Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Netz des Drachen

Im Netz des Drachen

Titel: Im Netz des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
Vom Netzwerk:
Fähigkeiten des jeweils anderen und keiner wollte sich auf eine Auseinandersetzung einlassen. Ob ihre Spieler den Namen Anfolas noch gelesen hatten und daher wussten, dass sich noch ein Avatar in der Nähe befand, konnte der Erste Detektiv jedoch nur vermuten.
    Justus machte sich ebenfalls wieder auf den Weg und blieb dabei noch eine Weile unter seiner Tarnkappe verborgen. Die Gegend, durch die Anfolas jetzt streifte, wurde baumreicher und hügeliger. Doch die Szenerie blieb trist und grau. Und gruselig. Einmal sah er sogar ein Skelett, das an einem Strick von einem Ast baumelte.
    Zwei weiteren Wesen begegnete er, einem Faun und einer Hexe. Aber beide konnte er mit seiner Tarnkappe in die Irre führen. Der Balken war jedoch mittlerweile zur Hälfte rot geworden und Justus musste jetzt bald wohl oder übel das Risiko eingehen, die Tarnkappe für eine Weile abzulegen. Er beobachtete die Anzeige am oberen Bildrand, und als der Name der Hexe erloschen war, schaltete er die Tarnkappe aus. Umgehend erschien der Zauberer.
    Justus fühlte sich plötzlich irgendwie nackt. Wie auf dem Präsentierteller. Vorsichtig, Schritt für Schritt bewegte er sich weiter. Der kleine Wald, in den Anfolas jetzt trat, bot ihm dabei kaum Schutz. Die anderen Figuren würden ihn zwar nicht gleich entdecken, aber dass er hier war, würden sie ja sofort lesen können.
    Doch bis auf ein paar seltsame Tiere, die ihn mit funkelnden gelben Augen aus hohlen Baumstämmen heraus anstarrten, befand sich niemand in diesem Wald. Anfolas erhöhte sein Tempo. Und als er auf der anderen Seite des Gehölzes wieder ins Freie trat, hielt der Erste Detektiv kurz die Luft an: dort unten in der nebelumflossenen Senke stand die Turmruine!
    Plötzlich klingelte das Telefon und Justus zuckte erschrocken zusammen. Er versetzte Anfolas in den Ruhe-Modus und nahm ab: »Hier Justus Jonas von den drei Detektiven.«
    »Hallo, Just, ich bin’s, Peter.«
    »Peter! Was gibt’s? Wart ihr bei Pickett?«
    »Allerdings!« Der Zweite Detektiv schilderte in aller Kürze, was sich im Büro des Sheriffs zugetragen hatte, und erzählte Justus von ihrem Fund draußen auf dem Parkplatz.
    »Derselbe Abdruck? Ganz sicher?«
    »Haargenau derselbe.«
    »Und dieser Zabriski war auch da?«
    »Er verließ das Büro kurz vor uns.«
    Justus runzelte nachdenklich die Stirn. »Nun gut. Auf den ersten Blick könnte man schlussfolgern, dass der Abdruck von Pickett, Benedict oder Zabriski stammt. Aber auf der anderen Seite wissen wir nicht, wie alt dieser Abdruck ist und wer auf diesem Parkplatz in letzter Zeit herumgelaufen ist. Es hat zwar bis heute gegen Mitternacht geregnet, aber seitdem könnten da eine Menge Leute unterwegs gewesen sein.«
    »Das ist genau das, was Bob und ich gesagt haben.«
    »Und Sheriff Pickett: Du sagst, er hat keinerlei Reaktion gezeigt, als ihr ihn auf Baron und auf den Drachenschatz angesprochen habt?«
    »Abgebrüht wie ein Teebeutel.«
    »Hm.« Justus überlegte. »Na gut. Wir bohren da weiter nach. Seid ihr schon auf dem Weg nach Dragoncourt?«
    »Bob hält gerade vor dem Tor.«
    »Okay. Schaut euch die Ruine mal an. Ich habe sie auch gerade im Land der Drachen entdeckt. Wenn einer von uns etwas hat, telefonieren wir. Ich werde mir dann später Onkel Titus’ Pick-up leihen und zu euch stoßen.«
    »Geht klar.«
    »Und, Peter?«
    »Ja?«
    »Seid vorsichtig!«
    Justus legte auf und dachte noch eine Weile nach. Die Zusammenhänge wurden immer noch verworrener und bisher sah er nicht den kleinsten Schimmer am Ende des Tunnels. Mit einer steilen Falte zwischen den Brauen wandte er sich wieder dem Land der Drachen zu.
    Nachdem er Anfolas zurück in sein virtuelles Leben gerufen hatte, ließ er den Zauberer hinab in die Senke laufen, aus der die Turmruine wie ein riesiger mahnender Zeigefinger in den grauen Himmel ragte. Zur Sicherheit aktivierte Justus wieder die Tarnkappe, auch wenn sich ihre Energie in der Zwischenzeit nur äußerst wenig aufgeladen hatte.
    Und sehr schnell sollte sich erweisen, dass diese Entscheidung richtig gewesen war. Drei Wesen ging er damit aus dem Weg, die ebenfalls zu dieser Ruine wollten: der Hexe, einem Zentauren und – Guinevere. Doch während die Hexe und der Pferdemensch nur kurz einen Blick in die Ruine warfen und sich dann nicht weiter für das alte Gemäuer interessierten, trat die Elfe zielstrebig durch den verfallenen Eingang und verschwand im Halbdunkel.
    »Sie weiß es also auch«, murmelte Justus. »Und vielleicht weiß sie mehr

Weitere Kostenlose Bücher