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Im Netz Der Schwarzen Witwe

Im Netz Der Schwarzen Witwe

Titel: Im Netz Der Schwarzen Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie sehen kann.“
    Er kam ihrer Aufforderung nach und setzte sich langsam. Sich hinzusetzen war gut. Auf diese Weise war er seiner Pistole, die er im Stiefel aufbewahrte, deutlich näher.
    „Hände schön auf dem Tisch lassen“, warnte sie ihn.
    Wenn sie bloß näher käme und aufhören würde, auf seinen Kopf zu zielen, dann hätte er eine Chance, an seine Waffe zu kommen. Aber sie achtete sorgfältig darauf, genug Abstand zu ihm zu halten. Sie schien eine sichere Schützin zu sein, ihre Hände waren ruhig. Draußen zuckten Blitze am Himmel, und Donnergrollen war zu hören. Serena schien sich nicht im Geringsten davon irritieren zu lassen. Ihre Konzentration hatte etwas beängstigend Nichtmenschliches.
    Doch möglicherweise fand sie hier und jetzt ihren Meister. Denn auf keinen Fall würde er seinen Partner Daniel sterben lassen. Niemals.
    „Trink den Wein“, befahl sie.
    „Nein.“
    „Komisch. Ich glaube nicht, dass ich das als Frage formuliert habe, auf die man mit Ja oder Nein antworten kann.“
    „Ich trinke den Wein nicht.“
    Sie machte ein Auge zu, als sie zielte und feuerte.
    Der Einschlag der Kugel in seinen Arm warf John beinah vom Stuhl. Sie hatte auf ihn geschossen. Er ließ sich von seinem Schock nicht aus dem Konzept bringen, sondern warf sich mit dem Schwung des Aufpralls nach hinten, sodass er auf dem Boden landete. Er hoffte, die kleine Chance nutzen zu können und auf diese Weise an seine Waffe zu kommen. Doch diese Gelegenheit bekam er nicht, denn schon war Serena um den Tisch herumgelaufen und richtete die Pistole erneut auf seinen Kopf. Ein heißer Schmerz breitete sich in seinem verwundeten Arm aus. John fluchte.
    „Steh auf.“ Wie aus dem Nichts hielt sie auf einmal ein Paar Handschellen in der Hand. „Setz dich wieder und leg die Hände auf den Rücken.“
    John setzte sich auf einen anderen Stuhl und merkte, wie das Blut an seinem linken Arm herunterlief. Außerdem schmerzte die Wunde so heftig, dass er die Zähne zusammenbeißen musste. Serena hielt die Waffe weiterhin auf seinen Kopf gerichtet, und er hatte keinen Zweifel mehr daran, dass sie den Revolver auch benutzen würde. Und sobald eine dieser Kugeln in sein Hirn drang, würde er weder Daniel noch sonst irgendwem helfen können.
    Mariah. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und betete im Stillen, dass sie sich in Sicherheit befand. Um sieben sollte ein Taxi sie abholen und von der Insel bringen. Zwar hatte er keine Ahnung, wie spät es jetzt war, aber es musste bald sieben sein. Bitte, dachte er, mach, dass sie längst fort ist …
    Er fühlte die Handschelle an seinem Handgelenk und spürte dann, wie Serena das Metall durch die Holzstreben der Stuhllehne flocht, ehe sie sein anderes Handgelenk fesselte.
    Unmittelbar darauf zog sie leicht an seinen Haaren im Nacken. Sie schnitt ihm eine Locke ab – wahrscheinlich gehörte das zu ihrem Ritual. Ein bizarres Andenken, ein Souvenir. Vermutlich besaß sie schon eine ganze Sammlung von Haaren. Wenn er die fand, hatte er den Beweis, der sie mit allen Morden in Verbindung brachte.
    „Ich werde nicht zulassen, dass du die behältst“, sagte er.
    Sie lachte nur. „Bist du dir sicher, dass du den Wein nicht willst?“, fragte sie. „Er wirkt schmerzlindernd.“ Sie setzte sich auf den Tisch und legte die Pistole in den Schoß. Allerdings saß sie zu weit weg, um auch nur in Betracht zu ziehen, ihr die Waffe wegzunehmen.
    „Ich kann nicht allein trinken“, erklärte er, um sie irgendwie näher zu sich heranzulocken. Sie sollte versuchen, ihm den Wein mit Gewalt einzuflößen.
    Aber sie lachte nur erneut. „Du glaubst doch nicht wirklich, ich würde zulassen, dass du mir diesen Wein ins Gesicht spuckst, oder?“, meinte sie spöttisch. „Das hier ist ein Designerkleid. Nein, ich denke, das machen wir ganz anders.“
    Sie legte die Pistole auf den Tisch und hob einen der silbernen Speisenwärmer von einem Teller. Statt des gegrillten Hühnchens, das er erwartet hatte, lag auf dem Teller eine Spritze neben der Petersiliengarnitur.
    „Morphium“, erklärte sie. „Das lindert den Schmerz in deinem Arm, und zwar in ungefähr fünf Minuten.“ Sie trat hinter ihn, und er fühlte den kalten Stahllauf der Waffe, den sie gegen seinen Hinterkopf drückte. „Falls du auch nur die kleinste Bewegung machst, schieße ich“, warnte sie ihn.
    Sie zerrte an seinem Hemd, dann spürte er den Stich der Nadel im Rücken. Verdammt, er hatte die Spritze nicht gut genug sehen können,

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