Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Netz der Sinnlichkeit

Im Netz der Sinnlichkeit

Titel: Im Netz der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
Schlacht hatten sie Wichtigeres zu tun gehabt, und eine Inventur war dringend notwendig.
    Lara brachte die Patientenakten auf den neuesten Stand. Sie selbst brauchte keine Aufzeichnungen, denn wie die meisten Heilerinnen behielt sie jeden Fall im Gedächtnis, hätte jede Verletzung oder Krankheit aus dem Stegreif referieren können. Doch sie musste an die Zukunft denken – falls sie aus irgendwelchen Gründen von der Bildfläche verschwände, brauchte ihr Nachfolger Informationen.
    Nach zwei Stunden brannten Laras Augen, und sie gähnte pausenlos. Da tauchte Riordan auf der Schwelle zur Krankenstation auf. Der junge Mann hielt sich den Arm auf eine ihr sehr vertraute Weise, und die Langeweile machte der Sorge Platz. »Gebrochen?«, fragte sie und stand auf.
    Er wurde über und über rot. »Nicht richtig.«
    »Nicht richtig?« Sie stand inzwischen neben ihm und sah die charakteristische Schwellung und Verfärbung der Haut. »Etwa nur ein bisschen?«
    Er zog den Kopf ein.
    Das war ungewöhnlich – normalerweise war Riordan jungenhaft forsch. Sie begleitete ihn in den Behandlungsraum und setzte ihn auf die Untersuchungsliege. »Willst du darüber reden?«, fragte sie und tastete den Arm vorsichtig ab. Als Rekrut musste Riordan so schnell wie möglich wieder einsatzfähig sein.
    »Nein.«
    Sie merkte sofort, wie schlimm der Bruch war. Stirnrunzelnd befühlte sie die zersplitterten Kanten und bat Riordan, sich auf den Rücken zu legen. Er weigerte sich erst, gehorchte dann aber doch, als sie eine Augenbraue hob. Die hierarchische Ordnung war ihnen beiden klar.
    »Ich muss das richten«, sagte sie, sobald er richtig lag, dann spritzte sie ihm ein starkes Schmerzmittel, bevor er es zurückweisen konnte. Dominante Gefährten waren immer die schlimmsten – ganz egal, ob sie jung oder alt waren. Als Indigo sich einmal verletzt hatte, musste Lara ihr erst drohen, ihre Mutter zu rufen, ehe sie bereit war, einzulenken.
    Riordan zuckte schon beim leichten Druck der Injektionsnadel zusammen, sodass ihr noch deutlicher bewusst wurde, wie schlimm es um ihn stand. Da sie seinen Stolz kannte, dämpfte sie den Schmerz noch ein wenig mehr mit ihren Fähigkeiten. Erst als der Wolf sich ein wenig entspannte, griff sie erneut nach seinem Arm, um die genaue Lage des Bruchs zu lokalisieren.
    »Ist das so, als hättest du einen Scanner im Kopf?«, fragte Riordan, und seine Stimme klang schon wieder normal.
    »Hmmm?« Ein ungewöhnlicher Bruch – als wäre der Knochen zermalmt. Wäre Riordan kein Gestaltwandler mit den starken Knochen ihrer Gattung, hätte sie wahrscheinlich nur feine Splitter vorgefunden anstelle von Knochenstücken.
    »Ich habe mich schon immer gefragt, was du siehst, wenn du auf Heilmodus schaltest.«
    »Es ist nicht wie bei einem Scanner«, murmelte sie und richtete die heilenden Kräfte auf die Bruchstellen. »Viel weniger visuell.« M-Mediale dagegen sahen es tatsächlich so wie auf einem Scan, das wusste Lara, weil sie im Medizinstudium Gelegenheit gehabt hatte, mit einer ganzen Reihe von ihnen lange Gespräche zu führen.
    Vor allem deshalb hatte sie die Medialen schon differenzierter gesehen, bevor die Laurens zu ihnen gekommen waren. Die medialen Studenten, die sie kennengelernt hatte, hatten zwar eher in technischen Termini als gefühlsbetont gesprochen, doch wollten sie ausnahmslos Kranken und Verletzten helfen. Aufgrund dieses Engagements war die Kategorie der M-Medialen die bekannteste und am meisten anerkannte der medialen Kategorien.
    »Es ist mehr ein Spüren«, fuhr sie fort. »Schwer zu beschreiben. Einen Augenblick lang werde ich beinahe ein Teil deines Körpers und kann genau bestimmen, was verletzt ist.«
    Riordan sah seinen Arm an. »Wow, ist ja irre«, sagte er, fast euphorisch von den Schmerzmitteln. »Tut gar nicht weh, obwohl du das mit meinem Arm machst.«
    Sie achtete auf Venen und Blutgefäße, als sie die Knochen wieder an die richtigen Stellen rückte, denn sie wollte ihm keinen weiteren Schaden zufügen. »Das ist ein schlimmer Bruch, Rory.«
    Er verzog das Gesicht. »Sei bloß still. Meine Freunde haben den Kindernamen doch schon fast vergessen«, flüsterte er.
    Ihre Lippen zuckten. »Ich werde sie nicht daran erinnern, aber nur, wenn du mir sagst, wie du das geschafft hast.« Riordan gehörte nicht zu den Gefährten, die oft Unfälle hatten.
    Seine Wangen röteten sich, und er blickte bedeutungsvoll auf die Tür. Lara schloss sie und machte sich dann wieder an die Arbeit. Dabei tat sie

Weitere Kostenlose Bücher