Im Netz Der Schwarzen Witwe
sie jemals wiederzusehen. Wahrscheinlich hatte er schon in jener Nacht Hochzeitspläne für sich und Serena gehabt.
Ein weiteres Stück Porzellan zerschellte an der Wand, zerbarst in tausend Stücke, genau wie ihr Herz.
Plötzlich konnte sie die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie sank auf den Kellerfußboden und weinte.
„Kannst du mich hören?“, fragte John die Blumenvase und stellte den Miniempfänger in seinem rechten Ohr ein.
„Roger“, antwortete Daniel in seinem Versteck, etwa eine halbe Meile südlich vom Haus. „Lass uns noch mal die Schätzchen im Esszimmer überprüfen, bevor wir uns das Schlafzimmer vornehmen.“
John betrat das elegante Esszimmer, in dem er eine Reihe nahezu unsichtbarer Mikrofone unter dem riesigen Tisch, an der Anrichte, an einigen Stühlen sowie an einem oder zwei Bilderrahmen angebracht hatte.
Er stand in der Mitte des Raumes. „Hörst du mich?“
„Klar und deutlich“, kam Daniels Antwort. „Warte eine Sekunde, ich muss nur schnell die Feinjustierung für die hier vornehmen … gut, ich hab’s.“
Das Überwachungsgerät in Daniels Wagen sah aus wie eine teure, faszinierende Autostereoanlage. Allerdings war sie äußerst kompliziert zu programmieren – weshalb John froh war, dass Daniel mit dieser Aufgabe betraut war. Er selbst bevorzugte die einfache Ausrüstung, die üblicherweise bei Überwachungen aus einem Van mit getönten Scheiben zum Einsatz kam.
Heute Abend würde er den Empfänger im Ohr nicht tragen können, da sonst die Gefahr bestand, dass Serena ihn entdeckte.
„Ich komme schon klar hier. Du könntest diese Überwachung also bequem vom Hotel aus machen. Sie wird nichts unternehmen, bevor meine Bank das Geld auf ihr Konto überwiesen hat“, erklärte John seinem Partner.
„Ja, ich weiß“, sagte Daniel. „Ich fühle mich nur besser, wenn ich vorerst in der Nähe bin. Irgendetwas liegt in der Luft, das spüre ich genau.“
„Ja, ein Unwetter zieht auf“, sagte John und warf einen Blick aus dem Fenster aufs Meer.
Am Horizont zog sich eine dunkle Wolkenwand zusammen. Die Spätnachmittagssonne schien zwar noch, doch die Luft war so schwül, dass das Atmen schwerfiel.
„Kann schon sein“, meinte Daniel. „Wie auch immer, ich werde hier draußen sein, Kaffee in mich hineinschütten und jedem Wort, das du sagst, lauschen. Also sag nichts, was ich nicht hören soll.“
Das würde kein Problem sein. Unwillkürlich wanderte Johns Blick zum Dach von Mariahs Haus. War sie dort und zerriss gerade Fotos von ihm in winzige Stücke? Oder hielt sie sich im Schlafzimmer auf, wo sie ihre Sachen packte, ihre CDs und diesen lustigen kleinen Lautsprecher, der diese realistischen Wassergeräusche machte? Stell dir vor, du bist an einem ganz besonderen Ort …
„Ist schon etwas von Mrs Mills zu sehen?“, erkundigte Daniel sich.
John riss sich zusammen und lauschte auf mögliche Bewegungen im Haus. Als Serena verkündete, sie werde einen Spaziergang am Strand unternehmen, und ihn fragte, ob er sie begleiten wolle, hatte er abgewinkt. Er hatte erklärt, er sei müde. In Wahrheit wollte er die Gelegenheit nutzen, um die Mikrofone zu platzieren und das Überwachungssystem zu testen. Zuvor war es ihm schon gelungen, einige der kaum sichtbaren Mikrofone anzubringen, noch während sie im Haus war. Einfacher war es jedoch auf diese Weise. Er schaute auf seine Armbanduhr. Serena war vor fünfzehn Minuten gegangen. Es war also durchaus denkbar, dass sie sich auf dem Rückweg befand.
„Ich habe nicht darauf geachtet“, gestand er.
Am anderen Ende der Leitung folgte längeres Schweigen von Daniel. „John, du musst hundertprozentig bei der Sache sein“, sagte er schließlich.
John räusperte sich. „Daniel, du musst für mich rüber zu Mariahs Haus laufen und sie ermutigen, die Insel zu verlassen. Kannst du das für mich machen?“
„Ich bin dir schon einen Schritt voraus“, erklärte Daniel. „Ich habe die Telefonleitung angezapft und höre ihre Anrufe ab. Ich befürchtete, sie könnte deine Tarnung gefährden, wenn sie beschließt, Serena von eurer gemeinsamen Nacht am Tag vor der Hochzeit zu erzählen.“ Er machte eine Pause. „Vielleicht unterstelle ich da zu viel, aber ich weiß, dass du diese Frau sehr magst. Diese Tatsache und deine Unpünktlichkeit beim Meeting mit Blake lieferten mir einen deutlichen Hinweis darauf, dass sie und du …“
„Worauf willst du hinaus?“
„Fakt ist, dass sie ohnehin abreist. Ich habe mitgehört, wie sie
Weitere Kostenlose Bücher