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Im Netz der Sinnlichkeit

Im Netz der Sinnlichkeit

Titel: Im Netz der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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gelernt.
    Sienna stieß hörbar den Atem aus, die Sterne kehrten in ihre Augen zurück. »Das hört sich so normal an.« Ihre X-Fähigkeit war nie auch nur annähernd normal gewesen. »Ich werde also ganz bewusst aufpassen müssen, bis sich der Automatismus einstellt.«
    »Das ist bereits geschehen.« Das kalte Feuer hatte sie von dem Tag an gezeichnet, als das X aktiv und zu einem bestimmenden Faktor in ihrem Leben geworden war. »Du musst nur lernen, dich davon nicht dominieren zu lassen, wenn es nicht notwendig ist.« Sie hatte ein Recht auf ein Leben ohne Furcht, und er würde alles in seiner Macht Stehende tun, damit sie auch danach griff.
    Nie mehr wollte er das Mädchen sehen, dem er nach dem Tod seiner Mutter Kristine begegnet war. Mit fünf hatte Ratsherr Ming LeBon Sienna zur »Ausbildung« zu sich genommen und jeglichen Kontakt zur Familie verboten, ausgenommen ein begrenztes Besuchsrecht der Mutter. Nach dem Selbstmord seiner Schwester konnte Walker nur Zugang zu Sienna erlangen, indem er kaltblütig geschäftliche Interessen geltend machte, denn das Mädchen war eine Lauren, und ihre Fähigkeiten gehörten der Familie. Als Nachlassverwalter von Kristine hatte Walker gewissermaßen ein Anrecht auf Sienna.
    Wenn Ming sich dagegen gesträubt hätte, wäre das ein Affront gegen die Grundfesten der medialen Gesellschaft gewesen, und zu diesem Zeitpunkt trug er noch eine Maske, die ihn zivilisiert erscheinen ließ. Walker durfte Sienna also sehen, allerdings unter strenger Bewachung. Doch das Mädchen war nur noch ein Schatten des lebendigen Kindes, an das er sich erinnerte.
    Ihr Blick war kalt und ausdruckslos, die Stimme flach … ohne Hoffnung.
    Nur durch Judds Fähigkeit, heimlich zu ihr zu teleportieren, und Walkers Fähigkeit, telepathische Verliese zu schaffen, in denen sich Sienna geistig von der dauernden Überwachung durch Ming erholen konnte – eine Fähigkeit, die er Judd beigebracht hatte, der sie an Sienna weitergab –, waren sie hinter die stumpfe Fassade gelangt, die Sienna der Welt zeigte.
    Walker riss sich von der Vergangenheit und dem Zorn los, der in ihm aufgestiegen war. »Das kalte Feuer ist ein Teil von dir, aber nicht mehr länger die bestimmende Facette in deinem Leben.«
    »Nein«, flüsterte Sienna, und auf ihrem Gesicht breitete sich Erstaunen aus. »Jetzt nicht mehr, nicht wahr?« Ihre Mundwinkel hoben sich, sie lachte laut, und in seinem Kopf tauchten wieder Bilder des Kindes auf, dessen leuchtende Augen ihn schon Tage nach ihrer Geburt gefangen genommen hatten.
    »Falls mir irgendetwas zustößt«,
hatte Kristine gesagt und das Laken zurechtgezupft, in dem das kleine Kind in Walkers Armen lag – ein kleiner Beweis ihres unvollkommenen Silentiums,
»wirst du dann über sie wachen?«
    »Bis zu meinem letzten Atemzug.«
    Als Sienna sich lächelnd erhob, stand er ebenfalls auf und nahm sie so fest in die Arme wie einst das Kind, das seine Schwester geboren hatte.
Frei wie ein Vogel wirst du fliegen,
telepathierte er. Es tat so weh, dass Kristine nicht miterleben konnte, welch unglaubliche Frau ihre Tochter geworden war.
Höher und weiter, als sich diejenigen hätten vorstellen können, die dich einsperren wollten.
    Laras Wölfin tapste glücklich in ihr umher, als das Paarungsband pulsierte. Dann fiel ihr Blick auf ein Stück aus blauem und grünem Glas, das Walker einst repariert hatte.
    »Es ist wieder heil, wenn dich ein paar Schrammen nicht stören.«
    Wie immer zog sich ihr Herz zusammen. So war das mit Walker: Er sagte nicht viel, war kein Mann von großen Gesten, doch wenn er dann etwas sagte … »Ich liebe dich so sehr«, flüsterte sie und dachte an die Art, wie er sie im Bett in den Armen hielt, ihr zuhörte und mit ihr sprach.
    Schritt für Schritt kam ihr stiller und starker Gefährte ihr näher.
    Wenn nur Geduld auch bei Alice zu den gleichen Ergebnissen führen würde. Die Wissenschaftlerin regte sich nicht, als Lara sie untersuchte. Die Haut war blass, die Knochen viel zu deutlich sichtbar. Lara suchte zwar immer noch nach Lösungen für eine Heilung, doch da sie ihre Frustration nun abgeladen hatte, würde sie sich wieder auf andere Sachen konzentrieren können, wenn sie das Krankenzimmer verließ.
    Gemeinsam mit der Krankenschwester Lucy hatte sie beschlossen, die relative Ruhe zu nutzen, die ihr das gesunde Rudel momentan verschaffte, um ein paar praktische Dinge zu erledigen. Lucy hatte sich freiwillig bereit erklärt, die Vorräte zu ordnen. Während der

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