam verlegen, da er sich von Neuem an sein Weinen vergangene Nacht erinnerte. „Und danke wegen gestern … ich fühle mich …“ Er grinste schief. „Ich fühle mich gut.“
    Erst jetzt sah sie ihn an. „Du hast zum ersten Mal seit Langem wieder geschlafen.“
    „Ja, zum ersten Mal seit über zwei Jahren bin ich nicht vor Sonnenaufgang aufgewacht.“
    „Du hast dir den Kummer über Tonys Tod bisher nie gestattet, nicht wahr?“
    John sah mit zusammengekniffenen Augen aus dem Fenster in die Helligkeit des Tages. „Nein.“
    „Es war nicht deine Schuld, dass er gestorben ist.“
    Er schüttelte den Kopf kaum merklich. „Nein, war es wohl nicht.“ Leise lachend fügte er hinzu: „Ja, ich weiß, dass es nicht meine Schuld war. Vom Verstand her ist es mir vollkommen klar. Wahrscheinlich kann ich es einfach nicht glauben.“ Erneut verspürte er das vertraute Verlangen nach ihr. Er wollte sie in die Arme schließen, doch ihr ganzes Verhalten veranlasste ihn, lieber auf Distanz zu bleiben. „Du könntest mir helfen, daran zu arbeiten.“
    „Nein, tut mir leid, aber das kann ich nicht.“ Sie holte tief Luft. „Ich will nicht mehr deine Therapeutin sein“, eröffnete sie ihm rundheraus. „Womit du zu kämpfen hast, kann man nicht lösen, indem man ein paar Porzellanteller an die Wand wirft oder kleine Entspannungsübungen macht. Du brauchst professionelle Hilfe. Und ich …“ Ihre Stimme brach.
    „Ich möchte, dass du dich von mir fernhältst“, fuhr sie schließlich mit festerer Stimme fort. „Ich kann nicht mehr so tun, als wäre ich nur mit dir befreundet. Mag sein, dass das kleinlich von mir ist, denn du brauchst mich ja wirklich als Freund. Aber ich kann das einfach nicht mehr. Wenn ich dieses verrückte Spiel mit dir weiter betreibe, verliere ich meine Selbstachtung. Ständig frage ich mich, ob du mich willst oder nicht. Jedes Mal, wenn ich glaube, du willst mich, weichst du zurück. Und gerade, wenn ich überzeugt bin, dass du mich tatsächlich nicht willst, siehst du mich auf diese Art an … na, so eben. Verdammt noch mal, hör auf, mich so anzusehen, denn ich spiele nicht mehr mit. Ich will, dass du gehst.“
    John machte einen Schritt auf sie zu. „Mariah …“
    Sie hob ihr Kinn, verschränkte die Arme und behauptete sich gegen ihn, obwohl ihr Tränen in den Augen brannten. „Dahinten ist die Tür.“
    John blieb stehen, aber er machte nicht kehrt. Er sah sie einfach nur an.
    Trotz des ausgiebigen Schlafs wirkte er noch immer müde, bemerkte sie. Seine markanten Gesichtszüge traten scharf hervor. Auf seinen Wangen sprossen frische dunkle Bartstoppeln, was ihm ein noch verwegeneres Aussehen verlieh. Doch es waren seine hellblauen Augen, die sie gefangen hielten. Hinter dem Verlangen, das sie fast ständig darin sah, las sie Reue und

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